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Fluchend schlug er die Tür hinter sich zu. Er hatte es verschissen. Komplett. Wie hatte er nur so dumm sein können? Seinem Impuls nachgeben können?

Wieso hatte er sie küssen müssen? Ihre langjährige Freundschaft riskieren müssen. Er war sich ja nicht einmal sicher, ob sie genauso fühlte wie er oder ihn immer noch als großen Bruder betrachtete, den sie nie hatte und sich immer gewünscht hatte. 

Wann hatte es sich bei ihm geändert? Seit wann hatte er angefangen in ihr mehr als eine Freundin zu sehen? Sie nicht mehr wie eine kleine Schwester zu betrachten? 

Ihre Freundschaft ging weit bis zu ihren Kindheitstagen zurück. Schon damals waren sie mehr Geschwister als Kindergartenfreunde gewesen. Hatten sich gegenseitig beschützt und an schlechten Tagen aufgemuntert. 

Er war an ihrer Seite gewesen, als sie sich endlich von ihrem Ex-Freund trennte. Wie oft er ihr gesagt hatte, er sei Gift für sie, bis sie es selbst erkannt hatte. 

Sie war an seiner Seite geblieben, als alle anderen ihm den Rücken gekehrt hatten. Und hatte ihm zurück in die richtige Spur geholfen. 

Stöhnend lies er sich mit dem Rücken an der Tür zu Boden gleiten. Er hatte sich in sie verliebt und versucht, die Gefühle trotz allem zu unterdrücken. Er hatte sie schließlich nicht verlieren wollen. 

Warum also hatte er sie geküsst? Verdammt! Er schlug seinen Kopf gegen die Tür hinter ihm. Vor seinen geschlossenen Augen sah er wieder ihre verschreckten Augen. Er raufte sich die Haare. 

Warum hatte er sich von dem Moment mitreisen lassen müssen? Sich zu ihr beugen müssen und seine Lippen auf ihre legen? Sie hatte kurz gezögert bevor sie ihn dann panisch von sich geschubst hatte und ihn erschrocken angesehen hatte.

Er war sich seinem Fehler direkt klar gewesen. "Es ... es tut mir Leid" hatte er gestammelt. "Ich hätte dich nicht küssen dürfen."

Sie hatte nichts darauf erwidert, sondern sich einfach umgedreht und war gegangen. Hatte ihn alleine da stehen lassen. Er hatte sie verloren, wurde ihm klar. 

Oder er hatte sie einfach nur so überrumpelt, dass sie nicht wusste, wie sie reagieren sollte. Sie machte das öfters. Sich einfach zurück zu ziehen, wenn sie nicht weiter wusste. 

Nein! Er machte sich falsche Hoffnungen. Immerhin kannte er sie gut genug, hatte sie so oft mit anderen Typen gesehen. Er wusste wie sie reagierte, wenn sie jemandem angetan war oder ihn abwies. Noch nie war sie reaktionslos gegangen. 

Ein Klopfen ertönte hinter ihm. Verwirrt horchte er auf. Dann ertönte seine Wohnungsklingel. Schwerfällig erhob er sich. Er erwartete keinen Besuch. Oder doch?

Langsam öffnete er die Tür und stockte, als er sie davor stehen sah. Sie war zu ihm zurück gekommen. Er schluckte schwer. Ermahnte sich, nicht zu hoffnungsvoll zu sein. 

Der Boden der Tatsachen kam schneller als seine Gedanken. Kaum hatte er die Tür komplett geöffnet trat sie vor, holte mit der Hand aus und pfefferte sie ihm entgegen. 

Erschrocken hob er die Hand zu seiner schmerzenden Wange. Sie hatte ihm eine Ohrfeige verpasst. Und keine sanfte. Er wusste, dass er sie verdient hatte. Ihm entwich nicht mal ein "Aua" da schlang sie ihre Arme um seinen Hals und küsste ihn stürmisch.

Überfordert legte er seine Hände auf ihre Hüfte und lies sich von dem Kuss mitreißen. Er zog sie näher an sich und in seine Wohnung rein. Mit dem Fuß schubste er die Tür zu. Ohne sich von ihr zu lösen drückte er sie gegen sie Tür. Überrascht schnappte sie nach Luft, als sie zurück stolperte und gegen die Tür prallte.

"Sorry" murmelte er an ihren Lippen. Sie löste sich von ihm und bog den Kopf zurück um ihn ansehen zu können. "Das sollte dir auch leid tun" meckerte sie plötzlich und drückte ihn bestimmt von sich. 

Verwirrt schaute er ihr entgegen. Was war denn jetzt los? "Warum küsst du mich einfach so?! Du hast mich verdammt noch mal überfallen! Kannst du mich nicht wenigsten vorwarnen? Dann sterbe ich wenigstens nicht in deinen Armen!" 

Warte, was? Er wusste nicht, was sie von ihm wollte. Hasste sie ihn jetzt? Hatte es ihr gefallen? Sie war einfach so gegangen. Hatte ihn dann mit einer Ohrfeige bestraft nur um ihm dann um den Hals zu fallen. Was wollte sie?

"Und dann sagst du, du hättest mich nicht küssen sollen? Aber warum nicht? Und warum hast du mich gerade trotzdem zurück geküsst?" Er war immer noch verwirrt. 

"Sag doch was" flüsterte sie plötzlich und klang flehend. "Bitte! Sag was, damit ich damit umgehen kann."

Endlich verstand er. Es ging ihr genauso wie ihm. Und jetzt hatte er sie so überfordert, dass sie damit nicht klar kam. 

Mit einem Schritt überwand er die Distanz zwischen ihnen wieder. Legte eine Hand in ihren Nacken und zog sie nah an seine Lippen.

Eindringlich sah er ihr in die Augen. "Ich will dich.  Mit allem drum und dran. Wollte dich aber auch nicht verlieren, falls du nicht das gleich empfindest" erklärte er ihr.

Sie brauchte diese Worte. Seine Ehrlichkeit, damit sie verstand. Ein Kuss alleine würde nicht ausreichen um ihr Gedankenchaos zu stoppen. 

"Okay." Das war das einzige was sie über die Lippen brachte. Aber es reichte ihm. Sie hatte verstanden, zugestimmt und ihn nicht wieder weg gestoßen, legte ihre Hände auf seine Brust und reckte sich ihm sogar noch etwas entgegen.

 Er beugte sich zu ihr vor und berührte ihre Lippen wieder. Ihre Hände krallten sich in sein Oberteil und zogen ihn noch näher an sich. 

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 11 ⏰

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