Dancing in the Sunlight

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Während der kurzen Fahrt in der kleinen schwarzen Limousine, mit der Chis mich abgeholt hatte, wollte er mir nicht verraten, wo wir hin fahren würden. Er meinte, es sein eine Überraschung. Dem entsprechend hoch sind jetzt auch meine Erwartungen, als der Wagen vor einen Hochhaus hält. Eingehend betrachte ich das Gebäude. Glasscheibe schmiegt sich an Glasscheibe und bildet so eine durchsichtige Wand, die sich über mehrere Etagen in die Höhe erhebt. Meiner Meinung nach ist das Gebäude nichts besonderes. Es sieht eben wie ein typisches Bürogebäude aus. Chris jedoch geleitet mich zielstrebig zum Eingang, an dem uns zwei Türsteher empfangen und uns die Türen öffnen, nachdem Chris vier Eintrittskarten aus seinem Jackette hervorzaubert. Wir treten ein und ich sehe mich einem endlos langen Gang gegenüber, der von gedimmten Licht erleuchtet wird. Mit einem selbstsicheren Lächeln führt mich Chris weiter und schon bald kann ich flackernde Lichter ausmachen.

Schließlich bleiben wir vor einer weiteren Glastür stehen, hinter der sich eine riesige Terrasse erstreckt, auf der sich bereits einige Paare zur Musik bewegen, die dumpf durch die Scheibe an mein Ohr dringt. Es sieht sehr idyllisch und romantisch aus, vor allem da sie die Sonne bereits wieder unter geht und dem Ganzen eine mystische Atmosphäre verleiht. Als ich mich Chris zuwende, werde ich Zeugin, wie er sich seine goldene Manke aufsetzt, die er plötzlich in den Händen hält. Ich vermute, dass einer seiner Bodyguard ihm diese gereicht hat. Beide halten sich wie immer sehr diskret im Hintergrund.
Metallisch-goldene Federn umrahmen jetzt seine Augenpartie und lassen ihn wie einen verwunschenen Prinzen wirken. Galant hält er mir anschließend die Tür auf, was mich dazu verleitet mit einem majestätischen Nicken -in meiner Vorstellung zumindest- an ihm vorbei in Freie zu treten, hinein in ein Meer aus sanften und melodischen Klängen. Wie verzaubert lasse ich die Szene, die sich mir bietet noch einmal auf mich wirken. Die Tanzenden werden von einigen Feuerstellen eingerahmt, die die Luft angenehm warm halten, sodass ich heute Abend sicherlich nicht frieren werde. Am Rand stehen einige Musiker, die mit ihren Streichinstrumenten, die lieblichen Klänge erzeugen, die leicht wie eine Feder durch die Luft schweben. Wäre ich eine Künstlerin, hätte ich mein perfektes Motiv gefunden. Das Licht der Sonnte verleiht dem Anblick zusätzlich einen strahlend goldenen Glanz.

Von Chris werde ich geradewegs auf die Tanzfläche geleitet und finde mich nur wenig später eng an ihn geschmiegt in einem langsamen Walzer wieder. Voll und ganz verlasse ich mich dabei auf Chris Führungsqualitäten und werde nicht enttäuscht. Zielsicher absolvieren wir die Schrittfolge immer und immer wieder. Bald schon legt sich ein seliges Lächeln auf meine Lippen und ich bin mir sicher, dass dieser Moment perfekt ist und ich mich niemals wieder von dem Mann an meiner Seite trennen will. Zwar ist unsere Beziehung auf eine harte Probe gestellt worden, aber schließlich haben wir uns, und wieder zueinander gefunden.

Ich schrecke je auf, als ein lautes Geräusch ertönt, das die Musik für eine Sekunde zerreißt. Daraufhin erklingt ein spitzer Schrei von der Dame recht neben mir. Verwirrt und von dem vergangen Moment benebelt, blicke ich sie an. Mit bleichem Gesicht steht sie da, die Hände gegen ihre bebende Brust gerückt und schaut nach unten. Ich folge ihrem Blick, kann aber zuerst nicht richtig einordnen, was ich da vor mir sehe. Ganz eindeutig ihren Tanzpartner. Aber warum liegt der auf dem Boden? Und Warum hat er einen so großen roten Fleck auf seinem weißen Hemd? Mit einem Ruck werde ich zur Seite gerissen und damit vollends aus meiner Benebelung.
Der Mann wurde erschossen. Langsam sickert die Erkenntnis zu mir durch, was zur Folge hat, dass ich panisch die Augen aufreiße. Wieder ertönt ein Schuss, der die Luft durchschneidet und dessen Luftzug ich nahe meines Gesichts spüre.
Ach du Scheiße, da schießt jemand auf uns!
Mit einer kalten Hand greift die Angst nach mir. Die positiven Gefühle sind mit einem Schlag hinweggefegt. Adrenalin flutete meinen Körper. Ruckartig reiße ich meinen Kopf herum, um den Schützen zu erspähen. Neben den Musikern werde ich fündig und springe sofort auf, als ich die auf mich gerichtete Waffe erkenne. Keinen Moment zu spät. Die für mich bestimmte Kugel schlägt neben mir in den Boden ein, dicht gefolgt von einer zweiten, die mich nur knapp verfehlt. Chris reiße ich dabei mit mir herum und sorge so dafür, dass auch er einer Kugel entgeht, die von einem zweiten Schützen abgefeuert wird, der neben dem Anderen auftaucht. Mir bleibt keine Zeit zum Nachdenken. Mein Überlebensinstinkt übernimmt die Kontrolle. Mit wenigen Schritten haben wir die Glastür erreicht, durch die wir vor ein paar Minuten gekommen waren. Mit einem Ruck ziehe ich sie auf und stürme dicht gefolgt von Chris hinein. Die Tür schlägt zu und ich kreische auf, als sie von einer Kugel zersplittert wird.

"Schnell Hannah, wir müssen hier weg!" Jetzt übernimmt Chris die Führung und zieht mich auf den Ausgang zu. Stolpernd folge ich ihm, riskiere aber einen Blick über die Schulter. Ich sehe, wie Chris Bodyguards die Männer zu überwältigen versuchen, was auf mich wie ein Deja Vu wirkt. Doch diesmal scheint es nicht so leicht die Angreifer auszuschalten. Einer der Schützen geht zu Boden, doch der zweite fackelt nicht lange und erschießt einen der beiden Retter. Scharf ziehe ich die Luft ein und wende mich wieder ab. Am Ausgang angekommen hechten wir an den verdutzt drein blickenden Türstehern vorbei in die nächste Seitengasse.
Doch Sekunden später sind die schnellen Schritte einer dritten Person hinter uns zu hören. Noch bevor ich zurückblicken kann, um heraus zu finden, ob es sich um einen Freund oder Feind handelt, zieht mich Chris um die nächste Ecke. Millisekunden danach ertönt ein Schuss und ich weiß, dass wir der Gefahr nicht entkommen sind. Eine Jagd beginnt, bei der nur abzuwarten bleibt, wem als erstes die Pust ausgeht.

Schon bald muss ich feststellen, dass ich wohl die erste bin, die schlapp macht. Mein Hals brennt und das Seitenstechen, dass sich dazugesellt treibt mir mit jedem weiteren Schritt die Tränen in die Augen. Keuchend und Schweiß gebadet versuche ich mein Tempo bei zu behalten, aber mein Körper will mich zwingen anzuhalten. Wenn ich dem jedoch nachgebe, wird dass unseren sicheren Tod bedeuten. Ich mobilisiere meine letzten Kraftreserven und renne weiter, aber auch diese sind viel zu schnell aufgebraucht. Immer noch ertönen Schüsse unablässig hinter uns. Tränen verschleiern mir die Sicht, weil ich so verzweifelt bin. Ich kann einfach nicht mehr weiterlaufen. Diese Erkenntnis macht es mir plötzlich ganz einfach. Mit einem gehauchten "Ich liebe dich", lasse ich Chris Hand los. Wenigstens er soll leben. Kraftlos falle ich auf die Knie. Die Schmerzen nehme ich kaum war, so ausgelaugt ist mein Körper. Sehr wohl sehe ich aber, wie Chris stehen bleibt. Was tut er denn da?! Er dreht sich stürmisch um. Auch in seinen Augen erkenne ich die Verzweiflung, die auch ich spüre.

Ein weiterer Schuss ertönt, der sein Ziel jedoch nicht verfehlt. Es zu sehen schmerzt fast genau so sehr, wie es selbst zu spüren. Ich muss miterleben, wie Chris von einer Kugel in den Bauch getroffen zu Boden geht. Mit weit aufgerissenen Augen fixiere ich die schmerzverzerrten von Chris. Dann geht alles ganz schnell. Zwei Schüsse ertönen fast gleichzeitig, während sich ein Schatten in mein Blickfeld schiebt. Einen Wimpernschlag später liegt eine weitere Person am Boden, die mir die Sicht auf Chris raubt. Sein anderer Bodyguard, wie ich erkenne. Reglos mit glasigen Augen starrt er mir entgegen, das Leben hat seinen Körper vollständig verlassen.
Blut rauscht in meinen Ohren, begleitet von meiner Schnappatmung. Kein Schuss ertönt mehr. Doch jetzt nehme ich das schmerzvolle Stöhnen war, dass leise zu mir vordringt. Chris. Ich will ihm helfen. Ich will zu ihm, sehen wie es ihm geht. Aber als ich versuche mich wieder aufzurichten, verdrehen sich meine Augen nach innen und eine all umfassende Finsternis empfängt mich.

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