Kapitel 6

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„Aber du bist sechs gerannt. Sechs Runden. Nicht drei!“
Wie bitte? Amy dachte, sich verhört zu haben. Fragend blickte sie zum Captain, der sie noch immer entschuldigend anlächelte.
„Ich wollte dir zeigen, dass du mehr kannst, als du denkst. Du musst es nur wollen“, sagte er. Tony Stark grinste.
„Das hat sie ja super hingekriegt. Also, Amy. Geh duschen und danach gibt es Frühstück. Captain, ich muss noch was mit dir besprechen. Die anderen warten bereits.“ Mit diesen Worten ging er in den Stark Tower zurück. Amy und Steve folgten ihm.

Unter der Dusche fragte sich die Ginger, was wohl so wichtig sein konnte, dass die Avengers dies nur besprechen würden, wenn sie nicht zugegen war. Gehörte sie jetzt nicht auch dazu? Nun, sie würde sich wahrscheinlich noch beweisen müssen. Sechs Runden um den Stark Tower waren wohl noch nicht Beweis genug. Natürlich nicht. Und trotzdem verletzte es sie ein wenig. Zu wissen, dass die anderen ihr so wenig vertrauten, dass wichtige Sachen ohne sie besprochen wurden.
Missmutig stieg sie aus der Dusche. Nun, eigentlich konnte es ihr ja egal sein. Hauptsache war es ja, dass ihr beigebracht wurde, wie sie ihre Fähigkeiten unter Kontrolle bringen konnte. Das war ja auch die Aufgabe der anderen. Nicht mehr und nicht weniger. Trotzdem. Fury hatte gesagt, sie gehöre jetzt auch dazu. Amy stockte. Seit wann dachte sie wie ein kleines Kind? So trotzig. Das passte doch gar nicht zu ihr. Sie seufzte. Den Sinn der heutigen Übung hatte sie noch immer nicht komplett verstanden. Okay, er wollte, dass sie sportlicher wurde, damit sie im entscheidenden Moment nicht einfach schlapp machte, doch wie genau das helfen sollte, ihre Kräfte zu kontrollieren, wusste sie nicht. Nun ja, der Captain würde schon seine Gründe dafür haben.
Als sie oben ankam, duftete es verführerisch nach frischen Croissants und anderen Brötchen. Sie sah, dass die anderen Avengers bereits am Tisch sassen. Während Tony, Thor, Steve und Barton das Essen in sich hereinschaufelten, stand die schwarze Witwe am Fenster und blickte hinaus. Bruce war nirgends zu sehen.
„Guten Morgen, Amy. Gut geschlafen? Dieses Midgardische Essen ist einfach wundervoll. Setz dich doch“, strahlte Thor mit vollem Mund und bedeutete ihr mit einer freundlichen Geste, ebenfalls Platz zu nehmen. Erst jetzt sah sie, was auf dem Tisch alles Platz gefunden hatte und sie kam aus dem Staunen nicht mehr heraus. Neben den duftenden Brötchen und Croissants gab es frische Eier, Schinken, Speck, Lachs, Käse in verschiedensten Sorten, Pancakes und noch vieles mehr. Wann hatte sie das letzte Mal so viel Essen auf einen Haufen gesehen? Sie wusste es nicht. Und wenn, dann war es ganz bestimmt nicht für sie gewesen. Sie zuckte zurück, als sich ihr Magen mit einem tiefen Grollen bemerkbar machte. Amy bemerkte erst jetzt, wie hungrig sie in Wirklichkeit war. Die Sportstunde hatte ihren Appetit nicht gerade gehemmt. Schnell setzte sich die Ginger hin.
„Wenn du noch mehr willst“, schmatzte Tony, „dort drüben hat es noch mehr.“ Die junge Frau drehte den Kopf in die Richtung, in die Stark gezeigt hatte und tatsächlich. Auf dem Tresen hinter ihr lagen noch weitere Köstlichkeiten und warteten nur darauf, von ihr verschlungen zu werden. Das war doch ein Festmahl. Daran könnte sie sich wirklich gewöhnen.

Kaum hatten sie fertig gegessen, ertönte Jarvis blecherne Stimme:
„Mr. Stark, Sie haben einen eingehenden Anruf.“
„Ich bin nicht da“, antwortete Stark, rülpste und trank einen Schluck Whisky.
„Es ist Mr. Nick Fury, Sir.“
Sofort änderte sich die Stimmung im Raum. Nick Fury am Telefon? Gab es Neuigkeiten bezüglich Loki? In Sekundenschnelle war jeder hochkonzentriert und wartete auf Tonys Reaktion.
„Lass ihn durch.“
„Mr. Stark. Schalten Sie mich auf Lautsprecher. Ich möchte, dass alle mithören.“
„Bereits geschehen.“
„Es gibt Neuigkeiten. Wir haben seltsame Schwingungen aufgenommen, die jedoch nicht von Loki stammen könnten. Sie tauchen vermehrt in New York auf, jedoch auch in anderen Staaten Amerikas und in den nördlichen Ländern Europas. Wir wissen noch nicht, worum es sich handelt. Ich gebe Ihnen die Koordinaten der nächsten Stelle an. Sie ist nicht weit vom Stark-Tower entfernt. Stark, Captain, Thor, Natascha, Barton und Bruce. Checkt die Lage.“
Amy horchte auf. Warum war sie nicht mitaufgezählt worden?
„Entschuldigung, Mr. Fury. Was ist mit mir?“, fragte sie.
„Das ist zu gefährlich für dich, Amelia.“
„Wieso gefährlich? Ich dachte, das sei nur ein Check. Nichts Gefährliches. Oder steckt da mehr dahinter?“, gab sie trotzig zur Antwort und im selben Augenblick hätte sie sich die Zunge abbeissen können. Wie konnte sie es wagen, gegen den Oberboss von SHIELD so frech zu sein.
„Das würde ich aber auch gerne wissen“, sagte da Stark und die Ginger blickte ihn verwundert an.
„Ich auch. Wenn dies nur ein harmloser Check sein sollte, warum brauchen Sie dann alle von uns?“, wollte Natascha wissen.
„Da steckt mehr dahinter. Wie Amy gesagt hatte“, bekräftige auch Barton Amys Aussage. Erfreut, dass alle ihr zustimmten blickte sie zu Steve, der ihr lächelnd zunickte.
„Nun, die Schwingungen…“, man hörte Fury deutlich an, dass er diese Information nicht gerne herausrückte, doch er wusste, dass wenn er sie nicht preisgab, würden die Avengers keinen Finger rühren, um diesem Befehl nachzugehen. „Es sind dieselben Schwingungen, wie diejenigen, die wir während der Chitauri-Angriffen gemessen hatten. Wir vermuten, dass sie wieder hier sind. Die Chitauri.“
Stille.
Es vergingen ein paar Sekunden, ehe die Avengers diese Information verarbeitet hatten. Die Reaktion war nicht dieselbe wie bei der Information, dass Loki entkommen war. Im Gegenteil. Die Truppe blieb still. Nur einem sehr aufmerksamen Menschen wäre aufgefallen, dass sich jeder Einzelne versteifte und mit aller Mühe versuchte, ruhig zu bleiben.
„Amelia bleibt im Stark Tower. Es ist höchste Vorsicht geboten und ich will sofort informiert werden, sobald etwas geschieht, das unser Verdacht bestätigt. Habe ich mich klar genug ausgedrückt?“ Furys Stimme klang bedrohlich, doch die Avengers waren sich daran gewohnt. Nicht so wie Amy, die eingeschüchtert auf ihrem Stuhl sass und sich so klein wie möglich zu machen versuchte. Die Chitauri waren wieder da? Die Aliens? Wirklich? Würden sie wieder auf New York los? Würden sie dieses Mal die ganze Welt zerstören? Warum kamen sie zurück? War das denn überhaupt möglich? Die Avengers hatten die Chitauri doch besiegt und vertrieben?
„Wir werden uns die Sache mal anschauen. Geben Sie uns die Koordinaten“, sagte Stark beiläufig, knallte Fury aus der Leitung und füllte sein Glas erneut mit Whisky.
Wieder herrschte Stille. Unruhig rutschte die junge Frau auf ihrem Stuhl umher. Das war nichts für sie. Ja, noch vor wenigen Minuten wollte sie informiert sein, da sie auch dazu gehören wollte, doch sie hatte sich getäuscht. Das war nichts für sie. Sie spürte, wie ihr eisig kalt wurde und sie eine Gänsehaut bekam. Nein. Sie wollte das nicht. Nicht die Chitauri. Nicht noch einmal. Sie würden sie holen. Sie würden die Welt zerstören. Angst überkam sie. Kam es ihr nur so vor, oder nahm die Temperatur im Raum deutlich ab?
„Amelia!“ erklang eine Stimme zu ihrer Linken. Oder war sie hinter ihr? Amy konnte nicht mehr klar denken. Ihre Sicht verschwamm. Wieder überkam sie das Gefühl dieser endlosen Ohnmacht. Martha. Tot. Snowy, ihre Katze. Tot. Ihre Eltern. Tot. Die Schreie der Menschen. Der beissende Geruch von brennendem Fleisch, nackter Angst und Tod. Das durfte doch nicht wahr sein. Warum wollten die Chitauri diese Welt für sich? Konnte man denn nichts dagegen tun?
„Amy, Hör auf!“ Die Ginger spürte, wie sie berührt wurde. Eine Hand legte sich auf die Ihre. Sie schreckte zurück und in diesem Augenblick wurde ihre Sicht wieder klar. Sie sah gerade noch, wie der Captain abermals durch die Luft geschleudert wurde und an der gegenüberliegenden Wand hart aufprallte.
„Amelia. Kannst du mir sagen, was hier los ist?“, fragte Tony. Sein Tonfall war ernst. Zu ernst. Amy blickte hoch und sah, dass Barton dem Captain aufhalf. Offenbar war er unverletzt. Zum Glück. Die Ginger seufzte auf. Wenn sie ihn jetzt noch verletzt hätte, dann wäre das wirklich unbequem geworden. Das hätte sie sich nicht noch einmal verzeihen können. Und bei den anderen Avengers wäre sie dann sicher unten durch gewesen.
„Es tut mir leid“, brachte sie hervor und wollte aufstehen, doch Barton bedachte sie mit einem solch bösen Blick, dass sich die junge Frau gleich wieder hinsetzte.
„Ist schon okay“, antwortete Steve, „aber warum hast du uns das mit deiner zweiten Fähigkeit verschwiegen?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 01, 2015 ⏰

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