Teil 15 - Ein Anzug für Mr. Gardener

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Die Woche verlief ohne weitere Zwischenfälle und ich stürzte mich in die tägliche Routine.

Der Anzug war bereits am Mittwoch nachmittag fertig und ich platzierte ihn dekorativ in unserem Ankleidezimmer. Jedes Mal, wenn ich einen Blick darauf warf, fühlte ich mich gut und erinnerte mich daran, dass ich unbedingt mehr von diesem tollen Stoff besorgen mußte.

Donnerstag früh machte ich mich auf den Weg zu meinem Großhändler und besorgte noch einmal mehrere große Ballen des Wollstoffs und am Freitag erhielt ich den Auftrag der Agentur für zwei weitere Anzüge. Die Nacht von Montag auf Dienstag hatte ich schon beinahe vergessen. Doch je näher der Termin mit Tom rückte, desto nervöser wurde ich.

Seit er am Montag bei mir aufgetaucht war, auf Bitte meiner Sekretärin, die inzwischen auf der Suche nach einer eigenen Wohnung war, hatten wir nicht mehr gesprochen.

Der Abstand tat mir gut. Jeden Tag blieb ich ein bis zwei Stunden länger in der Firma als geplant und Rachel, die den Rest der Woche von meiner Wohnung aus im Homeoffice arbeitete, bereitete mir immer ein herrliches Abendessen zu. Wie hatte Steven eine so tolle, fürsorgliche Frau nur gehen lassen können?

Sie ging für mich einkaufen, so dass ich stets frisches Obst und Gemüse im Haus hatte, kümmerte sich um die kleinen, täglichen Reinigungsarbeiten und arbeitete mindestens so hart wie im Büro. Ich mußte mir eingestehen, dass ich diese neue Basis der Freundschaft zu ihr sehr schätzte und sie nur ungern wieder gehen lassen wollte. Aber natürlich war mir klar, dass die Nächte auf meinem Sofa nur eine vorübergehende Lösung waren und es bald Zeit wurde, für meine Sekretärin nach Vorne zu schauen.

Jeden Abend fragte ich sie, ob sie Kontakt zu ihrem Ex-Verlobten gehabt hatte, und jeden Abend verneinte sie aufs Neue. Seit der Trennung hatten sie also kein Wort mehr miteinander gesprochen. Irgendwie beschäftigte mich der Gedanke mehr als ich zuzugeben bereit war.

Und so kam schließlich der Freitag Nachmittag.

Um 14 Uhr verabschiedeten sich die meisten Mitarbeiter in ihren wohlverdienten Feierabend während Leslie und ich uns auf das Sofa im Ankleidezimmer setzten und die zukünftigen Projekte besprachen. Inzwischen war nicht nur die Agentur auf die Idee gekommen, neue Anzüge für den Wohltätigkeitsball schneidern zu lassen und so würden wir in der kommenden Woche bis über beide Ohren in Arbeit stecken. Der Ball war für Samstag in einer Woche angesetzt und bis dahin mußte die Schneiderei, der Zuschnitt und meine Schnittdirektrice Überstunden machen. Leslie und ich hatten uns daher gemeinsam dafür entschieden, eine Wochenendschicht einzulegen. So konnten wir sicherstellen, dass alle Anzüge rechtzeitig fertig wurden.

Während sie sich über ein halbfertiges Sakko beugte und die Einlage an den Oberstoff heftete, telefonierte ich mit einem Lieferservice und organisierte Frühstück und Mittagessen für alle Mitarbeiter für die kommenden zwei Tagen.

Gegen halb vier klingelte es. Leslie stand von ihrer Arbeit auf und machte mir ein Zeichen, dass sie die Tür öffnen würde. Ich nickte, klemmte das Telefon in die Halsbeuge und griff nach meiner Teetasse, während ich mit der anderen Hand noch einmal die Liste mit den Gerichten kontrollierte. Ich hatte gerade das Gespräch beendet und einen Schluck aus meiner Tasse genommen, als die Tür aufflog und Tom herein kam. Oder besser, eine Karikatur von Tom.

Er trug einen hässlichen grün karierten Anzug mit einer gepunkteten, lila Fliege und gelben Hosenträgern. Im Gesicht klebte ein falscher Schnurrbart der mehr an eine Klobürste als eine Gesichtsbehaarung erinnerte und seine Haare waren unter einer schief sitzenden, hellblonden Perücke verborgen.

"Guten Tag, die Damen", trällerte er und sorgte so dafür, dass ich mich kräftig an meinem Tee verschluckte. Hustend schnappte ich nach Luft, während mir Tom im vorbeigehen auf den Rücken klopfte. Was war das denn für ein Auftritt?

Der Anzug - Tom Hiddleston FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt