2. Das Wortgefecht

15 1 0
                                    


„Markt und Straßen stehen verlassen, still erleuchtet jedes Haus, 

sinnend geh ich durch die Gassen, alles sieht so festlich aus."

~Joseph von Eichendorff


Ebenso wie am ersten Dezember wurde auch der zweite Dezember durch eine Improvisation der Schauspieler begrüßt. Diese hatten sich schon vor dem noch verschlossenen Vorhang aufgestellt und besprachen schon miteinander, wie der heutige Tag ablaufen würde.  Dabei gestikulierten sie so stark, dass das anwesende Publikum ihnen gespannt zu schaute. Aber alle Schauspieler waren schon so sehr in ihrer Rolle, dass sie ihre Gestiken auch so spielten.

Darunter befanden auch die zwei Protagonisten des heutigen Abends. Anderes als zum Tag davor wirkten die Kostüme eher wie zu einer Halloweenfeier, als für ein Theaterstück in der besinnlichen Zeit. 

Nach und nach fanden sich dann alle Zuschauer auf ihren mit rotem samtüberzogenen Sitzen ein. Fast schon abwartend richteten sich ihre Blicke auf die Schauspieler. Kaum jemand konnte jetzt schon begreifen, was es dieses Mal für eine Geschichte sein würde. Dann erlosch das Licht und die Schauspieler flitzten von der Bühne. 

Das Orchester spielte zur Ouvertüre an und die Vorhänge zogen sich langsam auf. Gleichzeitig erschien ein Scheinwerfer, der dieses Mal eine Art Lüftungsanlage beschien, sich dann aber in Richtung des auf der Bühne stehende Tisches zu bewegte. In dem Lichtschein, bewegte sich dann ein Mann in einem klinischen Kittel auf den Tisch zu richtete seine Brille ein weiteres Mal, bevor er sich auf den Tisch setzte. In seiner linken Hand hielt er ein Handy an sein Ohr gedrückt.

„Ach ja, wie schön sie zu sehen. Ich freue mich ihnen mitteilen zu dürfen, dass wir die Erlaubnis von der Regierung erhalten hab-...", bevor er seinen Satz zu Ende gesprochen hatte, unterbrach ihn scheinbar die Stimme auf der anderen Seite am Telefon. 

„Natürlich haben wir die Vorkehrungen getroffen." Stirnrunzelnd setzte er seine Brille zurecht. „Was ist mit dem Schützen?" Die Antwort schien ihm nicht zu gefallen, da er sich über die Haare fuhr. „Ja, ja, ich spreche sofort mit ihr. Soll ihre Schwester-?" Sein Gesprächspartner schien ihn gar nicht erst ausreden zu lassen. 

„Ja, ich habe verstanden Sir. Sie können sich auf mich verlassen.", dann beendete er das Gespräch. „Als ob die Politikerin es sowieso nicht erfahren wird.", murmelte er leise vor sich hin, als er sich wieder vom Tisch erhob, das Kittel richtete und dann über den Seitenaufgang aus dem Lichtschein trat. 

„Nun, was haben wir wohl dieses Mal?", erklang eine andere Stimme von der Bühne. Ein dem Publikum wohlbekannter Mann wurde mit einem Mal mit einem Lichtschein auf der Bühne erhellt. Meistens begann das Stück erst mit seiner Anwesenheit. „Gestern erst einen Verräter in den eigenen Reihen und schon ist die Regierung ganz böse gelaunt." Kopfschüttelnd trat er zu dem aus dem Boden auftauchenden Stuhl und ließ sich in seiner weiten Robe darauf nieder. 

Langsam begann der wohlbekannte Nebel über die Bühne zu wallen. „Ach, richten sie mir doch einen Gruß an La Reina aus, ja?", erklang noch ein weiteres Mal die Stimme des Geschichtenerzählers. 

„Vla-had?", erklang eine liebliche Stimme den Flur lang. Dann betrat das zierliche Mädchen den Gang unter mir. Na ja, soweit man die Lüftungsschächte als einen offiziellen Gang bezeichnen konnte. 

Meine Stimme hallte in den metallen Wänden um mich herum als ich ihr antworten wollte. „Ich bin im Schacht." Innerlich verfluchte ich mich dafür, dass meine Ohren so verdammt empfindlich waren, als der Schall verstärkt mein Ohr traf und mich somit aus dem Gleichgewicht brachte.

Weihnachtsmärchen - Das One-Shots BühentheaterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt