Grausamer Alltag

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Krebs - warum bekomme ich Krebs? Warum sieht man für mich dieses Schicksal vor wenn meiner Mutter das selbe wiederfahren war? Musste der Krebs meine Familie auseinander reißen? Ich wollte immer so viel machen: Mit Chrissi Fallschirm springen gehen - in Kanada, mich einmal volllaufen lassen - mich an nichts mehr erinnern, eine Essensschlacht in der Cafeteria, ich wollte immer mal eine Weltreise machen, heiraten, Kinder haben. Doch innerhalb weniger Sekunden war mein Traum zu Nichte gemacht worden.

Wieder zu Hause angekommen schmeiße ich mich auf's Bett. Tausend Tränen der Verzweiflung rennen über mein Gesicht. Ich greife zu meinem Handy und bin im Begriff meine beste Freundin anzurufen, da halte ich inne. Chrissi hat mir bisher in jeder Situation geholfen aber kann sie mir hierbei überhaupt helfen? Kann mir überhaupt jemand helfen? Die Antwort gebe ich mir selbst: mir kann niemand helfen. Also lege ich mein Handy wieder weg. Ich starre an meine weiße Zimmerdecke. Sie ist langweilig und eintönig. Je länger ich darauf starre desto mehr färbt sie sich in meinen Augen. Sie wird grau, so wie mein Leben, wenn ich bald jeden Tag im Krankenhaus verbringe und darauf warte das es bald zu Ende ist. Ich kann in diesem Moment nichts mehr als starr in meinem Bett liegen und weinen, immer weiter, immer schlimmer.

Der schrille Klingelton meines Handys reißt mich aus meinen Gedanken und lässt mich aufschrecken. Warum will ausgerechnet jetzt einer was von mir? Zum Glück ist es nur eine Sms und ich muss nicht total verheult ans Telefon gehen. Vllt ist es auch ganz gut jetzt ein bisschen zu simsen und auf andere Gedanken zu kommen. Doch als ich sehe von wem die Nachicht ist, bleibt mir kurz der Atem weg. Die Nachicht ist von Timo, er will mich sehen. Ein Angst Gefühl überkommt mich. Ich will nicht zu ihm. Nach dem letzten Treffen bringe ich mit ihm nur noch den Schmerz in Verbindung. Ich spüre keine Schmetterlinge mehr wenn ich seinen Namen auf dem Bildschirm sehe oder nur seinen Namen höre. Jeder normale Mensch würde mir jetzt raten ihn zu verlassen. Aber sie verstehen das nicht! Die Angst auf meine Abfuhr geschlagen zu werden und gezwungen zu werden bei ihm zu bleiben ist so stark, dass ich nicht einmal mit dem Gedanken in berührung kommen möchte. Also antworte ich auf seine Nachicht: "Wo und wann?" Ich kann erst wieder aufatmen als er mir schreibt, dass er in den Park wolle. Ich rede mir zu, dass im Park genug Leute rum liefen, sodass er keine Gelegenheit für einen Schlag finden würde. 

In der Eile in 10 min dort zu sein, ziehe ich mir schnell ein T-shirt an, welches ich auf meinem Zimmerboden finde. Ohne meinem Dad tschüss zu sagen renne ich aus dem Haus in den Park. Zu meinem Glück sitzt er noch nicht auf der Bank und ich bin nicht zu spät. Als mein Blick über die Wiese streift fällt mir ein Junge auf. Er sitzt dort mit seiner Gitarre und ist total vertieft in das Lied, was er vermutlich gerade spielt. "Wo guckst du hin?" Total erschrocken gucke ich in das Gesicht von Timo. "Du hast diesen Typ mit der komischen Gitarre angeguckt oder?", sagt er ernst und mit dem Gesichtsausdruck mich erwürgen zu wollen. Als ich nicht antworte packt er mich an er Schulter: "Antworte wenn ich dich etwas frage!" "Ich... er.. ich habe nur zufällig .. ich meine .." Ich zittere bei meinen Versuchen ihm zu erklären, dass er mich garnicht interessierte. Da ist es wieder dieses Gefühl von Angst - Angst davor mir würde gleich etwas wiederfahren, wovor ich mich so sehr fürchte. "Komm mit", sagt er und zieht mich in eine Gasse, ein paar Meter weg vom Park. "Du hörst mir jetzt mal zu, du bist meine Freundin und wenn ich noch einmal sehe oder höre, dass du einen anderen nur ansiehst tue ich dir weh! Hast du mich verstanden?" Timo zischt mir die Worte ohne eine Spur Gefühl in's Ohr. "Ich wollte doch garnicht..." Bevor ich zu Ende reden kann bekomme ich auf Grund eines Schlags in den Magen kein Wort mehr heraus. "Keine wider Worte!" Ich halte meine Tränen zurück bis er, ohne ein weiteres Wort zu sagen, geht.

"Chrissi?", frage ich nach meiner Freundin unter Tränen, als sie an ihr Handy geht, "ich kann nicht mehr".

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