5. Der Tanzkurs - Teil 3

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„Worte sind leicht wie der Wind;
treue Freunde sind schwer zu finden." 

~William Shakespeare



-------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------Trotzdem zog ich ihn in die Damenposition und übernahm die Führung oder besser gesagt ich versuchte es, doch Finn erstarrte sofort, als er mein Vorhaben verstand und versteifte sich erneut, was mich nur erneut lächeln ließ.

„Entspann dich, dir wird nichts passieren, lass mich dich führen.", versuchte ich ihn etwas zu beruhigen, doch seine Hand wollte sich partout nicht auf meine Schulter legen. 
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Leise seufzend blickte ich zu ihm und hielt ihm weiterhin auffordernd die Hand hin. 

„Dann führe wenigstens mich.", gab ich nach. Nickend nahm er die getauschten Positionen ein. Etwas erleichtert blickte er zu mir hoch. Dann deutete ich ihm, dass er ruhig anfangen konnte zu tanzen. Auch wenn ich die Schritte somit gespiegelt ausführen musste, störte mich das gar nicht. Zwar blieben wir nur bei den Grundschritten, doch ich empfand eine größere Freude daran mit ihm zu tanzen, als die komplexen Tanzschritte zu tanzen. Als unsere Tanzlehrerin allerdings den Tanz wechselte, merkte ich gleich das Finn noch nie etwas davon gehört hatte. Deswegen entschied ich mich obwohl ich in der Position der Dame tanzte, die Führung zu übernehmen und ihm in die Grundschritte zu ziehen. Dabei merkte ich wie er immer wieder auf meine Füße trat und mich jedes Mal sofort entschuldigend anblickte. 

„Lass mich uns führen, da wirst du dich sicherer fühlen.", versprach ich ihm. Durch die Unsicherheit dieses Tanzes nickte er, was mich tatsächlich überraschte, da ich eher damit gerechnet hätte, ewig mit ihm zu argumentieren. Ohne das Aufsehen zu erregen schaffte ich es mit einer eleganten Drehung unsere Positionen zu verändern. Gleich darauf begann ich ihn durch meine Berührungen sanft in die richtigen Schritte zu leiten. Je länger wir tanzten desto entspannter wirkte er. Auch tauchte wieder sein Lächeln auf und er legte seinen Kopf auf meine Brust und schloss die Augen. 

Mittlerweile zog ich ihn auch schon in andere Tanzschritte, die wir eigentlich viel später lernen würden um ihm zu zeigen, dass das Gefühl des Rausches auch beim Tanzen aufkommen konnte. Immer wiegten wir uns zum Takt der Musik. Auch tauchte mit einem Mal die Tanzlehrerin bei uns auf. „Die Herren, würden sie mir den Gefallen erweisen, den neuen Tanzschritt zu zeigen?", fragte sie uns. Finn öffnete überrascht die Augen wieder und blickte leicht verdattert zu mir hoch, als ich meine Hand von seinem Rücken löste. 

„Natürlich würden wir das, Madame.", erklärte ich ihr und strich beruhigend über den Handrücken von Finns Hand. Besonders da ich unsere Hände vorerst nicht lösen würde. Dann traten wir zusammen in die Mitte des Raumes. „Lass dich einfach von mir führen. Dann haben wir das alles gleich hinter uns.", hauchte ich ihm sanft ins Ohr, als ich spürte wie sich seine Nervosität auch auf mich auswirkte. 

Er nickte kurz und schloss ergeben erneut die Augen. Meine Aufmerksamkeit fiel auf unsere Tanzlehrerin und diese erklärte kurz wie der Tanzschritt funktionierte, welchen wir nun vorstellen würden. Auffordernd nickte sie mir zu und ich begann Finn langsam mit meinen Bewegungen zu leiten. Seine Konzentration schien nur auf mir zu liegen und beschützend zeigte ich einmal leicht die Schrittabfolge, ehe er sich darauf einließ und wir ein weiteres Mal zusammen über das Parkett schwebten. Die innerliche Ruhe breitete sich immer weiter in meinem Körper aus und erneut kam das Wissen, warum ich das Tanzen so sehr liebte, wieder aus den Untiefen meiner Gedanken auf. 

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