Zweiter Tag im Reitcamp

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Die Sonne scheint in mein Zimmer. Schnell ziehe ich mich an und mache mich auf den Weg zum Esszimmer. Dort steigt mir ein warmer Bäckergeruch in die Nase. Geniesserisch atme ich einmal tief ein. Das fängt doch schon mal gut an! Es ist Selbstbedienung angesagt. Hungrig lege ich ein Buttergipfel und ein Löffel Nutella auf meinen Teller. Ich setze mich an einen Tisch und fange an zu Essen. Die Einzigen, welche sich zu mir setzen, sind Alisha, Anastasia und Alicia. Schnell kommen wir ins Gespräch, als wir unterbrochen werden von Ms. Sommer. «Das hier ist Luca», sie zeigt neben sich, «er ist heute früh erst angekommen. Ihn hat den Verkehr aufgehalten. Darum ist es für uns okay, aber bei unseren Kursen dürft ihr nicht zu spät kommen. Denkt bitte daran! Hailey würdest du bitte Luca nach dem Frühstück das Camp zeigen?» Ich kann nur nicken. Er war in der Schule mein grösster Erzfeind, denn er ist hochnäsig, irgendwie dumm und versteht nicht, wenn ich mich aus allem raushalten möchte, was in der Schule passiert. Ausserdem war er einer der beliebtesten Jungs in unserer Schule. Luca setzt sich an einen Jungentisch und sofort fangen die Mädchen an über ihn zu tuscheln. Auch an meinem Tisch wird er zum Gesprächsthema. Sie haben meinen geschockten Gesichtsausdruck bemerkt. «Nun sag schon!», drängt Alicia. Ich erkläre ihnen die ganze Sache und ernte mitleidige Blicke von ihnen. Alisha tätschelt mir den Rücken. «Ach Mädchen! Du musst die alten Zeiten vergessen und nach vorne schauen. Glaub mir, wir werden schon schauen, dass du nichts mit ihm unternehmen musst.» Die anderen beiden nicken zustimmend.

Nach dem Frühstück machen Luca und ich mich auf den Weg. «Hier ist die Liste, bei der du deine ausgewählten Angebote einschreiben kannst. Wenn du willst, kannst du dich auch jetzt gleich einschreiben.» Er nickt und mustert die Liste. «Du hast gute Angebote ausgewählt. Ich nehme die gleichen, wenn du einverstanden bist.» «Na klar. Mir macht das nichts aus.» Er nickt wieder und schreibt sich ein. Der Rest ging ziemlich schnell. Und dann fängt schon der erste Reitkurs an. Mit ihm.

Nach einem fünfzehn Minuten Vortrag striegle ich mein Pferd. Sie heisst Jacky und ist ein Rappe. Ich habe mich jetzt schon in sie verliebt! Sie ist so wunderschön und süss. Gleich darauf können wir unseren zugeteilten Pferden, das erste Mal den Sattel auf den Rücken schnallen. Grinsend sitze ich auf meiner Stute. Neben mir ist Alisha mit dem Pferd Alico. Die beiden haben sich auch schon angefreundet. Alisha hat schon Reiterfahrungen und wird mich somit ein weinig unterstützen, denn so richtig war ich noch nie geritten. Was echt peinlich ist, denn alle hier können reiten. Ja, auch Luca kann es. Wer hätte das gedacht?! «Komm! Die anderen reiten los!», erinnert mich Alisha daran, warum ich überhaupt jetzt auf einem Pferd sitze. Sie zeigt mir noch mal, wie ich das Pferd zum Schritt bringe und es dann wieder stehenbleibt. Ms. Sommer hat darauf bestanden, dass sich Alisha um mich kümmern wird und ich bei den Ausritten dabei sein darf. Eigentlich darf ich nämlich nur in einem Gehege reiten. Wäre auf jeden Fall für die anderen weniger Lebensbedrohlich, wenn ich nur dort reiten würde. Ein wenig unsicher lasse ich Jacky in den nächstschnellsten Schritt fallen in den Trab. Wir reiten über einen Hügel und sehen einen wunderschönen Wald vor uns. Die anderen verschwinden gerade in ihm. Alisha und ich folgen ihnen lachend. Das wird der beste Sommer aller Zeiten! Das steht definitiv jetzt schon fest. Mit Alisha, Anastasia und Alicia werde ich so viel Spass haben. Wir lassen die Pferde wieder in den Schritt fallen, um die Landschaft besser zu kundschaften. «Hier ist es wunderschön. Echt toll, dass wir zwei Wochen hier verbringen können», sage ich zu Alisha. «Ja, das stimmt! Ich freue mich schon so die Kurse zu besuchen. Ich glaube, ich habe die gleichen ausgewählt wie du. Alicia und Anastasia haben andere ausgesucht. Auf jeden Fall haben sie Teamspiele und Lagerlieder gleich wie wir und dann noch zwei andere.» Schweigend reiten wir weiter, bis ich vor Schreck aufkreische. «Ich habe einen Wolf gesehen!» Mit zittrigem Finger zeige ich auf die Stelle, wo er eben noch war. «Das war bestimmt kein Wolf. Hier gibt es nur Füchse und Luchse.» Die Worte von Alisha beruhigen mich kein bisschen. Ich bin mir zu 100% sicher, dass es ein Wolf war. Ich lasse trotzdem meine Hand fallen und nicke. In Gedankenversunken reiten wir weiter. Schliesslich unterbricht Alisha unser Schweigen. «Du musst es nachher an Ms. Sommer sagen. Falls du recht hast, wäre das eine sehr wichtige Information für sie. Wölfe gab es nämlich schon einmal, aber das ist sicher schon zehn Jahre her. Mach dir am besten einfach nicht zu viele Gedanken darüber.»

Nach dem Ausritt und dem Pferdeputzen bin ich gleich zu Ms. Sommer gegangen. «Danke für die Information, Kind. Aber denk bitte dran, wahrscheinlich irrst du dich. Also mache dir bitte keine unnötigen Gedanken darüber. Falls dir sonst noch etwas auffällt oder am Herzen liegt, dann komm doch bitte wieder zu mir.» Ich nicke. «Mache ich. Bis später!» «Bis später!», ruft sie mir noch hinterher. Draussen werde ich von Alisha, Anastasia und Alicia abgefangen. «Kommst du mit uns Schwimmen?» «Ja klar! Ich gehe mich nur schnell umziehen. Wartet doch unten am See auf mich.» Schnell gehe ich zurück ins Haus in mein Zimmer und ziehe mein Bikini an. Ebenso schnell springe ich wieder aus dem Haus. «Au- Sorry!», sage ich geschockt. Ich bin mit voller Pulle in Luca hineingerast. Schnell bringe ich eine Entschuldigung hervor. «Schon okay. Pass das nächste Mal einfach besser auf.» Ich nicke und gehe weiter. Wieso musste ich gerade in Luca hineinlaufen? Kopfschüttelnd gehe ich zum See. Die Mädchen haben es sich schon gemütlich gemacht. Ich lasse mich neben sie nieder und breite mein Tuch aus. Die Sonne hat kein Erbarmen mit uns. Schnell kommen wir zum Entschluss, dass eine Abkühlung das Beste im Moment ist. Langsam lasse ich mich ins Wasser gleiten. Die Kälte tut mir gut. Während die anderen erst mit den Füssen im Wasser sind, bin ich schon längstens drin. Ein Paar der anderen Camp Teilnehmer kommen jetzt ebenfalls her. Sie haben ebenso Mühe ins Wasser zu kommen wie meine drei neuen Freundinnen. Alisha ist die erste, welche sich überwinden kann. Zusammen spritzen wir Alicia und Anastasia an. Sie fangen sofort an zu Kreischen und zahlen es uns gleich heim. Wir spritzen uns gegenseitig an. Nach und nach nehmen die anderen Teil an unserer Wasserschlacht. Ein Glücksgefühl bekommt mich. Ich bin Einzelkind und bin es nicht so gewohnt, von anderen Leuten umringt zu sein und vor allem mit ihnen noch so viel Spass zu haben. Am Ende ist es ein Mädchen gegen Jungs Kampf. Er geht unentschieden aus.

Müde, aber glücklich lasse ich mich auf mein Bett fallen. Alisha kommt zu mir heute schlafen, damit ich nicht so alleine sei, meinte sie. Ich finde es echt nett von ihr und freue mich schon darauf mit ihr einen Film zu schauen. Ich nehme frische Kleider nach vorne und gehe Duschen. Dann ist es auch schon wieder Zeit um Abend zu essen. Das geht auch ziemlich schnell vorbei. Während dem Dessert wechseln wir Camp Teilnehmer uns ab, Karaoke zu singen. Einige sind richtig gut und bei anderen kann man einfach nicht anders, als sich zu krümmen vor Lachen. Alicia, Alisha, Anastasia und ich singen 'helo' und 'diamonds'. Wir bemühen uns, mitzusingen und manchmal gelingt es uns sogar mit den Sängerinnen mitzuhalten. Lachend setzten wir uns wieder und geniessen ein weiteres Stuck Schokoladenkuchen. Der ist so lecker! Die Köche sind echt spitze!!! Wir hören weiter den anderen zu, welche nicht genug vom Rampenlicht bekommen können. Alicia zieht mich zur Karaokemaschiene. Wir singen 'Feuerwerk' von Wincent Weiss. Wir singen aus voller Kehle und können uns dazwischen kaum halten vor Lachen. Wir verbeugen uns spielerisch und gehen zurück zu unseren Plätzen. Dort werden wir mit Applaus willkommen geheissen. Nicht lange bleiben wir auf unseren Plätzen sitzen. Man kann einfach nicht anders, als sich zur Musik zu bewegen. Wir gehen auf die Tanzfläche und lassen uns von der Musik leiten. Lachen, tanzen und mitsingen steht jetzt auf dem Plan.

Lachend verabschieden wir uns voneinander. Alisha setzt sich auf das andere Bett in meinem Zimmer und schaltet den Fernseher an. Fack ju Goethe kommt gerade. Wir lächeln uns an und kuscheln uns in unsere Decken. Mit einer Packung Chips schauen wir den Film. Wir diskutieren über ihn und lachen zusammen. Mit glücklichen Gesichtern schlafen wir schliesslich ein.

Liebes Tagebuch
Dienstag, 23, 03, Tag 2
Das war doch Mal ein lustiger Tag! Ich habe Freunde im Camp gefunden. Alisha, Anastasia und Alicia sind meine neuen Freunde. Mit ihnen hat man echt viel Spass😉! Ich konnte heute das erste Mal reiten. Alisha war die ganze Zeit bei mir. Sie hat mir echt viel geholfen. Dafür bin ich ihr sehr dankbar. Während dem Ausritt sah ich zwischen zwei Büschen einen Wolf!!! Ich bin mir zu 100% sicher, dass ich ihn gesehen habe. Der Wolf hatte eisblaue Augen und weisses Fell. Er sah echt schön aus. Ich weiss das klingt verrückt, aber ich hoffe, ich sehe den Wolf irgendwo wieder. Ich kriege ihn nicht mehr aus dem Kopf. Kaum schliesse ich meine Augen, sehe ich den Wolf vor mir. Keine Ahnung was das bedeuten mag. Vielleicht stehe ich ja immer noch unter Schock. Wer weiss!
Auf jeden Fall hält mich noch etwas anderes wach. Luca tauchte heute Morgen im Camp auf! Ich musste ihm das Camp zeigen und er hat sich für die gleichen Angebote/Kurse eingetragen wie ich. Später am Nachmittag lief ich ausversehen in ihn hinein. Meine Güte war das peinlich! Drei Mädchen hangen auf jeden Fall schon an ihm. Naja anders wäre es ja auch komisch. Ich wette, es werden noch mehr. Auf jeden Fall hoffe ich, dass er mir meinen Sommer nicht versaut!!!

Es ist Zeit neu anzufangen und das Leben wirklich zu leben!Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt