CHAPTER 1

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Wenn ich etwas an meinem Job nicht mag, dann ist es definitiv der Papierkram.

Normalerweise ist die Buchhaltung für all das zuständig, doch eine plötzliche Grippewelle scheint alle ausgeknockt zu haben.

Also sitze ich hier jetzt schon seit drei Stunden, tippe eine Zahlenreihe nach der anderen in den Computer ein, und versuche, noch halbwegs bei Sinnen zu bleiben.

Mir entgeht nicht die Ironie des Ganzen: ich arbeite als Personal Trainer in einem hochrenommierten Fitnessstudio, dennoch sitze ich gerade hier am Schreibtisch.

Als ich endlich fertig bin, hefte ich nur noch alles ordentlich weg und verstaue die dicken Ordner im Schrank.

Während ich aus dem Büro schlurfe und mir meinen schmerzenden Nacken massiere, stoße ich auf Mr. Dal, meinen Chef.

Er steht gerade mit einem seiner Geschäftspartner an dem kleinen Stehtisch in der Nähe der Rezeption.

Wie immer bleibt mein Blick an ihm hängen, ich kann nicht anders, als ihn anzustarren.

Alessandro Dal. 26 Jahre. Halb deutsch, halb italienisch. Und unglaublich heiß.

Er trägt einen dunkelblauen Anzug, darunter ein weißes Hemd, wobei die obersten zwei Knöpfe offen stehen, und eine goldbraun gebrannte, breite Brust erkennen lassen.

Einen starken Kontrast zu diesem beneidenswerten Teint stellen seine Tattoo's dar.
Verschiedenste Ornamente schlängeln sich aus seinem linken Ärmel bis zu den Fingerknöcheln.

Gerade als ich mir vorstelle, wie gerne ich erkunden würde, bis wohin diese Tattoo's reichen, schütteln er und sein Gegenüber sich die Hände.

Ich hatte den anderen Mann kaum wahrgenommen. Ein unauffällige Erscheinung, in einem braunen Anzug und dunkelblonden, kurzen Haaren.

Er verlässt gerade den Raum, als Mr. Dal auf mich zukommt.

„Hey Allie, bist du mit der Monatsübersicht fertig geworden?"
Seine tiefe Stimme schickt Vibrationen durch meinen gesamten Körper, und ein Schauer überläuft mich.

„Äh, ja, gerade eben. Dieser Monat sah nur leider nicht so gut aus."

„Ich weiß.." sagt er mit einem tiefen Seufzer.
„Dadurch, dass diese Woche alle krank sind, mussten wir viele Termine absagen, die vielversprechend gewesen wären."

Er massiert sich bei diesen Worten mit zwei Fingern diese empfindliche Stelle zwischen Augen und Brauen.

Dies ist ein recht großes Fitnessstudio, in das vor allem die Reichen und Wohlhabenden dieser Stadt kommen.
Dementsprechend sind wir für Diskretion, Professionalität und eine große Anzahl an Personal Trainern- wie ich es bin- bekannt.
Da viele unserer Kunden ausschließlich Termine für ihr privates Training machen, und dafür meist einen, wenn nicht sogar gleich zwei Trainer buchen, kann eine Trainingseinheit allein schon ein gutes Sümmchen einbringen.
Natürlich ist es da verlustreich, ihnen absagen zu müssen. Und an unserem Ruf kratzt das wohl auch.

Während mir diese Gedanken durch den Kopf gehen, betrachte ich Mr. Dal, der mit den Unterarmen an der Rezeption lehnt, und gerade ein paar Papiere durchsieht, mal wieder etwas genauer.

Seine schmalen Augen, die wie geschmolzene Schokolade aussehen, sind von dunkeln Schatten umgeben.
Seine sonst strahlende Haut wirkt etwas blasser, und seine Haltung verspannter.
Er muss viel Stress in letzter Zeit gehabt haben.

In dem Moment klingelt sein Telefon, er nimmt an und zieht sich mit einer kurzen Verabschiedung in sein Büro zurück.

Ich werfe einen Blick auf die Uhr und bemerke, dass ich gleich Feierabend habe.
Ich schnappe mir also meine Sachen aus der Garderobe und werfe alles in mein Auto.

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