Kapitel 1

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Madelyn Genervt versuchte ich mich durch die Menschenmenge zu quetschen, die sich in dem viel zu kleinen Raum tummelte. Der Geruch von Schweiß und Sägespänen lag in der Luft und ich musste dauernd aufpassen, dass ich nicht von irgendeinem wild gestikulierenden Arm getroffen wurde. Wäre ich mit Simon gegangen wäre das Ganze deutlich einfacher gewesen. Als mich nun auch noch irgendjemand von hinten anrempelte, war es mit meinen Nerven endgültig vorbei. „Können sie nicht aufpassen?!", versuchte ich möglichst ruhig zu sprechen, was mir allerdings nicht wirklich gelang. Kopfschüttelnd ging ich weiter.

Endlich sah ich meinen Bruder. Er stand neben Will und es sah so aus, als würde er ziemlich stark auf ihn einreden. Ich richtete meine weißen, relativ weiten Ärmel, die ungefähr ab der unteren Hälfte meines Unterarms mit einer engen Knopfleiste zusammengehalten wurden, und strich über meinen hellblauen Rock, der unter meiner Brust mit einer Art Korsett zusammengeschnürt war und dann untypischerweise erst ab meiner Hüfte weiter wurde, dann ging ich mit großen Schritten auf meinen Bruder zu.

„Madelyn?!", ungläubig sah Will zu mir, ehe er schnell auf mich zu kam und mich stürmisch umarmte. „Was tust du hier, Schwester?", wütend sah Simon zu mir herüber. „Ich habe genau das gleiche Recht wie du hier zu sein, Bruder", ich ließ Will los, der nur grinste und auf die Tribüne zuging, da der Wettkampf wohl bald beginnen würde. Im Vorbeigehen klopfte er Simon leicht auf die Schulter. „Außerdem wollte ich Will wiedersehen", prüfend zog ich eine Augenbraue hoch. „Das hättest du auch unter anderen Umständen tun können. Dies ist kein Ort für...", begann er doch ich unterbrach ihn: „Ach halt die Klappe" Ich ging an ihm vorbei und hob meinen Rock leicht hoch um besser die Stufen hochzukommen. Als ich vor einer, noch relativ leeren Reihe ankam, drehte ich mich zu meinem Bruder um: „Kommst du, oder wirst du dich weiter aufführen wie ein kleines Kind?" Simon schüttelte nur leicht den Kopf, setzte sich dann aber doch in Bewegung. Als er neben mir stand hakte ich mich grinsend bei ihm ein und wir setzten uns gemeinsam relativ mittig, sodass wir einen sehr guten Blick auf die Tribüne hatten.

So wie ich Simon kannte, würde er allerdings nicht lange sitzen bleiben. Langsam glitt mein Blick über das große Podium auf dem schon unzählige Leute standen oder saßen. Als ich zu den Reihen uns gegenübersah, blieb mein Blick unwillkürlich an einem Mann mit braunen Haaren hängen. War das...? Prüfend kniff ich die Augen zusammen. Nein das konnte nicht. Solche Zufälle konnte es nicht geben. Es durfte sie nicht geben. Schnell schüttelte ich den Kopf, um die hochkommenden Erinnerungen loszuwerden. „Hat Lady Danbury dich einfach so gehen lassen?", riss mich mein Bruder aus meinen Gedanken. „Ja, nein, was war die Frage nochmal", verwirrt sah ich ihn an, „Entschuldige, ich war etwas in Gedanken." Wissend nickte Simon: „Hast du einen jungen Herren in der Menge gesehen, der deine Aufmerksamkeit so gänzlich beschlagnahmt hat" Betroffen fasste er sich an die Brust. „Nein, aber Lady Danbury hat mich durchaus über deine Umstände in Kenntnis gesetzt", grinsend sah ich ihn von der Seite an. Genervt stöhnte Simon auf.

„Also stimmt es?!", aufgeregt ließ ich seinen Arm los und drehte mich nun ganz zu ihm, „Jemand hat es tatsächlich geschafft dir den Kopf zu verdrehen? Etwa jemand anderes als dein Spiegelbild?" „Was haben sie bloß im Ausland mit dir getan, Schwester? Früher warst du um einiges netter", empört sah er mich an. Ich zuckte nur mit den Schultern: „Werde ich sie kennenlernen? Ich hoffe doch ich werde sie kennenlernen?" „Nein", erwiderte er nur kurz angebunden. „Wie, nein?", empört sah ich ihn an. „Sie hat sich für jemanden besseren entschieden", murmelte er und nickte in Richtung eines Mädchens, dass sie ziemlich an den Prinzen neben ihr zu klammern schien. „Bitch", entfuhr es mir ungewollt. "Warte ich hab eine Idee", murmelte ich und hakte mich wieder möglichst eng bei Simon ein. "Madelyn, was zur...?", verwirrt sah mein Bruder zu mir. Schnell rutschte ich noch ein Stück näher an ihn heran: "Spiel einfach mit!" "Ich werde bei so etwas nicht mitmachen, Schwester!", er versuchte sich von mir zu lösen, doch ich hielt ihn weiter fest. "Willst du sie jetzt zurückgewinnen oder nicht?", fragend sah ich ihn an. Als ich keine Antwort bekam, zischte ich ihn erneut leise zu: "Dann Spiel mit!" An Simons Blick konnte ich sehen, dass er noch etwas sagen, doch dann läutete die Glocke, die den Start des Wettkampfes bekannt gab.

Grinsend lehnte ich mich an ihn. Während des Kampfes, der eigentlich relativ interessant war, lehnte ich mich immer wieder besonders nah zu meinem Bruder und flüsterte ihm irgendwelche Bemerkungen über Leute, die auf den Tribünen saßen, zu. Immer wieder lachte Simon leicht. Ob das jetzt an der Tatsache lag, dass er das Mädchen neben dem Prinzen eifersüchtig machen wollte oder daran, dass sie wahrhaftig lustig war, lag, wusste ich nicht. Doch mein Plan schien aufzugehen, denn das Mädchen sah immer verbissener zu uns. Sie war ganz eindeutig eifersüchtig. Möglichst unauffällig stieß ich Simon meinen Arm in die Rippen, um ihn auf sie aufmerksam zu machen.

Als ich schräg an ihm vorbeisah, fiel mein Blick auf eine Frau, die in meine Richtung sah. Sie trug ein Kleid, das relativ schäbig aussah und welches mich an ein paar der Bäuerinnen erinnerte, die ich bei meiner Reise hier her auf den Feldern gesehen hatte. Stutzig machte mich aber ihre aufrechte Haltung. Sie schien ganz und gar nicht zu der einer Bäuerin oder Bediensteten zu passen. Auch ihr stolz gehobenes Kinn, deutete darauf hin, dass sie nicht aus einem niedrigeren Rang war. Sogar ihre Augen schienen vor Dominanz zu strahlen. Freundlich lächelte ich ihr zu. Ohne mein Lächeln zu erwidern, schien ihr kühler Blick ins Leere zu gleiten. Vermutlich hatte sie mich gar nicht angesehen, sondern war nur in Gedanken gewesen. Erneut ertönte die Glocke und der Kampf war beendet. Will hatte gewonnen.

Twisted Love (Bridgerton ff)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt