Kapitel 38

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In der Notaufnahme herrschte reger Betrieb, wie immer. Ein Kind mit einem Stift in der Nase, zwei junge Männer, die sich geprügelt hatten, ein alter Herr mit Herzbeschwerden, ein junges Mädchen mit einer Schnittwunde...
Nichts ungewöhnliches. Bis die Ersthelfer eine schreiende und um sich schlagende Frau hereinrollten. Äußerlich waren keine Verletzungen zu sehen; offensichtlich erlitt sie einen mentalen Zusammenbruch.
Zwei Krankenschwestern eilten auf sie zu.
„Sie hat im Supermarkt angefangen sich selbst zu verletzen", begann einer der Sanitäter die Sachlage zu erklären, „laut Zeugen hat jemanden die letzte Milch vor ihr bekommen."
Eine der Schwestern schnaubte abfällig, als die Sanitäter wieder weg waren und sich die hysterische Frau in der Obhut des Krankenhauses befand.
„Schrecklich; diese Leute, die schon wegen einer Kleinigkeit so ausrasten. Die sollte man einfach weg sperren, wenn sie nicht für unsere Gesellschaft geeignet sind."
„Sei nicht so hart", widersprach ihre Kollegin, „wahrscheinlich hat der Vorfall in dem Supermarkt für sie nur das Fass zum Überlaufen gebracht. Alles, was von innen ausgefressen ist, bricht schon beim kleinsten Windhauch zusammen."

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