sunday blues

10. sophie

soph ignoriert mich in der schule. sie wendet sich im deutschkurs von mir ab. es verwirrt mich so sehr, dass ich erst gar nicht mehr erscheine.

meine brust ist so unruhig, dass ich sie jeden abend mit rauch ersticke.

ich weiß nicht mehr, wer ich bin. ich male meine lippen in roter farbe nach, wie ich es immer getan habe, und ich sehe in den spiegel und sehe ein mädchen, zu dessen haut und haaren ich mich nicht mehr verbunden fühle. ich sehe als dritter betrachter dem mädchen entgegen. ich weiß nicht mehr wer ich bin. ich hasse spiegel. ich hasse diese worte.

„soph!", rufe ich ihr hinterher, als ich sie aus der aula nach einer klausur gehen sehe. sie steckt sich die kopfhörer in die ohren. mein herz pocht. hohl in meinen ohren. mein herz pocht. hohl in meinen ohren.
mein herz pocht.
rauschen.
„soph!"

ich berühre sie an ihrem arm, als ich aufgeholt habe.

sie fährt zurück und schlägt mit ihrem arm in einer großen bewegung aus.
„was ist falsch mit dir?", schreit sie mich an.

ich starre sie aus großen augen an.
soph?
ich weiß es nicht.
soph.
ich weiß es nicht.
soph.
mein herz ist hohl.
sophie.
rauschen.
ich beiße auf meine lippen, damit der rote lippenstift verschwindet. ich möchte verschwinden. sophie geht die treppen hinunter, sophie verschwindet.

die schüler strömen hinter mir aus der aula raus. es ist voll und es ist hohl.