17| Von Drachen im Keller

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Gives You Hell
The All-American Rejects

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Ezra

„Alles ok bei Ihnen, Mr. Coldwell?", fragte mich Graham und blickte zu mir zurück. Verwirrt blickte ich auf. „Ja, wieso?" Ich erkannte hinter ihm, dass die Ampel immer noch rot war. Graham zögerte, so wie immer, wenn er dieses eine Thema ansprechen wollte. „Sie haben sich schon wieder gestritten. Warum diesmal?" Und da war es.

Müde lehnte ich meinen Kopf auf den Rücksitz. Ja, warum eigentlich dieses Mal? Ich wollte heute Morgen mal das Wasser aus testen. Wollte wissen, ob es schon was ahnte, da ich die letzten Tage meine Pausen mit Sadie und Moe verbrachte. Aber ich hätte mir gleich denken können, dass das noch niemanden interessierte. Ich würde bald meinen Einsatz steigern müssen.

Der Streit, der darauf folgte... ehrlich gesagt hatte ich schon wieder vergessen, warum er mich dieses Mal angeschrien hatte. „Machen sie sich keine Sorgen.", antwortete ich knapp und hoffte, er würde es damit belassen. Graham kniff seine Lippen zusammen und wandte sich wieder dem Straßenverkehr zu.

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Ich zögerte drei Sekunden, bevor ich klopfte.
Der Tumult, der darauf folgte, war nicht zu überhören.
„Geht mal jemand an die Tür!"
„Kann nicht, bin mitten im Spiel!"
„Die Tür! Jetzt!"
„Ist das Lees Freund? Ich mach auf!"
„Hey! Du kannst doch nicht einfach aufhören, wir-"
„Kann mal jemand Lee Bescheid sagen, dass sein Liebster vor der Tür steht?"
„Geht jetzt mal jemand endlich an die Tür!"
Ich unterdrückte ein Grinsen, als die schwere Holztür endlich aufgerissen wurde. Lizzy blickte mir mit großen Augen entgegen. Ihre Wangen färbten sich ein schüchternes Pink, als ich sie zu Begrüßung angrinste.

„Hi!", ich vergrub meine Hände in meinen Hosentaschen und spähte an ihr vorbei ins Wohnzimmer. „Komm ich gerade ungelegen?"
„Nein! Gar nicht.", Lizzy öffnete mir die Tür ganz und ich ging an ihr vorbei. In diesem Haus schien es nie ruhig zu sein.
Silas, saß am Fernseher, ein Mario-Kart-Spiel pausiert, und starrte seine Schwester böse an, die sich darauf hin wieder neben ihn plumpsen ließ.
„Man, ich war gerade dabei, zu gewinnen."
Am Esstisch, saß der andere Wachhund. Wie hieß er nochmal? Ich konnte mir nie seinen Namen merken. Rick?

Zu Begrüßung warf er mir nur einen finsteren Blick zu, bevor er sich wieder auf sein Telefon Gespräch konzentrierte. Vor ihm tausende von Dokumenten ausgebreitet. Bevor ich einen Blick darauf erhaschen konnte, um herauszufinden, woran er da gerade saß, kam Sadie aus der Küche. Ihre Locken sahen wilder aus als sonst. Um ihre Hüften war eine schon etwas ranzig aussehende Schürze gebunden, auf der 'Küss den Koch' stand. Ihr folgte ein Geruch, den man schon fast als verbrannt einordnen konnte.

„Killian ist im Keller.", sagte sie zur Begrüßung und pustete sich eine Strähne aus der Stirn. „Er hatte einen scheiß Tag, also viel Spaß."
Oh na toll. Mein Blick führte zu der Treppe, die nach unten führte. „Willst du mit uns ne Runde spielen?", fragte eine zögerliche Stimme und ich drehte mich um. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu realisieren, dass Silas, derjenige war, der mich etwas gefragt hatte. Verwirrt sah ich ihn an und er deutete mit der Hand auf den immer noch pausierten Fernseher. „Du kannst auch mit Toad spielen, wenn du willst?", bot er mir an, auch wenn ich an seinem Blick erkannte, dass er das nicht so toll finden würde.

„Tut mir leid, ich muss zuerst euren Bruder besuchen." Auch wenn ich jetzt lieber jedes Rennen durchgespielt hätte, als mit dem Kotzbrocken zu reden. Aber die Gala meines Vaters rückt immer näher und bis jetzt weiß ich von Lee nur, dass er so ziemlich jedes Schimpfwort kennt, was es gibt. „Aber wann anders mal bestimmt.", versprach ich, aber da hatte er sich bereits wieder dem Spiel zugewandt.

Seufzend ging ich die Treppe nach unten.
Der Raum, den ich betrat, war riesig und gestützt von ein paar Holzpfosten. Neugierig sah ich mich um. Es sah aus als hätte man eine Auswahl von ranzigen Möbeln hier runtergeschleppt. Kein Teil schien zum andern zu passen. Erstaunt stellte ich fest, dass sie hier unten sogar einen Billardtisch hatten, auch wenn der aussah als hätte man ihn von einer Müllhalde geklaut. Mein Blick huschte zu Lee.

Er stand in der Mitte des Raumes und verprügelte gerade einen Boxsack. Dieser schwang so stark hin und her, dass ich mich fragte, ob der arme Sandsack ihm irgendwas getan hatte. Unschlüssig stand ich am Eingang. Er hatte mich noch nicht bemerkt, da er mir den Rücken zugewandt, und Kopfhörern in den Ohren hatte. Ich wollte gerade etwas sagen, um auf mich aufmerksam zu machen, als mein Blick auf seinen nackten Oberkörper fiel.

Schweiß glänzte auf seiner Haut, die mit Tattoos übersät war. Ich erkannte einen Drachen, der sich von seinem Rücken bis über seine Schulter zog. Die schwarze Tinte war wundervoll geschwungen und es schien als hätte sich das wilde Tier an seine Muskeln geschmiegt. Gerade als ich die restlichen Motive betrachten wollte, hörte er auf zu boxen. Mit brennenden Wangen wandte ich meinen Blick ab. Was zum Teufel tat ich da? Und was war falsch mit mir?

Ich klopfte in dem Moment, in dem er seine Kopfhörer aus den Ohren zog. Schwer atmend drehte er sich zu mir um, als er mich sah verfinsterte sich seine sowieso schon düstere Miene. Ich lehnte mich an den Eingang. „Was willst du hier", war die einzige Begrüßung, die ich bekam. Hatte er es schon vergessen?
„Es ist Zeit für ihre Befragung, Mister Green." Er verzog angeekelt sein Gesicht. „Nenn mich nicht so."

Er ging auf das Sofa zu, das am Rande stand, und schnappte sich das Handtuch, das er darüber geworfen hatte. Verwirrt folgte ich ihm und ließ mich in einen ranzigen Sessel gegenüber fallen. „Wie soll ich denn sonst nennen? Lee?" Ich begann zu grinsen. „Darling?"
Er sah mich über seine Schulter hinweg an. „Wenn du dieses Wort nochmal aussprichst, reiß ich dir die Zunge raus."

Mein Grinsen blieb. Er zog sich ein T-shirt über und ließ sich genervt auf das Sofa fallen. „Für dich, Killian."
Ich ließ ihn nicht aus den Augen. Es schien, als würde ihn meine bloße Anwesenheit ungemein anstrengen. „Ich darf dich nicht mal Lee nennen?", fragte ich.
„Nein." Er zögerte. „Nur in der Öffentlichkeit."

Er legte den Kopf in den Nacken und atmete tief durch. Ich erinnerte mich an das, was Sadie gesagt hat. Er hatte einen schlechten Tag. Und tatsächlich schien er angespannter als sonst. Unter seinen Augen zeichneten sich tiefe Augenringe. Vielleicht, sollte ich das hier verschieben? „Wir können-"
„Nun fang schon an.", forderte er mich mit geschlossenen Augen auf.

„Was willst du wissen?"
Ich starrte ihn ungläubig an. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass es so leicht sein würde.
Der Sessel unter mir knarzte, als ich mich zufrieden zurücklehnte.

„Lass uns ein Spiel spielen."

Bad Influence [BxB]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt