Kapitel 5

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Der Schreck stand den Avengers ins Gesicht geschrieben. Barton hatte sich als erster wieder gefasst.
„Amelia, das ist nicht witzig, sondern bitterer ernst“, sagte er und sein Blick wurde undefinierbar.
„Sehe ich aus, als würde ich Spässe machen? Dieser Typ hätte mich beinahe umgebracht“, gab Amy verärgert zurück. So langsam wurde es ihr zu bunt. Wenn sie hier mitmachen sollte, dann sollten die anderen schleunigst damit anfangen, sie ernst zu nehmen.
„Wo hast du ihn gesehen?“, wollte Thor wissen.
„in einer alten Ruine. Nicht weit von meiner Wohnung entfernt. Er war verletzt aber extrem stark. Und er war bewaffnet.“
„Jetzt mal langsam. Setz dich und erzähle uns die gesamte Geschichte“, forderte Stark und drückte Amy auf einen Stuhl. Nun waren alle Augen auf sie gerichtet. Die Ginger holte tief Luft und begann zu erzählen.

Nachdem ihre Geschichte zu Ende erzählt war, sagte niemand etwas. Natascha war die erste, die die Stille brach: „Hört sich sehr nach Loki an, wenn ihr mich fragt.“
Steve nickte.
„Und dass er schwer verletzt war könnte der Grund gewesen sein, dass er dich zuerst hatte laufen lassen wollen.“
„Trotzdem. Nachdem Amelia ihn weggeschleudert hatte, hatte er nichts dagegen unternommen, um sie aufzuhalten. Wie wir aber wissen, ist er Meister seiner Wurfdolche. Es wäre ein Leichtes gewesen, sie abzuschlachten“, entgegnete Barton. Amy schluckte. Die redeten hier von ihr, als wäre sie nichts weiter als ein Stück Fleisch.
„Vielleicht war er doch zu verletzt“, mutmasste Bruce, „oder aber, es war der Überraschungseffekt.“
Die anderen nickten nachdenklich.
„Oder Loki hat sie absichtlich laufen lassen“, murmelte Stark.
„Warum sollte er sowas tun?“, entgegnete Barton. „Loki ist ein Player. Ein berechnendes Miststück. Überlegt mal. Eine junge Frau, die ihn durch den ganzen Raum schleudert? Klar, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besitzt. Und was passiert mit Menschen mit solchen Gaben? Früher oder später wird SHIELD auf sie aufmerksam.“
„Aber er würde sich so ja selbst ein Bein stellen. Sie hat ihn gesehen und würde ihn verraten. Was bringt es ihm, sie am Leben zu lassen?“ Nataschas Einwand klang einleuchtend.
„Vielleicht hat er sie manipuliert, verwanzt oder was weiss ich was. Vielleicht hört er gerade jedes Wort mit?“, knurrte Barton.
„Nope“, grinste Stark, „deshalb habe ich sie mit Pepper auf Shoppingtour geschickt. Verwanzt wäre nicht Lokis Stil. Manipuliert? Auch nicht.“ Sein Lächeln wurde entschuldigend.
„Sorry Amelia, der Schlag musste sein.“
„Was?? Soll das etwa heissen, DU hast mich umgefahren?“, brauste Amy auf. Was sollte das denn jetzt wieder? Die Avengers hatten sie doch nicht mehr alle. Und denen sollte sie vertrauen? Tony Stark, der sie sogar einfach so mal angefahren hatte? Und vor allem, warum machte Natascha ihn nicht zur Schnecke deswegen? Im Gegensatz zu Stark, der sie absichtlich verletzt hatte, hatte sie Steve AUSVERSEHEN durch die Luft geschleudert.
„Ich hätte verdammt nochmal drauf gehen können!“
„Es war zu unserem Schutz. Kognitive Neukoordinierung“, antwortete Stark nüchtern.
„Glaub mir, das ist nicht lustig. Wir hatten letztes Mal mit Gedankenmanipulation zu tun. Barton kann dir ein Liedchen davon singen“, murmelte Bruce, woraufhin der Falke ihn böse anfunkelte.
„Zurück zum Thema. Warum sollte Loki sie am Leben lassen?“, holte Steve alle wieder zurück.
„Vielleicht ist er einfach nur gnädig gewesen. Mein Bruder hat auch seine guten Seiten.“ Thors Vorschlag wurde jedoch einstimmig abgelehnt.
„Ich tendiere zum Überraschungsmoment und dass er verletzt war“, sagte Natascha und unterstütze so Bruces Meinung. Von allen Mutmassungen war diese noch die logischste.
„Wer weiss schon, was im Kopf dieses Irren vorgeht“, seufzte Stark und erntete einen bösen Blick von Thor.
„Auf jeden Fall lebe ich noch und ehrlichgesagt bin ich ganz froh darüber“, sagte Amy verärgert. Steve nickte.
„Und deshalb solltest du schleunigst damit anfangen, deine Fähigkeiten unter Kontrolle zu bringen.“
„Steve hat recht. Wenn wir mit dir zusammenarbeiten sollen, musst du lernen, wie du deine Kräfte einsetzen kannst. Hat Fury diesbezüglich irgendwas gesagt?“ Bruce blickte fragend zu Stark, welcher mit der Schulter zuckte.
„Das einzige, was er gesagt hatte war, dass er will, dass wir alle unseren Teil dazu beitragen.“
Natascha schnaubte.
„Ich weiss nicht, wie ich ihr ihre Fähigkeiten beibringen sollte.“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Steve überraschend. Amy blickte auf und sah, wie er ihr ernst zunickte.
„Genau wie ich“, Thor lächelte sie an.
„Ich lass mir doch den Spass nicht entgehen“, Starks Grinsen hätte nicht breiter sein können.
„Dann hätten wir das. Ich schlage vor, wir beginnen gleich morgen mit dem Training“, Der Cap stand auf, „jetzt aber sollten wir schlafen.“
Überrascht blickte Amy auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits tiefe Nacht war. Dankbar stimmte sie ihm zu, denn sie merkte, wie sich die Müdigkeit mit voller Wucht heranbahnte. Sie stand auf und woltle sich gerade verabschieden, als Steve sich ebenfalls erhob.
„Ich begleite dich“, sagte er und folgte ihr.
„Danke…“, fing Amy an, als die beiden vor dem Lift standen, „dass du mich vor Natascha verteidigt hast.“
Der Blonde lächelte und stieg mit ihr in den mittlerweile angekommenen Lift.
„Nimm dir Nataschas Aussagen nicht zu sehr zu Herzen. Sie meint es nicht so…“
„Für mich hat es aber verdammt ernst geklungen“, murmelte die Ginger.
„Ja, Natascha kann sehr verletzend sein, doch sie will dir eigentlich nichts Böses. Ihr geht es mehr um deine Reaktion.“
„Nun, ich hatte eher das Gefühl, sie akzeptiert mich nicht…“
„Würdest du’s? Natascha war lange eine Einzelkämpferin. Sie vertraut nicht vielen. Glaub mir, als man uns das erste Mal aufeinander losgelassen hatte, sind die Fetzen nur so geflogen. Du hättest die Prügelei zwischen Thor und Stark sehen sollen“, erwiderte Steve und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. „Sie hätten aufgrund der Prügelei Loki fast die Möglichkeit gegeben, wieder abzuhauen.“
Amy nickte. Sie war erleichtert zu hören, dass es bei den anderen nicht anders gewesen war. Und Steves Erklärung hatte auch einleuchtend geklungen. Müde fuhr sie sich mit dem Handrücken über die Augen.
„Danke..“, murmelte sie als ein leises Piepen darauf aufmerksam machte, dass sie im richtigen Stockwerk angekommen waren. Steve lächelte und nickte ihr freundlich zu und Amy stieg aus. Er folgte ihr jedoch nicht, sondern ging zurück zu den anderen Avengers. Amy fragte sich, was diese noch miteinander zu besprechen hätten, doch um sich weitere Gedanken  darüber zu machen, dazu war sie zu müde.

The Wind of Destiny - A Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt