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Half A Man
Dean Lewis

Half A ManDean Lewis

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Ezra

Erst als Sadie die Kinder ins Bett gebracht hatte, begann ich die Fragen zu stellen. Die ganze Fahrt über ließ mich die Angst und das Adrenalin nicht still sitzen. Aber Moe's Blick hat mir klargemacht, nichts zu sagen, während die Kinder im Wagen waren. Doch nun waren es nur noch wir drei in der schwach beleuchteten Küche.

Sadie hatte sich müde an die Theke gelehnt. Moe saß erschöpft auf einem Hocker. Ich war der einzige der kurz vor einer Panik Attacke in der Mitte der Küche stand. Die gute Laune, die Euphorie, von heute Nachmittag, schien auf einmal unheimlich weit weg. Aufgebracht fuhr ich mir durch die Haare.

„Was war das gerade?", fragte ich die Beiden und deutete auf die Haustür. Moe hob müde den Blick. „Cash will anscheinend sein Geld etwas früher diesen Monat." Sollte mir das irgendwelche Fragen beantworten? Das tat es nämlich nicht. Eher im Gegenteil! „Cash? Und was für Geld? Seid ihr etwa in der Mafia?!"
Dafür würde ich sicher nicht bezahlen!

„Schwachsinn!", zischte Sadie und fuhr sich über die Stirn. „Schwachsinn?", fragte ich entsetzt. War das alles, was sie zu sagen hatte? „Killian wird gerade auf irgendeinem Parkplatz zu Tode geprügelt und ihr fahrt einfach davon? Was seid ihr für-" Bevor ich ein weiters Wort sagen konnte, wurde ich gewaltsam gegen den Kühlschrank gedrückt. Moe hatte mich am Kragen gepackt und atmete tief und schwer.

Ich bekam ein Deja-Vu.

„Halt die Klappe!", schrie er mich an, seine Augen seltsam glänzend. Es war nicht nur Wut, die seine Stimme so verzehrte. Auch Angst ließ sie beben. Moe hatte Angst. „Halt die Klappe! Es gibt Dingen, die du nicht verstehst!" Ruckartig ließ er mich los und taumelte zurück. „Du hast ja keine Ahnung.", flüsterte er, eine Hand auf dem Hinterkopf.

„Dann klärt mich auf!", bettelte ich, weil ich dieses ganze kryptische Gehabe nicht mehr aushielt. Sie wechselten einen kurzen Blick, eine Art stumme Absprache, bevor Sadie seufzte. „Unser Vater liebte Glücksspiele." Sie schien nach den richtigen Worten zu suchen und ich wusste, dass was auch immer jetzt kam, nicht angenehm werden würde...

Sadie begann zu erzählen: „Deswegen war es nicht verwunderlich, dass er schnell einen großen Haufen Schulden anhäufte." Ich merkte, dass ihre Hände immer noch zitterten. Als sie meinen Blick bemerkte, verschränkte sie die Arme, um sie zu verstecken. „Als er dann ins Gefängnis musste, machte Cash uns schnell klar, dass er sein Geld zurück haben wollte, egal von wem."

Ich musste mich setzten. Mir war klar gewesen, dass sie es nicht leicht gehabt haben, über die Runden zu kommen. Aber das ... Sie waren doch alle noch Kinder! „Also habt ihr Schulden bei diesem Cash? War er das? Am Parkplatz?"
Moe schüttelte den Kopf. „Oh nein. Cash macht sich seine Hände nicht dreckig. Das war nur ein Handlanger."

Mir wurde schlecht. „Ist es okay, Killian einfach allein zu lassen? Hätten wir ihm nicht helfen sollen?", er könnte jetzt sonst wo, tot in einem Graben liegen. „Glaub mir, es ist besser sich nicht einzumischen.", murmelte Moe, und seine Augen erzählten Geschichten von vergangenen Fehlern.

Ich wollte gar nicht wissen, wie es für ihn sein musste. „Moe", Sadie ging auf ihn zu und zwang ihn sie anzusehen. „Wann ist das nächste Rennen?" Moe versuchte auszuweichen, aber es gelang ihm nicht. Rennen? Es gab immer noch Teile, die ich nicht verstand.

„Ich weiß es nicht. Ich hab auch nicht mitbekommen, dass er sich angemeldet hat."
Sadie packte ihn wütend an den Schultern und schüttelte ihn leicht durch. „Verarsch mich nicht! Er ist nicht nur so heute aufgetaucht. Also... Wann fährt er?" Moe griff nach ihren Handgelenken, versuchte, sie zu beruhigen.
„Ich schwöre, ich sage die Wahrheit. Ich weiß nur..."
„Nun spuck es schon aus!"
„Das nächste Rennen ist morgen. Aber Lee hätte es mir gesagt, wenn er teilnehmen würde."

Sadie wich vor ihm zurück. „Bist du dir da sicher? In letzter Zeit wird er immer waghalsiger, nur wegen dem Scheiß Geld!", rief sie und ihr traten Tränen in die Augen, die sie schnell wieder wegwischte.

„Was für Rennen?", fragte ich.
Die beiden schwiegen. Sahen nicht einmal zu mir. „Ihr habt mir schon fast alles erzählt. Jetzt bringt es auch nichts mehr zu schweigen!", rief ich frustriert, als ich merkte, dass sie ihre Mauern wieder aufbauten.

Moe drehte sich zu mir, „Vor vier Jahren, hatten sie nicht die möglichen Mittel, die monatlichen Gebühren abzuzahlen. Deswegen", er suchte meinen Blick „Deswegen hat Cash ihm ein Angebot gemacht."

Ein Angebot? „Wenn Killian an einem illegalen Straßenrennen teilnimmt, würde er die Frist aufschieben." Mein Atem stockte. Straßenrennen? Waren die nicht verdammt gefährlich? „Seit dem verdient er immer wieder ein wenig Geld, in dem er sich auf dieses verdammte Motorrad schwingt.", fluchte Sadie.

„Und er ist verdammt gut. Einer der besten Teilnehmer. Deswegen will ihn Cash auch bei sich aufnehmen. Aber Killian lehnt jedes Mal ab. Egal wie viel Geld er bietet, er ist nicht so dumm um diesen Deal anzunehmen. Denn wenn du einmal einer von Cash Leuten bist, kommst du da nicht mehr so schnell raus.", sagte Moe.

Die Art wie er das sagte. Der mitleidige Blick den Sadie ihn daraufhin zu warf. Da realisierte ich.
„Du hast Cash Deal angenommen, nicht wahr?"
Moe atmete zittrig ein bevor er nickte. „Ich habe das Geld gebraucht." er fuhr sich zittrig durch die Haare. „Daher kenne ich Lee auch."

„Warte", warf ich ein. Wenn das alles vor vier Jahren war, dann ... „Heißt das, Killian war erst 16?" Das Bild eines naiven Jungen, mit schwarzen Locken, tauchte in meinem Kopf auf. Lee, der doch nur seine Familie beschützen wollte. Irgendwas in meiner Brust schmerzte.

„Damals hatte unsere Tante unser Sorgerecht, aber sie war nie Zuh-"
Die Tür wurde geöffnet. Sofort sprangen wir alle auf. Killian taumelte ins Wohnzimmer. Er ging seltsam gebeugt und sein Atem kam abgehakt. Auf seinem Shirt waren Flecken zu sehen, die sehr nach Blut aussahen.

„Scheiße!", fluchte Moe, als er zu seiner Seite rannte und einen Arm um ihn schlang, damit er nicht umkippte. Als er sich aufrichtete, zog ich scharf die Luft ein, sein rechtes Auge färbte sich bereits Lila. Sadie schlug geschockt ihre Hand vor den Mund.

„Ist halb so schlimm. Nur ein paar blaue Flecken.", wimmelte er ab und steuerte mit Moes Hilfe auf die Couch zu. Als er sich mit einem Zischen setzte, fiel sein Blick auf mich. Hilflos stand ich im Raum, unschlüssig, was ich tun sollte. Ich sah seinen Schmerz, den er so sehr versuchte sich nicht anmerken zu lassen.

„Was macht der noch hier?", presste er aus zusammen gebissenen Zähnen hervor, und katapultierte mich wieder in die Wirklichkeit. War das jetzt ernsthaft seine größte Sorge?„Verschwinde!", zischte er mich an, währende er sich auf der Couch ausbreitete.

Ich fühlte mich seltsam vor den Kopf gestoßen. Ich wusste das ich hier nicht hergehörte, nicht erwünscht war, doch die letzten Stunden... Ach war ich doch erbärmlich! War ich jetzt ernsthaft verletzt wie ein kleines Kind? Nichts hatte sich verändert! Die Tatsache, dass ich nun mehr über sie wusste, war für mich nicht wichtig. Hier ging es nur um den Deal.

Kaum zu glauben, dass ich auch nur einen Hauch Mitleid für dieses Arschloch hatte. „Raus hier!", schrie er und ich zuckte kaum merklich zusammen. Und ich hatte mir doch wirklich Sorgen um ihn gemacht. Ich war der naive Junge.

Lee.", ermahnte in Sadie geschockt, doch ich winkte nur ab und nahm meine Jacke, die ich über einen Stuhl gelegt hatte. „Lass es Sadie. Ich geh nach Hause." Sie warf mir einen entschuldigenden Blick zu, bevor sie sich besorgt über ihren Bruder beugte.

Ich hatte es gesehen. Die Scham die Lees Blick füllte als er merkte, dass ich nun wusste.

Ich sah zu ihm, lies mir meine Gefühle nicht anmerken.
„Wir sehen uns morgen, Arschloch."

Bad Influence [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt