Kapitel 4

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Ungläubig stand ich mit Brian vor dem Bayside Marketplace in Miami und konnte noch gar nicht fassen, dass er mich tatsächlich hierher mitgenommen hatte. Das Einkaufszentrum unter freiem Himmel, dessen Geschäfte jedoch unter einem Dach lagen, war ein perfektes Touristenziel. Laut Brian konnte man sich hier sowohl an heißen als auch an regnerischen Tagen seine Zeit vertreiben. Hier gab es eine Menge Shops, die gar nicht alle an einem Tag besucht werden konnten.

Die Menschen um uns herum lachten und genossen bei einem Eis das heiße Wetter. Scheinbar trug das zur ausgelassenen Stimmung bei. Ich hingegen konnte den Blick nicht von der Einkaufspassage lassen. Diesen Ort zu besuchen, hatte ich mir in meinen kühnsten Träumen nicht vorgestellt. Solch eine Reise nach Florida war aufgrund meiner vorherigen Geldsituation nicht drin gewesen. Zudem machte es mehr Spaß, mit jemanden zusammen das Einkaufszentrum unsicher zu machen. Allein ging ich ungern einkaufen, da ich mich meist unwohl fühlte und – so komisch es auch klang – verlassen.

„Bereit, ein paar Dinge zu erwerben?", fragte Brian mit einem verschmitzten Zwinkern.

Ich spürte seine Hand am Rücken, die weiter zum Steißbein wanderte, und lächelte. „Eine Frage habe ich ...", meinte ich nachdenklich.

„Und welche?"

Das Lachen unterdrückend kam ich ihm näher und stellte mich so hin, dass ich ihm direkt in die strahlenden Augen sehen konnte. „Was heißt bei dir ein paar Dinge?"

Zuerst schien Brian nicht zu verstehen, worauf ich hinauswollte, doch dann fiel anscheinend der Groschen. „Na ja, ... wie wäre es mit einem neuen Bikini? Oder Schmuck?", fragte er unschuldig.

„Brian!", tadelte ich ihn verzweifelt. Was sollte ich denn mit so vielen Dingen? Klar, mein Bikini fiel beinahe wegen Alterserscheinungen auseinander, aber wenn wir nur an seinem Strandabschnitt blieben, würde den wohl kaum ein anderer zu Gesicht bekommen. Ich ging nicht davon aus, dass Brian Spaziergänger einfach so auf sein Grundstück ließ.

„Willst du denn deinen Traumkörper nicht am Strand präsentieren?"

Verwundert sah ich ihn an und prustete plötzlich. „Also entweder hast du schon einen Sonnenstich oder ich eine Halluzination. Du würdest, laut Ken, jeden gottverdammten Mann zu Kleinholz machen, der mich nur schief ansieht", behauptete ich. Mein Leibwächter war in New York geblieben und passte auf meine bisherigen Arbeitgeber Liam und Amber, für die ich im Sommer kellnerte, auf. Brian hatte darauf bestanden, dass Ken mitkam, aber nach Damons indirekter Drohung war es mir wichtiger, die beiden in Sicherheit zu wissen.

Nach der Anzeige gegen meinen Ex–Freund hatte ich mich erleichtert und gut gefühlt, doch irgendwie machte sich seitdem öfter ein unangenehmes Gefühl im Magen breit, als würde ich meine Entscheidung noch bereuen. Wäre Brian nicht an meiner Seite gewesen, hätte ich vermutlich im letzten Moment einen Rückzieher gemacht. Die nette Polizistin, die meine Anzeige und meine Erzählungen ernster genommen hatte als Kommissar Smith, hatte mir ebenfalls geholfen, den Schritt durchzuziehen. Jetzt konnte ich nur noch abwarten, was geschehen würde.

Brian brummte und rieb sich sein Kinn, an dem sich bereits ein dunkler Ansatz von Bart bildete. „Gut erraten. Daran habe ich im ersten Moment gar nicht gedacht. Also gut, aber ein neuer Bikini wäre trotzdem nicht schlecht, wenn wir eine Bootsfahrt machen", erklärte er. „Nur du und ich natürlich", fügte er hastig hinzu, als ich zum Sprechen ansetzen wollte.

Lachend verstummte ich. Ich hatte erwartet, dass Brian abwinken würde, anstatt indirekt zuzugeben, dass er niemanden an mich heranließ. Liebevoll strich ich ihm über die Stoppeln und hob meine Augenbrauen. Normalerweise war Brian stets ohne jeglichen Bartansatz, aber hier schien er wohl beide Augen zuzudrücken. Verübeln konnte ich es ihm nicht. Auch ihm stand eine Pause vom Alltag zu. „Wie wäre es, wenn du dich rasierst? Das ist ja grässlich", bemerkte ich erheitert.

Thrilling Desire - Dark Secrets [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt