Teil 28 - Die geheimnissvolle Einladung

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"Ich bin zu Hause", rief ich in den Flur und beobachtete, wie Rachel auf mich zukam.

Sie war meine treue Seele und mein Anker in der stürmischen See der letzten zwei Jahre. Gemeinsam hatten wir New York verlassen und eine WG in Atlanta gegründet. Sie arbeitete nun als Assistentin in einer Anwaltskanzlei und machte dort, nach allem, was man so hörte, einen tollen Job. Ich arbeitete in einem Atelier mit Änderungsschneiderei. Es war ein tiefer Fall gewesen von der eigenen Firma und einem guten Einkommen zu diesem Job, aber es tat mir gut, keine Verantwortung mehr übernehmen zu müssen.

Rachel und ich teilten uns die Miete und so blieb am Ende bei uns beiden genug hängen, um einen guten Lebensstandard zu erfüllen.

Stürmisch, wie sie nun einmal war, fiel sie mir um den Hals und erhellte mit ihrem strahlenden Gemüt meinen tristen Alltag.

"Ich habe uns Chickenwings gemacht. Bist du hungrig?"

Ich schüttelte den Kopf. "Nicht besonders, aber danke."

Dann rieb ich mir die aufgeschürften Stellen an meinen Handballen. Sofort wurde Rachel aufmerksam.

"Was ist passiert?", fragte sie, griff meine Hand und begutachtete den Schaden.

"Nichts", antwortete ich und entzog mich ihrem Griff. "Ich bin nur gestolpert. Aber ich werde es gleich desinfizieren."

Damit stellte ich Rachel zufrieden und ich ging in das Badezimmer um meine Hände von möglichen Keimen und Schmutz zu reinigen. Die Kratzer waren nicht tief, aber durch die Blutverdünner, die ich nehmen musste, hatten sie stark geblutet. Ich wusch alles ab, trocknete die Stellen gründlich und entschied, dass so etwas an der frischen Luft am Besten heilen würde. Dann ging ich in mein Schlafzimmer um mich umzuziehen.

Einer Eingebung folgend nahm ich mein Handy und öffnete eine Protokolldatei. Es war mein persönlicher Schatz: Alle Nachrichten, die Tom und ich uns geschickt hatten. Damals. Als unsere Welt noch in Ordnung war.

Im Geist ging ich in diese Zeit zurück. Dachte an seinen Auftritt als Lysander Gardener und seinen Besuch eines Samstags morgens. Lächelnd laß ich die Zeilen, die er mir so sorglos geschickt hatte und seufzte.

Ich wusste, ich sollte es nicht tun. Ich wusste, dass es mir weh tat und alte Wunden wieder aufriss. Dennoch öffnete ich Youtube und scrollte mich durch meine Watchlist. Dort gab es ein Interview, das ich mir immer wieder gerne ansah und in dem Tom über das Chaos der Liebe sprach. Es war, als spräche er mir direkt aus dem Herzen und obwohl es mich schmerzte, sein Gesicht zu sehen, sein lachen und seine Stimme zu hören, konnte ich nicht anders, als es mir immer wieder anzusehen.

Ich betrachtete die Fotos der ersten Anprobe und erinnerte mich an den schönen Anzug. An seine Bitte, einige Änderungen vorzunehmen und all die anstrengenden Argumente dagegen.

Ich weiß nicht, wie lange ich mich an diesen geheimen Ort in meiner Erinnerung aufgehalten hatte, aber schließlich klopfte Rachel an meine Tür und erinnerte mich daran, dass das Abendessen längst fertig war und kalt würde, wenn ich mich nicht langsam mal ein bisschen beeilte. Mühsam löste ich mich von den Erinnerungen an glücklichere Zeiten und begann, mich umzuziehen. Als ich gerade aus meiner Hose schlüpfte, fiel etwas aus meiner Tasche. Ich hob es auf.

Es war die Visitenkarte, die mir der Unbekannte gereicht hatte, nachdem er mir beim Aufstehen geholfen hatte.

"Rachel", rief ich durch die Tür und erhielt ein entferntes "Ja?"

"Erinnerst du dich noch an die Kontakte aus der Agentur in New York?"

Schnell schlüpfte ich in eine bequeme Leggins und betrat schließlich, mit der Karte in der Hand, unser gemeinsames Wohnzimmer.

Der Anzug - Tom Hiddleston FF (Abgeschlossen)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt