Kapitel 6

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Dank Brian konnte ich den Ausflug in vollen Zügen genießen und steckte das Schaukeln besser weg als gedacht. Wäre er wie sein Vater über das Wasser gerast, wäre ich wohl schneller aus dem Boot geflogen, als mir lieb war. So aber konnte ich mich auf das gute Wetter und die angenehme Begleitung konzentrieren.

Durch die Sonne glitzerte die Wasseroberfläche so, als hätte das Meer Millionen Diamanten verschluckt. Selbst durch die Sonnenbrille bezauberte mich die Schönheit des offenen Meeres.

Nach einiger Zeit steuerte Brian plötzlich eine Insel an, in deren Hafen eine luxuriöse 45-Meter Drei-Deck-Jacht mit schnellen und dynamischen Linien stand, wie mein Auge erfasst hatte. Selbst ich, die keine Ahnung von Schiffsmodellen hatte, erkannte, dass es sich um eine hochmoderne Jacht handelte.

„Was machen wir hier?", fragte ich und lauschte der Musik, die beim Näherkommen zu uns hinüberwehte. Außerdem hörte ich Lachen sowie Quietschen und sah, wie zwei Leute von der Jacht ins Wasser sprangen, um Wasserball zu spielen. Das war an solch heißen Tagen eine willkommene Abwechslung und machte bestimmt Spaß. Wie es aussah, war hier eine Party im Gange.

„Uns ein wenig die Zeit vertreiben", lächelte Brian, der das Boot an den Steg des Hafens steuerte.

Fragend hob ich meine Augenbrauen. Was genau meinte er damit? Gab es auf der Insel etwas Sehenswertes und ein Restaurant, das Brian mit mir besuchen wollte? Oder bezog sich seine Aussage auf die Jacht, neben der er hielt? War es sogar seine?

Kaum angedockt und den Motor abgestellt, winkte uns ein junger Mann zu und befestigte das Boot am Steg. „Schön, dich wiederzusehen. Und du hast eine andere Gesellschaft mitgebracht!", sagte der Mann, der garantiert nicht älter als 20 Jahre war. Sein spitzbübisches Grinsen erinnerte mich an Brians, wenn er etwas ausheckte.

Mit einem Seitenblick zu ihm stellte ich fest, dass es der Tatsache entsprach. Brian versuchte ernst zu bleiben, schaffte es jedoch nicht und kicherte.

„Danke, gleichfalls, Chris. Das ist Jade", stellte er mich vor und legte einen Arm um meine Hüfte. Seine Geste hatte etwas Beschützendes und Besitzergreifendes an sich und ich schmiegte mich leicht an ihn.

„Hey, Jade", begrüßte Chris mich fröhlich. Der Wind wirbelte sein braunes, verwuscheltes Haar auf und er fuhr sich galant über den Kopf. Seine braunen Augen musterten mich neugierig und ich grüßte ihn verbal und mit einer Handbewegung. Chris war mir auf Anhieb sympathisch!

Dankbar nahm ich Brians angebotene Hand an, um mir aus dem Boot zu helfen. Da ich ziemlich unsicher war, von einem schwankenden Boot aus das Festland zu betreten, bot mir Chris seine Hand als zusätzliche Hilfe an. Sobald ich festen Boden unter meinen Füßen spürte, seufzte ich erleichtert. Ich hatte nicht erwartet, wie eine betrunkene Ente zu torkeln. Mein schwankender Gang amüsierte Brian und ich hörte, wie er sich schlapp lachte. Schmollend schnaubte ich und verschränkte meine Arme vor der Brust. Lange hielt das nicht an, denn Brian zog mich an sich.

„Das ist normal", versicherte er schalkhaft und zwinkerte mir zu. Seine Augen blitzten unternehmungslustig, als er sich leger über sein kurzes Haar strich.

Genau wie Chris, der sich räusperte und sich leicht vor mir verbeugte. „Freut mich, dich kennenzulernen, Jade. Du bist nicht zufällig wie Doreen?", fragte er, was Brian an meiner Seite schnauben ließ. Daraufhin seufzte Chris erleichtert.

„Nicht annähernd. Jade ist eine Wucht. Doreen kann bleiben, wo der Pfeffer wächst", murrte er.

Brians Verhalten konnte ich ihm nicht verübeln. Allein ihr Name brachte auch in mir unangenehme Erinnerungen hoch. „Woher kennt ihr euch?", wollte ich wissen. Neugier, dein Name ist Weib! Eigentlich mochte ich den Spruch nicht, doch er passte zu mir und ich musste grinsen.

Thrilling Desire - Dark Secrets [Leseprobe]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt