Die ersten Anzeichen

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Ich wache durch ein unerträglichen Husten auf. Noch nie hatte ich so einen starken Husten gehabt. Normalerweise wäre ich sofort zu meinem Dad gerannt um ihm davon zu berichten. Aber heute habe ich mein erstes Date - mit Timo.

Wir treffen uns im Park. Auf dem Weg zu ihm bekomme ich noch ein paar von diesen Hustenanfällen. Es ist als wäre eine Feder in meiner Kehle, die mich immer wieder zum Husten anregt. Abermals gebe ich nichts um den Husten und gehe weiter in Richtung Park.

Dort sitz er. Der Junge, der mich gestern im Lentpark schon fasziniert hatte. Er trägt eine schwarze Winterjacke und eine im Farbton abgestimmte Mütze. Timo sieht so gut aus - wie er da sitz und mich mit einem Lächeln begrüßt.

"Hey", sagt er. "Hey" - Wir setzen uns auf die Bank auf der er vorhin schon gesessen hatte. "Was schaust du mich so an?", fragt er mich. "Ich.. naja du siehst unheimlich gut aus!", antworte ich auf diese grobe Frage. Darauf hin lächelt er und kommt mir näher. Ein unbeschreibliches Gefühl steigt in mir auf. Mir wird in dem Moment heiß und kalt. Ich weiß nicht was ich machen sollte. Die Augen schließen oder offen lassen - Seine Hand nehmen oder sie bei mir behalten. Doch bevor ich mich entscheiden konnte, steigt das Gefühl in mir auf husten zu müssen. "Nein!", denke ich. Diesen Moment kann ich mir jetzt nicht durch Husten versauen lassen.

Aber wer kann das schon beeinflussen? Im nächsten Moment huste ich, als wenn ich mein Leben lang geraucht hätte. Timo guckt mich erschrocken an. "Gehts dir nicht gut?", fragt er mit einem Hauch an angewiedertem Unterton. "Doch alles ok", sage ich obwohl ich mich total elend fühle. Ich meine wer würde sich jetzt nicht dreckig fühlen? Dieser eckelhafte Husten hatte mir gerade meinen ersten Kuss versaut.

Ich will gerade immer noch ungeküsst nach Hause gehen, da kommt Timo mir hinterher gelaufen. "Ich...", stammelt er. "Ich will dich nicht ohne einen Kuss gehen lassen." Total geschockt von diesen Worten werde ich geküsst. Sanft. Gefühlvoll. Es ist fast so als würde ich ein kleinen Luftzug an den Lippen spüren. "Tschüss", sagt er mit einem verlegenen Grinsen. "Tschüss", sage ich immer noch total beflügelt von dem kribbelnden Gefühl auf meinen Lippen.

Zu Hause angekommen holt mich der Husten wieder ein. Ich huste wie ein Kettenraucher als würde ich meine Seele aus meinem Leib husten wollen. "Seit wann hast du diesen Husten?", erschrocken wirbel ich herum und sehe meinen Dad im Türrahmen stehen. "Seit heute morgen", antworte ich knapp. "Bea - das müssen wir im Auge behalten ok? Du hustest ja so als wollest du dich durch den Husten umbringen wollen. Es ist vielleicht etwas weit hergeholt aber sag mir bitte ob du in den nächten Tagen Atemnot, Gewichtsverlust oder Schmerzen in den Knochen hast. Damit fängt es meistens an." "Dad", sage ich manend. "Mir gehts gut - nur weil Mum von einem harmlosen Husten Lungenkrebs bekommen hat, werde ich das nicht auch bekommen!"

Mit diesen Worten lasse ich meinen Dad im Flur stehen und gehe in mein Zimmer.

Glaube - Lebe - Liebe!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt