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Am nächsten Morgen wachte ich auf
Es war nicht so ein schöner Start in den Tag, wie an dem vorherigen Tag. Ich lauschte ein wenig den Geräuschen. Plötzlich sprang ich auf. Es hörte sich an wie Kampfgeschrei.
Könnte es sein...waren es Bären? Und wenn ja, wer kämpfte gegen sie? Ich lief an Max' Schlafplatz vorbei. Kurz stockte ich, er lag nicht mehr dort. War er schon gegangen? Ich zuckte mit den Schultern. Sollte mir recht sein. Er hatte mich sowieso nur genervt.

Die Kampf laute hörten allerdings nicht auf, weshalb ich mich dazu entschied schnell zu meinen Waffen zu laufen. In der kleinen Kammer angekommen blieb mir das Herz stehen. Mein Stab war weg. Meine liebste Waffe, die einzige mit der ich mich zu wehren vermochte, einfach geklaut. Doch es war keine Zeit, darüber nach zu denken. Kurzerhand schnappte ich mir also den Bogen, der dort lag und ein paar Pfeile. Ich war nicht sonderlich gut im Bogenschießen, doch wenigstens hatte ich eine Waffe.

Ich atmete einmal kurz durch, bevor ich einen Pfeil in die Sehne legte. Entschlossen stieß ich die Türe meiner Hütte auf und machte mich bereit sofort loszulassen. Doch was ich dort sah, war keine braune Bestie mit Rasiermesser scharfen Klauen, sondern nur Max, der mit einem Stock wild durch die Luft wedelte. Genervt lies ich den Bogen wieder sinken. Ich beobachtete ihn kurz. Gestern hatte ich mich gewundert warum er keine Waffen bei sich trug, jetzt wusste ich es.

Ich lies meinen Blick über seinen Körper schweifen. Zu meinem Entsetzen trug Max nicht einmal ein Hemd. Dieses lag zerlöchert neben der Türe. Wut kochte in mir hoch, wie konnte er es wagen meine Waffen anzurühren? Ich fragte mich auch, warum das Hemd überhaupt nicht mehr an seinem Körper haftete. Es war Mitte Herbst, wieso trug dieser Vollidiot kein Hemd!?

„Oh hey schlafmütze, hab dich gar nicht bemerkt!", rief er, als er mich entdeckt hatte. Scheinbar hatte er sich zu mir umgedreht, als ich in meinen Gedanken verloren gewesen war. Wiederwillig schaute ich wieder zu seinen Augen und sah wie er mir zu winkte. „Hab ich gemerkt", grummelte ich. Ich war immernoch wütend auf ihn, weil er meine Waffen genommen und mein Hemd zerfetzt hatte.

Max legte meinen Stab nieder und kam schnellen Schrittes auf mich zu. Was hatte er denn jetzt vor? Umso näher er mir kam, desto besser konnte ich seinen Körper sehen. Ich konnte seine kompletten - stark trainierten - Bauch- und Brustmuskeln sehen. Ich muss zugeben, so einen schlechten Körper hatte dieser junge Mann nicht.

Sofort als mir diese Gedanken gekommen waren, streubte ich mich dagegen. Ein schämisches Lachen überzog sein Gesicht. Angeberisch spannte er seinen verdammt großen Biezeps an und spottete: "Was ist los, Großmaul? Haben meine Muskeln dir die Sprache verschlagen?"

Leider hatte er mit dieser Vermutung absolut Recht. So einen trainierten Körper hatte ich nicht in meinen schönsten Träumen bei jemandem wie ihm erwartet. Ich versuchte cool zu wirken und meine Nervosität zu überspielen. "Träum weiter, Angeber! Ich bin nur noch ein wenig müde.", entgegnete ich schließlich mit unsicherer Stimme.

Ungläubig nickte er. "Natürlich, es liegt natürlich nur daran, dass du noch müde bist.", spottete er weiter. Am liebsten hätte ich meine Faust dierekt in sein Gesicht gedonnert, aber ich beschloss mich zurück zu halten. Immer wieder sagte ich mir, dass meine Zeit noch kommen würde. Irgendwann könnte ich es ihm heimzahlen, dafür musste ich mich aber noch ein wenig gedulden.

Mein Blick glitt wieder an die Stelle, an der mein Stab unberührt auf dem Boden lag. Augenblicklich kochte wieder die Wut in mir hoch. Ich machte einen Schritt auf ihn zu.
„Jetzt hör mir mal zu kleiner, nur weil ich so freundlich war und dich hier schlafen gelassen habe, heißt das nicht, dass du einfach an meine sachen gehen kannst! Ist das klar?!", schnauzte ich.

Er lachte, ein spöttisches Lachen. Schon wieder. Er tat so als würde er sich die Tränen weg wischen und atmete tief durch. „Hast du mich gerade klein genannt?", spottete er. Ich nickte, unsicher in dem was ich tat. Er kam langsam näher auf mich zu und drückte den Bogen, der noch immer locker in meiner Hand lag, auf den Boden zu, sodass ich ihn los lassen musste. Dann schaute er mir wieder tief in die Augen und grinste. „Vergiss nicht, dass ich größer bin als du, Süße!"
Das hatte er nicht gesagt. Jetzt konnte ich mich nicht mehr zurück halten. Meine flache Hand schleuderte mit einem lauten knall gegen seine Wange.

Drachen AugeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt