Es war ein stürmischer Tag im Zauberwald. Kaspers Mähne wehte im Wind, als er in gemächlichem Tempo nach Hause zu seiner Hütte galoppierte, die er mit seinem Freund Simon bewohnte. Die heftigen Windböen, die Kasper seinen Heimweg erschwerten, wehten vom Meer her, das heute aufgewühlt war und dessen silbern glitzernde Wellen sich an der Küste brachen. Da Kaspers Hütte auf einer hohen Klippe direkt am Meer lag, führte sein Weg an der steinigen Küste vorbei, die den Zauberwald vom Problematischen Ozean trennte. Der Wind peitsche dem Einhorn das Haar ins Gesicht, was seine Sicht behinderte. Er galoppierte, so schnell der Sturm es zuließ und nahm von weitem Stimmen wahr. Es klang wie eine Unterhaltung, weit weg und von den Sturmgeräuschen übertönt, weshalb Kasper zuerst glaubte es sich nur einzubilden, dass nach ihm gerufen wurde. Er verlangsamte trotzdem seine Schritte, um zu lauschen. »Hey Einhorn!«, rief eine knabenhafte Stimme. »Ja du mit dem glitzernden Horn, tu nicht so, als würdest du uns nicht hören!« Als Kasper den Kopf drehte, konnte er tief unten an der Klippe ein gestrandetes Schiff erkennen. Die Stimmen, die er gehört hatte, stammten von einem Dalmatiner in roter Seemannstracht und einem Facharbeiter mit weißem Vollbart. Die beiden waren offenbar Schiffbrüchige, doch Kasper zögerte, ihnen zu Hilfe zu eilen. Es war bekannt, dass sowohl Hunde aus dem rechten Rand als auch Facharbeiter sich häufig als Schiffbrüchige ausgaben, um Einlass in den Zauberwald zu bekommen. Die Heimat der Einhörner war nicht nur für seine auf der ganzen Welt heiß begehrten magischen Pilze bekannt, sondern auch dafür, dass Geld hier buchstäblich auf Bäumen wuchs, weshalb die Bevölkerung keiner Arbeit nachgehen musste und sich in Dekadenz erging. Die Pilze und Geldbäume waren natürlich heiß ersehnte Beute für Seeräuber. »Unser Schiff hat ein Leck!«, rief der Dalmatiner weiter. »Bitte hilf uns!« Kasper wollte gerade seinen Weg fortsetzen, da er es eilig hatte, seine magischen Pilze zu Simon zu bringen, doch er stutzte, als aus dem Schiff ein weibliches Einhorn zu den Kapitänen trat. Sie sah mit großen blauen Augen hinauf zu Kasper. »Kasper, wir brauchen deine Hilfe!« Er brauchte keine Sekunde, um das wallende braune Haar und das strahlend weiße Fell zu erkennen, das bei jedem Wetter glitzerte wie frisch gefallener Schnee. »Charlotte, ich bin sofort bei dir!« Die Felsen waren rutschig und es war leicht, sich beim Abstieg die Beine zu brechen, doch Kasper zögerte keine Sekunde, um Charlotte, dem schönsten aller Einhörner, zu Hilfe zu eilen. »Ich hab's dir doch gesagt, Krys.« Der bärtige Facharbeiter legte dem Dalmatiner eine Hand auf die Schulter. »Es hat sich gelohnt, die Mullen mitzunehmen!« »Was ist passiert, Charlotte?«, fragte Kasper aufgebracht. »Die fliegende Person mit Windmühlenhintergrund ist gestrandet.«, erklärte Charlotte. »Äh, was?« Kasper sah verständnislos zwischen ihr und den Kapitänen hin und her. »Die fliegende Person mit Windmühlenhintergrund.«, wiederholte der Facharbeiter. »So heißt unser Schiff. Mein Name ist Captain Chip und das hier ist mein Kollege Krys. Wir sind die wütenden Kapitäne und waren eigentlich auf dem Weg in die Linken Berge. Aufgrund des Sturms sind wir vom Weg abgekommen und hier im Zauberwald gestrandet.« »Was wollt ihr denn in den Linken Bergen?«, fragte Kasper verständnislos. »Soweit ich weiß, ist dieses Land das reinste Shithole.« »Das stimmt.« Captain Chip nickte. »Wir müssen dorthin, um unseren Freund zu retten und ihn in den Rechten Rand zu holen.« »Dazu müssen wir aber erst dieses scheiß Schiff reparieren!«, erinnerte ihn Krys. »Alle Bewohner des Zauberwaldes sind komplett unfähige Einhörner, wer soll uns denn helfen?« »Hier im Zauberwald stellen wir Facharbeiter ein, die solche Arbeiten für uns erledigen.«, erklärte Kasper. »Ich kenne da sogar einen, der ist Ingenieur! Charlotte, Captains, macht euch keine Sorgen!« Tief im Zauberwald lebte Kaspers Freund Feroz, der braune Facharbeiter für alle Fälle. Kasper verspeiste einen magischen Pilz und benutzte seine telepathischen Einhornkräfte, um Feroz zu rufen. »Da du ja arbeitslos bist und nichts zu tun hast, willst du uns begleiten, Kasper?«, fragte Chip, während sie auf Feroz warteten. »Ich soll euch in die Linken Berge begleiten?« Kasper überlegte. »Das klingt schon nach einem Abenteuer. Können wir meinen besten Freund aus dem Rechten Rand mitnehmen?«
Da Feroz ein fleißiger und fähiger Facharbeiter war, hatte er die fliegende Person mit Windmühlenhintergrund innerhalb kürzester Zeit wieder betriebsfähig gemacht, sodass Kasper sich zusammen mit den wütenden Kapitänen auf den Weg in den rechten Rand machen konnte, um seinen Freund Shlomo abzuholen. »Was ist eigentlich in den Linken Bergen passiert?«, fragte Kasper, nachdem sie losgestartet waren. »Seitdem dieser komische Virus dort ausgebrochen ist, versinkt das Land doch in Chaos, oder?« Chip nickte. »Ich habe mein Heimatland schon vor langer Zeit verlassen, um mich der Seefahrt zu widmen, aber ich erinnere mich noch daran, wie die Linken Berge früher waren. Das Land war einst für seinen Bildungssektor bekannt. In der ganzen Welt waren die Facharbeiter für ihren Intellekt und ihre herausragenden handwerklichen Fähigkeiten bekannt. Das Wahrzeichen des Rechten Randes, der goldene Turm, wurde von Facharbeitern errichtet, wusstest du das? Unsere Bevölkerung hat ein hohes Ansehen genossen, bevor es zur Machtergreifung von Joseph Sterwin kam. Er hat das gesamte Staatsbudget für Filterzigaretten verschwendet, seitdem kann die Regierung nur noch Kurse für Islamo-Queerfeministische Ausdruckstanztheorie finanzieren.« Chip senkte traurig den Blick, als er daran dachte. »Inzwischen wurde Sterwin jedoch des Amtes entlassen und seit letztem Jahr übernimmt Maite Lobo die Führung in unserem Land.« »Wer ist denn Maite Lobo?«, fragte Kasper neugierig. »Maite Lobo ist die Alleinherrscherin über die Linken Berge.«, sprach Chip weiter. »Sie hat es sich zur Aufgabe gemacht, den C.O.R.O.N. Virus komplett auszulöschen. Man munkelt, sie hat ihren Verstand verloren, nachdem ihr Ehemann Alexander Lobo sie mit einem dicken Meddlfranken betrogen hat.« »Was ist denn ein Meddfranke?«, fragte Kasper ahnungslos. »Du kennst Meddfranken im autonomen Gebiet der Schaurigen Berge nicht?« Chip lachte Kasper aus. »Du hast noch viel zu lernen, mein Freund.« Da es bereits dunkel wurde, wollten die Captains die fliegende Person mit Windmühlenhintergrund im Rechten Rand anlegen, dessen funkelnde Skyline bereits am Horizont zu erkennen war. Kasper grinste zufrieden in sich hinein und sagte zu sich selbst: »Shlomo, mein süßer Boy, gleich bin ich bei dir!«
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Shlomo und Kasper auf hoher See
FanfictionShlomo und Kasper begleiten zwei wütende Kapitäne in die Linken Berge, um ihren besten Freund aus den Fängen der Bratwurst zu retten.