16. Türchen

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Home  [Ziam Special, 🏒]

„Ich kann nächste Woche wieder nach Hause.", verkündet Zayn, aber Louis hört nicht richtig zu. „Mhm?" – „Ich habe dir gesagt, dass ich nächste Woche wieder nach Hause kann.", wiederholt er und Louis fragt: „Dann ist alles fertig saniert?" Zayn nickt zufrieden. „Noch nicht, aber so gut wie. Wenn alles so läuft wie geplant, muss Liam mich nur noch ein paar Tage aushalten.", erzählt er grinsend und bemerkt nicht richtig, dass Liam darauf nicht reagiert. Louis hingegen bekommt es sehr wohl mit. „Freust du dich etwa nicht, deine Buder wieder für dich allein zu haben?", möchte er verwundert wissen, aber Liam zuckt nur mit den Schultern und erwidert: „Doch klar." Daraufhin antwortet Louis „Er ist ja noch schlechter gelaunt als beim letzten Spiel.", und fragt Zayn: „Ist es etwa so schlimm mit dir zusammen zu wohnen?" – „Arschloch.", lacht Zayn. Liam sagt nichts dazu, er wird glücklicher Weise in diesem Moment gerufen und kann nicht länger an der Konversation teilnehmen.

Zum Glück. Er hatte eine Antwort, eine mehr als eindeutige Antwort, aber die hätte er schlecht aussprechen können. Abgesehen davon, dass er nicht mit Zayn allein ist und die anderen es nicht mitbekommen sollen, weiß er auch nicht, wie sein Freund darauf reagieren würde. Vermutlich nicht so gut. Zumindest glaubt Liam das, nachdem Zayn sich offensichtlich sehr darüber gefreut hat, zurück nach Hause zu können. Ist es wirklich so schlimm gewesen, einige Zeit, bei Liam zu bleiben? Er möchte sich diese Frage nicht stellen, kann es aber nicht verhindern. Er mochte es, sehr. Wenn es nach ihm gehen würde, könnte Zayn noch eine ganze Weile länger bleiben. Oder – nein, das wäre zu viel des Guten.

Wenn er ehrlich zu sich selbst ist, möchte er allerdings genau das. Er möchte nicht wieder allein schlafen gehen, allein frühstücken, alleine putzen; kurz gesagt, alleine leben. Er möchte Zayn um sich haben, am liebsten jeden Tag. Seitdem er spontan angeboten hat, Zayn bei sich unterzubringen, solange sein Haus nach dem Wasserrohrbruch wieder auf Vordermann gebracht wird, kann er sich kaum vorstellen, wie es sein wird, wenn Zayn nicht mehr bei ihm lebt. Es wäre gelogen zu sagen, er hätte sich bisher keinen einzigen Gedanken darüber gemacht. Er hat festgestellt, er würde auch zu Zayn ziehen, wenn diesem das lieber ist, Hauptsache, er wohnt mit Zayn zusammen. Darüber haben sie bisher nicht gesprochen. Sie sich noch nicht so lange zusammen, als dass es ein Thema sein könnte.

Und genau deswegen bezweifelt Liam, dass es eine so gute Idee ist, Zayn davon zu erzählen. Er behält es für sich und erbringt beim Spiel wenige Zeit später eine sehr gute Leistung. Er blendet alles außer dem Spiel aus. Das muss er, sonst wäre er schon längst nicht mehr der erste Goalie. Bei einem Spiel wollte Zayn unbedingt kämpfen und es kam, wie es kommen musste, er hat verloren. Liam hat kaum zusehen können. Kämpfe sind in der NHL etwas völlig Normales, nichts großartig Dramatisches, aber zu sehen, dass Zayn sich prügelt, war für den Goalie kaum auszuhalten. Es gibt eine unausgesprochene Regel beim Eishockey: man kämpft nicht mit Rookies und niemand greift den Torwart an. Blöd nur, dass Liam es war, der den Kampf angefangen hat. Auch, wenn er gewonnen hat, sonderlich klug war es nicht.

Es dauert genau drei Tage, bis Liam missmutig Zayn hilft, seine Sachen wieder rüber zutragen. Zayn ist sehr zufrieden damit, wie es wieder bei sich zuhause aussieht. Von dem Wasserschaden sieht man praktisch überhaupt nichts mehr. Könnte nicht bitte einfach eine Wand einbrechen oder so? Liam möchte nicht allein zurück gehen. „Pizza?", schlägt er daher vor. Er weiß genau, dass Zayn nicht ablehnen wird. Wenige Minuten später hat er das Abendessen bestellt und versucht sich nach wie vor nicht anmerken zu lassen, dass er am liebsten hierbleiben würde. Wann ist er so anhänglich geworden? Zayn hat einen Kasten Bier von Liam mit rüber genommen und öffnet zwei Flaschen.

„Hast du inzwischen mal mit Louis gesprochen?", möchte er von Liam wissen und setzt sich zu ihm aufs Sofa. „Nein, ich weiß nicht, ob das wirklich etwas bringt." – „Nachdem, was vor dem Hattricks passiert ist? Wir sollten definitiv mit ihm reden." – „Solange du ihm nichts von uns erzählst.", erwidert Liam und trinkt einen Schluck. „Ich denke, es wäre ziemlich sinnvoll, wenn wir reinen Tisch machen. Immerhin wissen wir auch von ihm und Harry.", erwidert Zayn. „Mhm." – „Es ist unfair, wenn wir es nicht machen." – „Du hast ihn doch gesehen. Was passiert, wenn wir das nächste Mal etwas trinken gehen und er sich verplappert? Ich für meinen Teil möchte noch ein paar Jahre Goalie bleiben.", gibt Liam zu bedenken und Zayn bleibt einen Moment still.

„Möglicherweise hast du recht.", lenkt er schließlich ein. „Du wolltest es aber doch nie wirklich Kenny oder Drew erzählen, oder? Also dass Louis schwul ist.", möchte er anschließend von Liam wissen. „Ich... nein, ich denke nicht.", antwortet Liam zögerlich. „Es war tatsächlich mein erster Gedanke, aber wenn ich mir vorstelle, dass ich in seiner Situation wäre... verdammt, das wäre echt beschissen." – „Ich habe ihm noch einmal versprochen, dass wir nichts sagen werden. Natürlich ohne den Grund zu nennen.", erzählt Zayn. „Abgesehen davon, würde Harry das Foto veröffentlichen, wenn wir es jemandem stecken.", gibt Liam zu bedenken. Das Foto. Das Foto, das nie hätte gemacht werden dürften. „Er versucht Louis zu beschützen." – „Weißt du, wie lange sie schon zusammen sind?", möchte Liam wissen, aber Zayn schüttelt den Kopf. „Aber Harry hat doch seine Familie einfliegen lassen, oder nicht? Ich glaube kaum, dass das erst ein paar Wochen geht." Klingt logisch. Wieso ist Liam nie aufgefallen, dass zwischen den beiden etwas läuft? Und außerdem, wie kann es sein, dass er Louis bereits mehrere Jahre kennt und ihm nie der Gedanke gekommen ist, dass er auf Männer stehen könnte?

„Wir sind NHL-Spieler.", sagt Zayn plötzlich. „Es ist offensichtlich, woran zu gedacht hast.", fügt er hinzu. „Hier ist man grundsätzlich hetero, das weißt du doch genauso gut wie ich. Ich habe auch nie in Betracht gezogen, dass es anders sein könnte." – „Wenn Duckie oder Gibson das herausbekommen, wird im Team die Hölle los sein." – „Ian wird sich hinter Louis stellen." – „Wieso bist du dir so sicher?", fragt Liam. „Glaubst du etwa nicht? Der Rookie hat sich sogar für die Kampagne eingesetzt.", erinnert Zayn ihn und Liam nickt. Er kann leider weder Drew noch Kenny diesbezüglich einschätzen. Mr. Johnson und Coach Warren hingegen würden es nicht gutheißen, da ist er sich sicher.

Die Pizza wird geliefert und Zayn holt die bei der Haustür ab. „Hier." Er reicht Liam den Pizzakarton. Liam nimmt ihn entgegen und öffnet ihn. Dabei fällt sein Blick auf den kleinen Tisch vor dem Sofa. Sie haben bei ihm Zuhause irgendwann eine Kerze dorthin gestellt, auch auf dem Esstisch stand eine. Zayn meinte, so ist jedes Essen ein Candle-Light-Dinner. Hier steht keine Kerze und es fühlt sich sehr falsch an. Der Tisch ist zu leer. Es könnten dutzende Sachen darauf liegen, aber die Kerze macht das Abendessen erst zu einem richtig Abendessen mit Zayn.

Ihn hingegen scheint das nicht zu stören. Er isst genüsslich seine Pizza und holt nach einer Weile zwei neue Bierflaschen aus dem Kühlschrank.

„Was ist los, Lima?", möchte er plötzlich wissen, nachdem er seinen leeren Pizzakarton weggestellt hat. „Was soll sein?", erwidert Liam verwundert. Zayn verdreht mit den Augen. Glaubt Liam wirklich, dass er nicht merke, dass hier etwas in der Luft liegt? Irgendetwas will nicht aus Liams Gedanken verschwinden und inzwischen weiß Zayn ganz genau, wie Liam sich in solchen Momenten verhält. Er kann es nicht mehr vor Zayn verstecken. „Also?"

Liam seufzt. „Ach fuck." – „So schlimm, ja?", fragt Zayn halb im Spaß, halb ernst gemeint. „Es ist bescheuert, okay?", gibt Liam zu und stöhnt genervt. „Vielleicht ist es auch kindisch, sehr wahrscheinlich ist es das." – „So dramatisch wird es schon nicht sein." – „Ich hätte dich gerne noch länger bei mir gehabt, also drüben.", spricht Liam es schließlich aus. Zayn braucht einen Moment, um zu verstehen, was Liam gerade gesagt hat. „Du würdest noch länger mit mir zusammen wohnen wollen?" – „Was denkst du, warum ich so eine schlechte Laune habe, seitdem ich weiß, dass ich bald wieder allein wohnen werde?", fragt er trocken und nimmt sich sein Bier. Zayn kann es nur einen Moment lang unterdrücken, dann grinst er und küsst seinen Freund euphorisch. Überrumpelt und perplex braucht Liam einen Moment, bis er den Kuss erwidert. Immer wenn Zayn ihn küsst, randaliert sein Herz.

„Es war dir nicht zu viel?", möchte Zayn kurz darauf wissen und streicht durch Liams Haare. Der Goalie schüttelt den Kopf. „Dir etwa?" Zayn verneint. „Wieso sollte es? Ich liebe es, jeden Tag neben dir aufzuwachen.", gibt er zu und Liam lächelt glücklich. „Bleib hier.", fordert Zayn dann spontan. „Was?" – „Heute Nacht, bleib hier. Wir werden es so machen, dass wir einfach immer bei einem von uns beiden pennen, aber nie allein. Und wenn wir doch mal Ruhe brauchen, hat jeder sein eigenes Haus.", schlägt Zayn vor. „Das ist nicht zu früh?", möchte Liam überrascht wissen, aber Zayn antwortet ihm sofort mit einem innigen, leidenschaftlichen Kuss. Liam ist glücklich, sehr. Er zieht seinen Freund näher zu sich heran und in wenigen Sekunden wird die Stimmung zwischen ihnen immer heißer. „Bring mich nach oben.", fordert Zayn und ehe er sich versieht, ist Liam bereits aufgestanden und zieht sich hinter sich die Treppen hinaus ins Schlafzimmer.

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