Teil 32 - Wo ist Tom?

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Ein Teil von mir hatte gehofft, dass Tom sich noch im Laufe der Woche melden würde, aber den Gefallen tat er mir nicht. Auch das Wochenende verging, ohne dass ich eine Nachricht von ihm erhielt und so langsam begann auch ich mir Sorgen zu machen.

Niemand schien ihn gesehen oder gesprochen zu haben. Er war einfach wie vom Erdboden verschluckt.

Ständig hatte ich den Eindruck, dass mein Handy vibrierte. In der Hoffnung, dass er mir geschrieben hatte, warf ich dann einen Blick aufs Display. Natürlich wurde ich jedes Mal auf Neue enttäuscht. Es war so unerträglich, dass ich den Eindruck gewann es wäre besser gewesen, wenn er nicht wieder in meinem Leben aufgetaucht wäre.

Rachel ertrug mich irgendwann nicht mehr und entschied sich, ihre wenige Freizeit bei ihren Eltern zu verbringen und ließ mich allein in der Wohnung zurück, wo ich versuchte, mich mit kleineren Näharbeiten abzulenken. Aber jedes Mal, wenn ich mich an die Maschine setzte um zu arbeiten, drifteten meine Gedanken ab. In die Bar, in die Vergangenheit oder in irgendwelche Szenarien, die sich mein Verstand auf Entzug so ausmalte.

Schließlich gab ich einen frustrierten Laut von mir und gab es auf. Kräftiger als nötig stieß ich mich von meinem Tisch ab und stand im Wohnzimmer. Das machte die Situation nicht besser, denn ich wusste noch immer nichts mit mir anzufangen.

Schließlich griff ich doch nach meinem Handy und schrieb ihm eine Nachricht:

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[10:54] Hallo Tom, lebst du noch? Jasmine

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Nachdem ich die Nachricht verschickt hatte, fühlte ich mich ein wenig besser.

Dennoch hatte ich unerwartet viel Freizeit. Was hatte mich auch geritten Eleonore zu fragen, ob ich ein paar freie Tage bekommen könnte? Was sollte ich alleine zu Hause, außer mir den Kopf zu zerbrechen?

Noch einmal nahm ich mein Handy in die Hand und wählte Lukes Nummer. Ein Freizeichen ertönte, aber ich hatte kein Glück, denn niemand nahm ab. Luke war nicht erreichbar. So wie Tom. Frustriert legte ich auf.

Ich ging in die Küche, wo ich mir etwas zu trinken holen wollte, als ich, diesmal wirklich, das Vibrieren meines Handys in meiner Hand spürte.

Es war eine Nachricht. Von Tom! Ich wollte schon erleichtert aufatmen, als mich das Format der Nachricht stutzig werden ließ. Es handelte sich um ein Bild. Um eine Karte um genau zu sein.

Aus irgendeinem Grund teilte er seinen Aufenthaltsort mit mir.

Was sollte das?

Nachdem ich das Bild geöffnet und in die Karte gezoomt hatte, erkannte ich, dass sein Standort nicht besonders weit weg war von mir. Es handelte sich um einen Park indem ich hin und wieder gerne joggen ging. Ich wusste zwar nicht, was er in diesem Park von mir wollte aber ich griff meine Jacke und machte mich auf den Weg. Das Wetter draußen hatte inzwischen endgültig in den Winter umgeschlagen.

Kleine Schneeflocken fielen vom Himmel, wirbelten durch die Luft und verfingen sich in meinen Haaren.

Fröstelnd zog ich die Jacke enger um meinen Körper. Ich konnte mir nicht vorstellen dass er bei diesem Wetter, bei dem man nicht einmal einen Hund vor die Tür schickte, draußen unterwegs war. Und vor allem mochte ich es nicht wenn man mit mir Spielchen spielte. Dafür war die aktuelle Situation zu ernst.

Als ich den Park erreichte sah ich mich suchend um, konnte jedoch weder ein Auto noch einen anderen Menschen in meiner Umgebung ausmachen. Frustriert atmete ich aus als mir etwas ins Auge fiel. An einem Baum, nicht weit von meinem Standort entfernt und auch nicht weit entfernt von dem Punkt auf der Karte, hing ein rotes Band. Neugierig worum es sich handelte ging ich darauf zu und entdeckte dass es eine Markierung war. Neben dem Band ging ein Briefumschlag mit meinem Namen drauf. Vorsichtig löste ich ihn von dem Baum an dem er festgemacht war und öffnete ihn. Ich hatte gehofft auf eine Nachricht von Tom zustoßen. Doch stattdessen befand sich darin ein Schlüsselanhänger. Er war schlicht. Weiß mit silbernen Verzierungen und etwas größer als ein regulärer Flaschendeckel. Testweise schüttelte ich ihn um zu hören, ob sich etwas in seinem inneren Verbarg, aber es war kein klappern oder ähnliches zu hören. Das alles war schon sehr geheimnisvoll. Ich entschied mich dafür das Spiel vorerst mitzuspielen und schickte ihm ein Bild wie ich den Anhänger in der Hand hielt darunter schrieb ich:

- - -

[12:27] ich habe deinen Briefumschlag gefunden was kommt als nächstes? Jasmine

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Es dauerte nur wenige Augenblicke da erhielt ich eine weitere Nachricht von ihm.

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[12:29] Gib mir bitte noch etwas Zeit. Ich komme sobald ich kann. Pass gut auf den Schlüsselanhänger auf. Du wirst ihn brauchen. TH

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Ich schluckte und betrachtete meinen Fund noch mal eingehend. Er sah nicht so aus als hätte er irgendeine funktion.

Wieder stellte ich mir die Frage, wie er alles in Ordnung bringen wollte. Nun stand ich mitten im Wald in Schnee und Kälte mit einem Schlüsselanhänger den ich nicht brauchte und seltsamen, geheimnisvollen Hinweisen. Das war nicht unbedingt die Vorgehensweise, die mir vorgeschwebt war.

Wo auch immer er war, ich wollte endlich klare Verhältnisse schaffen. Dieses Hin und Her, die Geheimnisse und Andeutungen waren mir inzwischen zu viel. Ich beschloss, das Gespräch zu suchen und wählte seine Nummer. Er konnte nicht weit weg sein von seinem Handy, schließlich hatte er mir gerade geschrieben.

"Ja?", meldete er sich nach dem zweiten Klingeln und ich atmete halb erleichtert, halb frustriert auf. Seine Stimme war auch am Telefon unheimlich sexy und obwohl es in diesem Wald eiskalt war, wurde mir plötzlich ganz warm.

"Wo bist du?", fragte ich ihn.

"Unterwegs", antwortete er und machte eine kurze Pause und ergänzte etwas weicher: "Es tut gut, deine Stimme zu hören."

"Wo bist du?", wiederholte ich meine Frage mit Nachdruck und hörte jemand leise lachen. Im Hintergrund konnte ich noch mehrere Stimmen hören, ohne jedoch zu verstehen, was sie sagten.

"Ich komme bald zurück", sagte er, ohne auf meine Frage zu antworten. "Versprochen."

"Tom, was ist los?", bohrte ich nach und ließ nun zu, dass sich der Frust in meiner Stimmlage breit machte. "Du hast versprochen, alles in Ordnung zu bringen. Und das Nächste, was ich weiß ist, dass Zawe mich anruft um zu fragen, wo du steckst. Luke ist auch nicht erreichbar. Und du schickst mich in irgendwelche Wälder um seltsame Schlüsselanhänger abzuholen."

An der anderen Leitung herrschte mehrere Herzschläge lang eine bleierne Stille.

"Zawe hat sich gemeldet?"

"Ja, Tom. Sag mir, was das soll. Weißt du, welchen Eindruck das alles auf mich macht?"

"Ich weiß", flüsterte er. "Aber so ist es nicht."

"Sondern?"

Ich hörte ihn an der anderen Leitung tief durchatmen.

"Ich brauche noch ein wenig mehr Zeit, Jasmine. Vertrau mir, Bitte."

"Ich weiß nicht, ob ich das kann", antwortete ich wahrheitsgemäß und ein wenig beleidigt.

"Du fehlst mir", sagte er leise. "Und ich bringe das in Ordnung. In einer Woche bin ich wieder da und dann werde ich dir alles erklären. Dann kann ich dir auch sagen wo ich war."

Ich schnaubte.

"Wie auch immer", murmelte ich enttäuscht. "Mach Dir wegen mir keine Umstände."

Plötzlich hatte ich keine Lust mehr, mit ihm zu sprechen. Er war nicht besser als die anderen Männer. Er würde sich um überhaupt nichts kümmern, sondern mich für alle Zeiten hinhalten, wenn ich es zuließ. Aber so Naiv war ich schon lange nicht mehr.

"Melde dich einfach bei deiner Freundin!", fauchte ich.

"Jasmine", hörte ich ihn noch sagen. Aber ich wollte diese Spiele nicht und legte auf.

Der Anzug - Tom Hiddleston FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt