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Die perfekte Beziehung. Oder einfach mit Abstand das Beste, was mir je widerfahren ist.
So hätte ich wohl die Beziehung von Regulus und mir beschrieben.
Wir verstanden uns ohne Worte. Wir liebten einander.
Auch wenn er und meine Freunde nach wie vor unvereinbar waren, konnte ich mir kein besseres zweites Halbjahr vorstellen.
Abgesehen von ein paar unwichtigen Streiten die wir ab und an hatten, wegen Lord Voldemort.
Er faszinierte Regulus. Doch meistens vergaß er den Gedanken ein Todesser zu werden schnell wieder.

"Mon chéri, ich will doch nur, dass du sicher bist", sagte er als wir uns wieder über Voldemort stritten.
"Regulus, man ist nirgends sicherer als in Hogwarts! Außerdem vor was müsste ich schon gesichert werden?", erwiderte ich darauf.
"Es gibt vieles dort draußen, das böser ist und tiefer in schwarze Magie verstrickt ist, als du es dir vorstellen kannst.", rechtfertigte er sich.
"Das hat er dir wieder untergejubelt, nicht?", stellte ich fest.
"Er hat mir gar nichts untergejubelt"
Ich stöhnte auf.
Als er schon im Begriff war die Treppe des Astronomieturms hinunterzustapfen drehte er sich noch einmal um und sagte:
"In den Sommerferien kommt er zu mir und meinen Eltern. Sie wollen ihn auch kennenlernen. Er bringt Leute mit, die auch zu ihm gehören. Ich habe dich bereits eingeladen."
Was hatte er gerade gesagt?
"Wie bitte? Ich gehe dort ganz bestimmt nicht hin und das hast du nicht zu-"
"Du kommst mit!", zischte mir Regulus zu.
Ich konnte nichts antworten. Er war mir noch nie so schroff gegenüber gewesen.
Die Tränen die mir wenig später die Wangen hinunterliefen sah er gar nicht mehr, da war er schon verschwunden.

Ich hatte mit vielem gerechnet. Hatte mich schon im Vorhinein auf Dinge eingestellt die vielleicht nie eintreten würden, doch damit, dass Regulus mich zum weinen bringen würde, damit hatte ich nicht gerechnet.

"Voldemort bieten wir tapfer die Stirn, nicht Kleinkind?", fragte mich Sirius ungewöhnt einfühlsam am nächsten Morgen beim Frühstück.
Kurz zuvor hatte ich noch Lily von dem gestrigen Ereignis erzählt. Als ich meine Erzählung noch nicht geendet hatte kamen James, Peter und Sirius und Remus zu unserem Platz.
Ich nickte und wischte die Tränen aus den Augen die dort schon gewartet haben über mein Gesicht zu fließen.
"Was macht der denn so? Also er tötet ja...aber wie?", fragte mich Peter.
Ich zuckte mit den Schultern.
"Halt die Klappe, Peter! Das braucht uns nicht zu interessieren. Nur, dass wir ihn aufhalten wenn er zu frech wird. Dumbledore gegenüber meine ich", erwiderte James und grinste dann, "nicht?"
"Sowieso", sagte Peter schnell.
"Da kannst du Gift drauf nehmen", antwortete Sirius.
"Klar", sagten Lily und Ich wie aus einem Mund.
Und obwohl es doch nicht so war und ich das wusste, fühlte es sich so an als würde ich Regulus gerade hintergehen.
Remus seufzte.
"Ich kann sowieso keinen Rückzieher mehr machen, oder?", fragte er.
"Nein", sagten wir alle wie im Chor und dann mussten wir lachen.

Meine Freunde waren wie Balsam für die Wunden die mir Regulus und teilweise auch ich selbst zugefügt habe.
An einem weiteren Morgen las Remus aus dem Propheten vor:
"Schon zehn weitere Vermisste und...drei tote Muggel."
Ich musste schlucken.
"Wieder die Todesser?", fragte James.
Remus nickte.
"Ich sag's euch, dem mach ich den Gar aus", zischte James.
Wer würde das nicht gerne?
17 Muggelgeborene - ohne die von heute - hatte er in den letzten zwei Monaten schon umgebracht.
Die Namen der Toten hatte ich in der Bibliothek nachgeschlagen.
Wie?
Wie konnte Regulus so jemanden für gut und bewundernswert finden?
Leise starrte ich auf mein Essen.
Lily rempelte mich an und zeigte mit ihrem Blick in die Mitte der Halle zu sehen.
Regulus.
Ich habe es gemieden ihn anzusehen.
Heute war er in Begleitung.
In Begleitung eines Mädchens.
Tränen stiegen mir in die Augen und ich stapfte aus der Halle, nicht ohne Regulus recht grob an der Schulter zu rempeln.

Nachdem ich aus der Halle geflohen bin verbunkerte ich mich in meinem Zimmer.
Da heute Samstag war konnte ich so den ganzen restlichen Tag totschlagen.
Wer war das?
Wieso tut er das?
War mehr zwischen den beiden?
Konnte er mir sowas antun?
Ein ganzer Berg von Fragen häuften sich in mir an und ich hatte keine Antwort.
Auf keine einzige.
Es mussten noch keine zehn Minuten vergangen sein, als es an meiner Tür klopfte.
"Herein"
Es war Lily.
"Hey", sagte sie.
"Hi"
"Es war wirklich nicht in Ordnung, was er da abgezogen hat", redete sie weiter, als sie bereits neben mir im Bett saß.
Ich nickte.
"Denkst du da ist mehr?", fragte ich dann mit verheulter Stimme.
"Nein", erwiderte sie sofort.
"Wirklich?"
"Eleanor, ich habe gesehen wie er dich angesehen hat, auf dem Ball oder einfach nur wenn du in der Halle sitzt. Es würde mehr, als nur einen Streit brauchen, dass er etwas mit einer anderen anfangen würde"
Ich seufzte.
"Was soll ich jetzt machen?"
Ich wusste, dass Regulus sich nicht zuerst entschuldigen würde.
"Geh. Und sag es ihm. Sag ihm was dich stört, entschuldige dich aber nicht", antwortete sie.

Ich war vor Regulus' Zimmer angekommen.
Es war scheußlich immer diejenige zu sein, die zuerst auf den anderen zukommen muss.
Ich klopfte.
Keine Antwort.
Also öffnete ich die Tür.
Der Raum war leer.
Ich stöhnte genervt auf und stürmte weiter.
Der Astronomieturm, dort würde er sein.
Und wirklich:
Er saß dort so dass ihm der Wind die Haare aus dem Gesicht blas, er hatte sie in letzter Zeit nicht mehr kürzer geschnitten.
Ich räusperte mich und ging einige Schritte auf ihn zu achtete aber auf den nötigen Abstand.
Er blickte nur kurz auf.
"Hallo, mon chéri", flüsterte er.
Mon chéri
"Nenn mich nicht so", erwiderte ich.
Wenn ich die Worte hörte wollte ich an glückliche Momente denken, nicht an sowas.
Danach setzte ich mich neben ihn - immernoch mit Abstand - und fing an zu reden:
"Regulus, ich finde es...schön und fürsorglich, dass du mich beschützen willst aber du kannst mich zu nichts zwingen was ich nicht will, das weißt du. Und die Show die du heute abgezogen hast mit dem Mädchen..."
Ich seuftzte.
"Jaah, das war wohl ziemlich arrogant", antwortete er.
"Ja, ziemlich"
"Wir streiten uns oft in letzter Zeit, Regulus", murmelte ich. Mit dem Blick stur auf den Boden.
Er seuftzte.
"Ich weiß und glaub mir, das ist das letzte was ich will", erklärte er, "aber..."
Weiter redete er nicht.
Wir schwiegen.
Das dumme Wort 'Entschuldigung' war wie eine Wand zwischen uns und niemand wollte diese durchbrechen.
"Regulus", redete ich weiter, "ich habe einen Schwur abgelegt. Einen Schwur das ich für das Gute kämpfen werde"
"Eleanor, die Welt unterscheidet nicht zwischen Gutem und Bösem. Es ist...Macht", antwortete Regulus.
"Ach, also bringt er Tag ein Tag aus Menschen um nur um Macht zu bekommen?", fragte ich in übertrieben ungläubigen Tonfall.
Er schwieg.
Ich hoffte, dass es ihm jetzt dämmerte.
"Was ist jetzt also, wenn jemand wie Voldemort an die Macht kommt und, was weiß ich, das Ministerium stürzt? Wie viele müssen dann noch ihr Leben lassen, nur weil...man ein falsches Wort sagt? Werden wir es dann normal nennen wenn wir jemanden umbringen nur weil er eine andere Meinung hat? Kannst du dir vorstellen, dass das Normalität ist? Wenn ja, dann erkenne ich dich nicht wieder.", endete ich meinen kurzen Vortrag.
"Du verstehst es nicht", flüsterte er.

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Hey, sie findet ihrs?

Liebe Grüße<3

R.A.B | till forever falls apart Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt