9. Eine Deckenhöhle bauen

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Nach einer nicht so ruhigen Nacht, da meine Gedanken mich nicht schlafen lassen wollten, fiel es mir schwer die Augen zu öffnen.

Von unten hörte ich gepolter und schaffte esdieses Mal meine Augen zu öffnen und auch aufzuhalten.
Ich richtete mich auf und hörte von unten erneut seltsame Geräusche.

Es hörte sich an als wäre eine Umzugsfirma eingebrochen und würde all meine Möbel klauen. Ich schlüpfte aus meinem Pyjama, wechselte meine Unterwäsche und zog eine Leggins mit einem roten Strickpullover an, auf dem in weiß 'Ho Ho Ho' stand.

Meine blonden Haare bandich zu einem unordentlichen Dutt zusammen.
Die weihnachtlichen Socken auf denen Schneemänner abgebildet waren, machten den Weihnachtslook perfekt.
Mit langsamen Schritten ging ich die Treppe herunter und schlurfte ins Wohnzimmer.

Verwirrt über den Anblick, der sich mir bot, blieb ich stehen und beobachte weiter, was passierte. Chase der immer noch in meinem Wohnzimmer war und sich in der Nacht nicht einfach aufgelöst hatte, wie ich es mir gestern Abend im Bett vorgestellt hatte, rückte zwei Stühle des Esstisches zum Sofa.

Je länger ich zu schaute, desto mehr verstand ich, was er tat. Nummer neun auf der Liste eine Deckenhöhle. Früher hatte ich Deckenhöhlen geliebt.

Chase hatte mich mal mit einer im Garten überrascht und wir hatten fast die ganze Nacht dort gelegen. Es war unvergesslich und das Geschehen vor mir erinnerte mich sofort daran.
Er spannte eine Decke über seine Konstruktion.

Dafür beugte er sich über das Sofa und ich hatte einen guten Blick auf seinen Rücken, der von einem engen weißen T-Shirt umhüllt war.
Er war über die Jahre muskulöser geworden.

Vielleicht trainierte er am College? Kopfschüttelnd versuchte ich mich darauf zu konzentrieren, was ertat und nicht wie er dabei aussah. Das Sofa war immer noch ausgezogen, nur dass sich jetzt mithilfe der Stühle eine dicke Decke darüber spannte und es zu einer Höhle machte.

Erst jetzt, als Chase das erste Mal wieder aufsah, entdeckte er mich.

»Hey, wie lange stehst du da schon?« »Eine Weile«, antwortete ich ehrlich. Chase schüttelte, mit einem Grinsen auf den Lippen, den Kopf.

»Ich hoffe es war okay, dass ich schon mal mit Punkt neun angefangen habe.« Ich nickte.
»Klar.« Ich wand mich ab und lief in die Küche, um uns Kaffee zunmachen. Ich war immer noch viel zu müde und brauchte meine tägliche Dosis Koffein, um anständig wach zu werden.

Während der Kaffee durch die Maschine lief, blickte ich aus dem Küchenfenster und erkannte sofort, dass der Schnee nicht weniger geworden war.

Eine dicke Schneedecke hüllte alles ein und wurde durch die vielen Flocken, die immer noch fielen, nur dicker. Zudem ging noch ein starker Wind. So schnell würden wir hier nicht rauskommen.

Ich füllte den Kaffee in zwei Tassen und stellte eine davon auf die Theke, die andere fand sofort den Weg an meinen Mund und ich nahm einen kräftigen Schluck, wobei ich mir fast die Zunge verbrannt hätte, doch der Geschmack des Kaffees war viel zu gut und ich ignorierte die Hitze.

Das Radio in der Küche schaltete ich an und sofort erklang ein leises Weihnachtslied.
Chase kam an die Theke und nahm die Tasse, die ich ihm hingestellt hatte.

»Danke.« Er blickte kurz zu mir und nahm dann auch einen Schluck des Kaffees.

»Ich würde vorschlagen, dass wir erst mal was frühstücken und dann mit der Liste weiter machen.«
Chase stimmte meiner Idee sofort zu und wir begannen den Tisch zu decken.

Da ich keine Brötchen oder so da hatte, mussten wir uns mit Toast zufriedengeben. Nicht wirklich das Beste für ein Frühstück am Weihnachtsmorgen, doch besser als nichts.

Heute war der vierundzwanzigste Dezember und der Tag an dem es in unserer Familie abends ein großes Festmahl gab.
Das würde heute wohl ausfallen, da ich kaum etwas da hatte um ein großes Essen zu kochen.

Ursprünglich hatte ich ja auch nicht gedacht, dass ich zu Hause sein würde und hatte die Woche zuvor nicht so viel wie sonst eingekauft.

Doch ich hatte noch Eier im Kühlschrank, da wir zum Backen nicht so viele gebraucht hatten.
Ich gab zwei Eier in eine Schüssel und klapperte sie mit einem Schneebesen. Danach gab ich sie in eine Pfanne und zauberte uns ein schnelles Rührei.

Chase hatte in der Zeit zwei Teller auf den Tisch gestellt, sowie den Toaster und einen Großteil meines Kühlschrankinhalts.
Die Pfanne fand ebenfalls Platz auf dem Tisch. Ich setze mich an den Tisch, wo Chase mir gegenüber schon wartete.

»Guten Appetit«, lächelte ich ihn an und nahm mir etwas Rührei aus der Pfanne. Chase murmelte ein undeutliches 'Gleichfalls', da er schon ein Stück von seinem Toast im Mund hatte.
Das Weihnachtslied im Radio verstummte und der Moderator ergriff das Wort.

»Eilmeldung: Immer noch sind die Straßen aufgrund des starken Schneefalls nicht befahrbar. Ein weiterer starker Schneesturm ist für heute Nacht angesagt worden. Bitte bleiben Sie drinnen und schließen alle Fenster und Türen. Aber auch unter diesen Bedingungen wünschen wir ihnen einen schönen Heiligabend.«

Mein Gebet wurde nicht erhört.
Es war friedlicher als gestern und es wehte nicht mehr so stark, doch wenn es heute Abend wieder so stark werden würde saßen wir das ganze Weihnachtsfest hier gemeinsam fest.

»Dann müssen wir wohl noch einen weiteren Tag die Liste abarbeiten«, lächelte Chase mich an, während er sein Toast mit Butter bestrich.

»Mein Vorschlag wäre ja Punkt sieben.«
Kurz überlegte ich, was Punkt sieben war und nickte dann.
»Das klingt gut.« Ich nickte und nahm einen großen Schluck von meiner Kaffeetasse. Wir waren immer noch hier eingeschlossen und das gemeinsam.

Ich wusste jetzt schon, dass der Tag lang werden würde. Hoffentlich war der Schneesturm schnell vorbei und wir konnten hier raus.

Doch innerlich merkte ich wie sich wärme in mir breit machte, und ein Teil von mir diese Zeit hier drinnen gemeinsam mit Chase genießen wollte.
Verwirrt über dieses Gefühl und meine Gedanken, schüttelte ich den Kopf. Ein Teil von mir war noch nicht über ihn hinweg.

Doch ich versuchte mit aller Kraft diesem Teil standzuhalten und ihn nicht gewinnen zu lassen.

Ich merkte aber, dass es nicht einfach war und ich diese Gefühle nicht auf ewig in mir einschließen und unterdrücken konnte.

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Heyy, :)

Die beiden verbringen nun schon den zweiten Tag miteinander.

Habt ihr schonmal eine Deckenhöhle gebaut?

Ich hoffe es hat euch gefallen und wünsche euch noch einen schönen Abend. <3

- missestiny

The Christmas Bucket List | Short StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt