Teil 69 - Der Weihnachtsball (Teil 2)

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Es überraschte mich, wie durchgetaktet der Abend war. Wir wurden von Raum zu Raum, von Kontrolle zu Kontrolle geschoben. Irgendwann wurden offizielle Fotos gemacht, die an die Presse weitergegeben werden sollten.

Tom posierte wie der Profi, der er war und ich hielt mich an seiner Seite und hoffte, dass ich nur halb so dämlich aussah, wie ich mich fühlte.

Luke indes hatte alle Hände voll zu tun. Er begrüßte andere Gäste und Würdenträger, stellte uns einander vor und gab auch gleich Stichworte für eine höfliche, aber oberflächliche Konversation. Ich bewunderte ihn dafür, wie er scheinbar mühelos all diese Informationen abrief. Woher wusste er, dass Henry Miles Fitzalan-Howard (der 37. Earl of Arundel) sich gut mit Oldtimern auskannte und Stundenlang darüber referieren konnte? Oder dass Lady Gabriella Helen Seymour (Tochter des 9. Marquess of Herford) sich für jede Art des Kunstturnens interessierte und für diesen sportlichen Bereich eine wichtige Patenschaft übernommen hatte?

Immer wieder war ich beeindruckt davon, welche Themen und Namen er uns zuraunte, ohne auch nur ein einziges Mal irgendwo nachschlagen zu müssen. Ich hatte die ganzen Namen und Titel schon nach wenigen Minuten vergessen und hätte sie nicht mehr aufrufen können, selbst wenn es um mein Leben gegangen wäre.

So war es seiner allumfassenden Hilfe zu verdanken, dass Tom und ich souverän durch den Abend glitten, ohne uns - wie erwartet - bis auf die Knochen zu blamieren.

"Wie macht er das?", fragte ich Tom in einer ruhigen Minute, in der wir mal ungestört nur zu zweit waren.

Inzwischen schmerzten meine Füße und ich fühlte mich durch die vielen neuen Informationen ganz Schwindelig. Alles in mir sehnte sich nach unserem schönen Haus mit dem Kamin und dem bequemen Sofa. Ständig stellte ich mir vor, wie ich die Schuhe auszog und die Füße hochlegte.

"Was meinst du?", fragte Tom zurück und griff sich zwei Gläser von einem Tablett, das von einem der vielen emsigen Diener gereicht wurde. Darin prickelte der Champagner. Zögernd griff ich nach dem gereichten Glas und warf Tom einen unsicheren Blick zu. Lächelnd stieß er mit mir an.

Bevor ich es an meine Lippen setzte, hörte ich ihn sagen: "Tu' nur so, als würdest du trinken, okay? Ich nehme es dir nachher wieder ab. Aber hier sind die Gerüchte schneller als der Schall. Wenn eine Frau keinen Champagner trinkt, steht die Schwangerschaft morgen in der Zeitung."

Ich nickte und behielt das Glas in den Händen, bis ich sicher war, dass uns jemand sah. Schnell tat ich so, als würde ich einen Schluck Alkohol trinken.

"Also", nahm Tom den Gesprächsfaden wieder auf. "Was meinst du mit 'wie macht er das'?"

"Na Luke. Woher weiß er so viel über die ganzen Promis, die hier sind."

Tom nippte nachdenklich an seinem Glas und lies seinen Blick für einen Moment über die Menge schweifen. Fast machte es den Eindruck, als würde er jemand suchen.

"Na ja, erstens ist es sein Job. Als PR-Agent und Publizist muß er sehr extrovertiert sein. Sein Wissen hilft beispielsweise mir dabei, Kontakte zu knüpfen und zu networken. Außerdem ist er ein Mitglied der Familie Windsor, also der königlichen Familie. Irgendwann hat er mir mal erzählt, wie er mit den Royals verwandt ist, aber ich muß gestehen, dass ich während der Erklärung ausgestiegen bin. Er hat aber ein inniges Verhältnis zu William und Kate und verbringt immer Zeit mit ihnen, wenn es sich ergibt. Das hilft ihm natürlich immer am Ball zu bleiben."

Nickend tat ich noch einmal so, als würde ich einen Schluck aus meinem Glas nehmen.

Ein Gong ertönte und ließ uns aufmerken.

Tom drehte sich von mir weg und richtete seine Aufmerksamkeit auf eine große Tür, die mit roten und goldenen Ornamenten geschmückt war. Es war das Zeichen, dass nun die Königliche Familie ihren Auftritt hatte.

Der Anzug - Tom Hiddleston FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt