Täuschung

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"Wir müssen abwarten", sagt mein Dad und holt mich dabei aus meinen Gedanken. "Es wird schon alles gut.", antworte ich. Auch wenn mir die Bilder meiner Mutter wieder in das Gedächtnis kommen. Wie alles mit einem harmlosen Husten angefangen hat.

Um mich ab zulenken gehe ich nachmittags zu Timo. Bei ihm fühle ich mich geborgen - bei ihm vergesse ich meine Hustenanfälle und mein plötzlichen Gewichtsverlust - bei ihm habe ich keine Angst. Wir gucken einen Film, er liegt hinter mir im Bett und umarmt mich, hällt mich fest als könnte ich fallen. In der Mitte des Films kann ich mich nicht mehr auf den Film konzentrieren. Aber wie auch? Hinter mir liegt Timo, der mir sanft in den Nacken atmet. Also drehe ich mich um. Er guckt mir in die Augen als wäre ich etwas ganz besonderes. Das Gefühl, dass er mich so ansieht ist neu und total überweltigend für mich. Ganz langsam kommt er näher , genau wie im Park. Diesmal bekomme ich keinen Hustenanfall und unsere Lippen berühren sich erst ganz leicht, und dann immer stärker. Die Küsse sind fordernd. Schnell wandert seine Hand hoch an meine Brust und runter an meinen Hintern. Einerseits finde ich es total erregend und hoffe, dass er nie wieder aufhört. Andererseits ist es für mich zu schnell. Und ich fühle mich bedrängt. Als ich aber kurz aufhöre ihn zu küssen und ihn angucke hat er nicht mehr den Gesichtsausdruck, den ich eben noch so überweltigend fand. In seinen Augen liegt jetzt nur noch die Lust mich weiter zu berühren - mit mir zu knutschen.

Tausend Fragen schwirren in meinem Kopf. Bin ich doch nur eine, mit der er knutschen will? Liebt er mich - oder meinen Körper? Unsicher ob ich weiter machen sollte oder nach Hause gehen sollte, stehe ich aus dem Bett auf. Doch als ich gerade aufgestanden war, zieht Timo mich unsanft wieder ins Bett. "Aua", sage ich. "Du bleibst hier oder du fängst dir eine!" Eine Weile kann ich nichts sagen - kann mich nicht bewegen. Diese Aggressivität in seiner Stimme schockt mich total. Und auch die Drohung er würde mich schlagen, wenn ich gehen würde, verschlägt mir den Atem.

"Ich werde nicht hier bleiben", denke ich. "Ich werde nicht hier bleiben!" Also stehe ich erneut auf und sage:" Nein Timo, ich gehe jetzt!" Ich bin erstaunt wie stark meine Stimme klingt, obwohl ich wirklich Angst habe. Angst davor, dass er mich wirklich schlagen würde, dass ich mich in ihm getäuscht habe. Als ich gerade seine Tür aufmache um zu gehen, packt mich seine Hand fest am Oberarm. Ich drehe mich zu ihm um und ehe ich mich versehe spüre ich einen harten Schlag auf meiner linken Wange. Schwach schaue ich ihm ins Gesicht. "Du hättest nicht gehen dürfen", sagt er verachtend. Nächte Woche sehen wir uns wieder - wenn du jemandem davon erzählst kassierst du! Verstanden?" Ich nicke nur und hoffe zu träumen. Ich hoffe ich würde gleich auffwachen und merken, dass alles nur ein Traum ist. Er lässt mich los und ich laufe, so schnell ich kann, aus dem Haus. Wie kann man sich nur so stark in einem Menschen täuschen?

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