Kapitel 3

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Sie hatten sie. Die Männer in Schwarz. Amy zitterte am ganzen Körper. Was wollten sie nur von ihr? Warum hatten sie sie mitgenommen? War es wegen dem Auto? Das Auto. Fetzen der Vergangenheit. Das Krachen eines Steinbrockens auf dem Fahrzeug. Das Brechen der Hausmauer. Schreie. Blitze. Martha. Die Männer in Schwarz. Der Mann mit dem Dolch. Grüne Augen. Nun wird sie dafür büssen!


Keuchend schreckte die junge Frau hoch. Die Erinnerungen an die letzten Tage und Monate wirbelten zusammenhangslos in ihrem Kopf umher und gaben ihr keine Ruhe. Nur mit Mühe konnte sie die Gedanken ordnen. Sie war aus dem Taco in den Park gegangen. Dort war sie zusammengebrochen und danach hatte sie einen Felsbrocken dazu gebracht, auf eines der Autos zu krachen. Nein, das war nicht sie gewesen. Oder? In diesem Moment kamen diese Männer zurück und sie war abgehauen. Ihre Flucht hatte nicht lange gedauert. Schon nach wenigen Metern hatten sie sie eingeholt. Sie hatte sich gewehrt bis sie plötzlich einen Stich im Arm gespürt hatte und alles Schwarz wurde.
Amy wollte aufstehen, doch etwas hielt sie zurück. Als sie an sich herunter sah, bemerkte sie, dass stramme Ketten ihre Hand- und Fussgelenke an den kalten Stuhl fesselten. Sie spürte, wie ihr Blutdruck zu steigen begann und sie in Schweiss ausbrach. Was sollte das? Was tat sie hier? Warum hatte man sie gefangen? In diesem Augenblick ging die Tür auf und ein grosser, breitschultriger Mann trat ein. Eine Augenklappe verdeckte sein linkes Auge. Ernst blickte er sie an, was die Rothaarige nicht wirklich als gutes Zeichen wahrnahm. Da öffnete er den Mund und begann zu sprechen.
„Miss Jackson. Es tut mir leid, dass wir Sie so überfallen hatten, wir haben einige Fragen an Sie.“
Verwirrt blickte die junge Frau ihn an.
„Was für Fragen? Wer sind Sie? Wo bin ich hier?“, fragte sie du versuchte noch einmal, sich loszureissen.
„Ich bin Director Fury und Sie sind hier im Hauptquartier der Strategic Homeland Intervention, Enforcement and Logistics Division. Kurz SHIELD. Wie Sie wissen, gab es vor zwei Monaten eine Alien Armee, die diese Stadt zerstörte. Nur dank den Avengers konnten wir ihnen Einhalt gebieten. Bestimmt haben Sie schon von ihnen gehört.“
Amy nickte verwirrt. Natürlich hatte sie von den Avengers gehört. Mutige Helden, die New York vor der totalen Zerstörung bewahrt hatten. Seit dem gab es einen regelrechten Boom in Sachen Superhelden. Die Kirchen waren dagegen. Sie prophezeiten, dass die Apokalypse nah sei. Sie leugneten, dass es Menschen gab, denen übernatürliche Fähigkeiten zugesprochen worden war. Niemandem ausser dem Herrn höchstpersönlich dürfen solche Gaben gegeben sein.
Doch die ganze Welt hatte mitbekommen, dass sie nicht alleine im Universum war. Natürlich war überall Panik ausgebrochen, welche die Regierungen nur mühsam wieder eindämmen konnte. Doch noch immer waren die Menschen skeptisch und fürchteten einen erneuten Alien Angriff. Die Superhelden waren es, die die Leute beruhigten. Allen voran die Avengers. Sie waren der Hoffnungsträger in dieser schwierigen Zeit.
„Wissen Sie, wieso Sie hier sind, Miss Jackson?“
Amelia verneinte. Sie hatte keine Ahnung, warum sie hier war und was er von ihr wollte. Bis ihr ein unbehaglicher Gedanke kam. Doch sie wollte nicht daran denken. Es war ganz bestimmt nicht sie gewesen, welche den Steinbrocken bewegt hatte. Die Ginger schaute auf, und sah, dass Fury sie noch immer ernst musterte. Ihr ging ein kalter Schauder über den Körper und sie stammelte irgendwas, um von diesem schrecklichen Verdacht, sie hätte etwas mit dem Felsen zu tun, von sich abzulenken.
„Wegen dem Auto?“, fragte sie unsicher. Toll gemacht, Amy… Du hast ihn gerade noch darauf hingewiesen!
„Nicht ganz. Obwohl das Auto einen Teil in der Gesamtrolle spielt. Sie haben es geschafft, einen tonnenschweren Gesteinsbrocken mehrere Meter in die Luft zu heben und ihn auf eines unserer Fahrzeuge zu schleudern. Und das, ohne ihn auch nur zu berühren. So etwas können nicht viele Menschen.“
Amy hatte keine Ahnung, was sie darauf antworten sollte. Dachte er wirklich, SIE hätte das vollbracht? Sie blickte auf ihre Hände. Diese sahen aus wie immer, ausser dass sie ein wenig zitterten.
„Das war ich nicht. Lassen Sie mich gehen“, flüsterte sie und schloss die Augen. Hoffte, er würde ihr glauben. Doch stattdessen hörte sie, wie er einen Stuhl vor sie schob und hörte wie er tief Luft holte.
„Miss Jackson. Sie haben spezielle Fähigkeiten, die wir hier gut brauchen können. Wir können Ihnen zeigen, wie Sie mit ihnen umgehen können.“
Amy schüttelte den Kopf. Nein!
„Hören Sie, ich habe nichts damit zu tun. Ich kann das nicht. Sie verwechseln mich.“ Selbst in ihren eigenen Ohren klang das nach einer schwachen Ausrede. Doch sie wollte noch immer nicht wahrhaben, dass sie diese „Fähigkeiten“ wie Fury so schön sagte, wirklich zu ihr gehören sollten. Sie wollte das doch gar nicht.
„Ich weiss, das ist alles sehr verwirrend für Sie, doch wir haben Nachforschungen angestellt. Seit heute Morgen empfangen wir starke Signale, die eindeutig von Fähigkeiten stammen, die nicht menschlich sind. Eines davon war in Ihrer Wohnung, Miss Jackson. Das zweite Mal an ihrem Arbeitsort und das dritte Mal direkt vor unserer Nase, als Sie das Fahrzeug zerstört hatten. Glauben Sie mir, Sie haben das getan. Und wir haben die Mittel dazu, Ihnen zu zeigen, wie sie Ihre Fähigkeiten kontrollieren können.“
„Sie sagten, Sie könnten mich gut gebrauchen. Wofür?“ Es machte ihr Angst. Sich von einer seltsamen Gruppierung helfen zu lassen. Doch noch mehr fürchtete sie sich davor, dass es wahr sein könnte. Dass sie tatsächlich solche Fähigkeiten besitzen und sie es dann nicht kontrollieren könnte. Was, wenn Sie jemanden verletzte?
„Für die Avenger-Allianz.“ Vier knappe Worte, doch Amy dachte, ihr zöge es den Boden unter den Füssen weg.

Wenige Zeit später sass Amelia neben einem schwarz gekleideten Mann, der ausdruckslos nach vorne starrte, in einem dieser schwarzen Autos. Noch immer schwirrte ihr der Kopf. Sie sollte ehrlich bei den Avengers mitmachen? SIE? Zuerst hatte sie Fury ausgelacht, sagte, dass müsse alles ein schlechter Scherz sein, doch dem Director war nicht nach Spässen zumute. Es folgte eine unangenehme Stille, in der sie Zeit hatte, sich zu entscheiden. Obwohl es keine wirklich freiwillige Entscheidung war. Denn hätte sie das Angebot abgelehnt, wäre sie rund um die Uhr beobachtet worden, was nicht sehr verlockend klang. Doch als Amy an den Psycho dachte, der jetzt ihr Handy hatte, war sie sich nicht sicher, ob es eventuell doch besser wäre mitzugehen. Also sagte sie zu. Auf Furys Gesicht erschien sogar etwas wie ein Lächeln. Sie nahmen ihr die Ketten ab. Die waren eine reine Vorsichtsmassnahme, wie ihr gesagt wurde. Die Ginger wusste nicht, warum man vor ihr Angst haben sollte, schliesslich hatte sie bis heute Morgen noch nicht einmal gewusst, dass es so etwas wie SHIELD überhaupt gab.
„Wohin fahren wir?“, fragte sie schon zum dritten Mal, und zum dritten Mal bekam sie keine Antwort. Seufzend blickte Amy aus den schwarz getönten Fenstern, als vor ihr plötzlich der Stark Tower erschien. Sie fuhren direkt auf ihn zu.
„Was? Das meint ihr doch nicht ernst? In den Stark Tower?“ Die junge Frau schloss die Augen und rieb sich die Schläfen. Ein schmerzhaftes Pochen hatte sich in ihrem Kopf breit gemacht. Das konnte doch nicht wahr sein. Vor wenigen Stunden noch, hatte sie über die Reichen geschimpft und jetzt sollte sie selbst einen Fuss in dieses protzige Gebäude setzen? Wenn Martha sie sehen könnte. Sie wäre ganz aus dem Häuschen. Sie war es immer gewesen, die den Glamour so geliebt hatte. Aber was hatte sie anderes erwartet? Schliesslich gehörte Tony Stark, Iron Man, ja auch zu den Rächern.
„Geht es Ihnen nicht gut, Miss“, fragte der Mann neben ihr. Amelia guckte auf. Es war das erste Mal, seit sie in dieses Fahrzeug gestiegen waren, dass sie angesprochen wurde.
„Nein, alles bestens“, gab sie zurück, versuchte jedoch, die Chance beim Schopf zu packen, „was wollen wir dort?“ Doch wieder starrte der Mann nur ausdruckslos nach vorne und Amy gab sich geschlagen. Dann eben nicht… Die restliche Fahrt verlief wieder schweigend. Bis der Polizist, sie vermutete, dass er ein Polizist war, in sein Handy sprach, dass sie in wenigen Minuten ankämen. Die Rothaarige merkte, wie sie immer nervöser wurde. Bald würde sie die Avengers persönlich treffen. Unruhig rutschte sie auf ihrem Sitz umher. Warum nur hatte sie zugesagt? Was wollte sie hier? Dieser Fury verwechselte sie bestimmt. Was, wenn sie keinen Ton herausbringen würde? Oder wenn plötzlich herauskäme, dass sie doch eine normale Frau wäre, ohne jegliche Fähigkeiten? Das wäre einfach so peinlich. Sie würde sich zu Tode schämen. Aber zum Umkehren war es nun zu spät, denn schon wurde ihr die Tür aufgehalten. Ängstlich blickte sie ihren Begleiter an, welcher ihr kurz zunickte. Also stieg sie wohl oder übel aus. Ihre Knie waren weich wie Butter, doch sie zwang sich, dem Mann zu folgen, der ihr die Tür aufgehalten hatte. Amy blickte sich um. Sie waren in einer Art Tiefgarage, als der Mann abrupt stehenblieb, so dass sie fast in ihn hineinlief. Sie hatten vor einem grossen Lift Halt gemacht. Noch immer herrschte eine eisige Stille und Amelia hörte nur ihren eigenen Atem und ihr Herz, welches wild gegen ihre Rippen schlug. Sie versuchte, langsamer zu atmen, was ihr aber nicht gelang. Endlose Sekunden verstrichen, ehe der Lift kam.
Die Tür öffnete sich und eine blonde Frau mit Pony lächelte sie an.
„Hallo Amelia, Ich bin Pepper. Schön, dich kennen zu lernen.“
Sie streckte ihr die Hand entgegen und Amy schlug zitternd ein.
„Du musst keine Angst haben, die Avengers sind ziemlich nett. Meistens jedenfalls.“ Pepper lächelte noch immer und drückte auf den Knopf zum 93 Stockwerk. Dann blickte sie stumm auf den Block und fing an, etwas aufzuschreiben.
Als sich der Lift in Bewegung setzte, versteifte Amy sich. Nein! Das wollte sie nicht. Das konnte man nicht von ihr verlangen. Auf dem Weg nach oben wurde sie immer nervöser. Sie wollte hier raus. Niemand kann sie zwingen, da hinauf zu gehen. 93 Stockwerke. Sie versuchte, die Panik zu unterdrücken. Tief durchatmen. Doch ihre Nerven fingen an, verrückt zu spielen. Viel zu schnell war sie am Ziel und als sich die Tür wieder öffnete, dachte sie, sie werde Ohnmächtig. Vorsichtig folgte sie Pepper hinaus in den grossen Raum. Das erste, was sie wahrnahm, waren die riesigen Fenster, die die Dächer von New York zeigten. Es war eine fantastische Aussicht. Und wäre die Stadt nicht zerstört gewesen, wäre es perfekt gewesen. Als sie eine Regung aus dem Augenwinkel wahrnahm, lenkte sie ihre Aufmerksamkeit darauf. Dieses Gesicht kannte sie. Sie hatte ihn schon hunderte Male im Fernseher gesehen. Tony Stark. Mit ein Glas Whisky in der Hand kam er auf sie zu ehe er breit zu grinsen anfing.
„Da seid ihr ja endlich. Du bist also Amelia. Willkommen im Stark Tower.“

The Wind of Destiny - A Loki FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt