Der fröhliche Clown

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Durch die Unannehmlichkeiten hatte sich die Reise der Captains um zwei Tage verzögert, aber schließlich ließ der Schattenmann sie mit zwei Kästen Bier ohne weitere Umstände ins Land, nicht einmal Clownsnasen oder Perücken waren notwendig. Die Captains wollten Shlomo und Kasper ihren Freund vorstellen, der in den Linken Bergen lebte. Er wohnte nicht weit entfernt vom Hafen in einem großen Zirkuszelt. »Ich hoffe, er ist zu Hause.«, flüsterte Krys und begann, nach ihm zu rufen. »Clowni! Clowni alter Freund, bist du zu Hause?« Im nächsten Moment war aus dem Zelt ein leises Hupen zu hören, das immer näher kam. »Haaaaaalloooo Freundeeeeeeeeee!« Aus dem Zelt kam ein Facharbeiter im Clownskostüm gesprungen, der eine goldene Hupe bediente. Er hatte wirres, orangefarbenes Haar und trug eine rote Clownsnase im Gesicht. »Moin Clowni!« Krys hob die Hand zum Gruß. »Sorry, dass wir uns verspätet haben.« »Das macht doch gar nichts, meine Freunde!« Clowni hupte noch einmal. »Wen habt ihr denn da mitgebracht?« »Das sind Kasper das Einhorn und Shlomo aka der vulgäre Pudel.« »Kasper und Shlomo, willkommen in unserem offenen und toleranten Land!« Clowni lächelte die beiden an und verbeugte sich. »Es gibt natürlich nichts, auf das wir in den Linken Bergen stolz sein können, denn als Facharbeitens unterdrücken wir seit Generationen die gesamte Welt, aber lasst uns trotzdem die Hymne der Offenheit und Toleranz anstimmen!« Clowni räusperte sich, legte eine Hand auf die Brust und begann aus vollem Halse zu singen: »Die Maite hat recht und das weiß ich genau! Denn die Maite ist eine asiatisch gelesene Frau!« Krys und Chip verdrehten die Augen. »So führt er sich jetzt schon seit Monaten auf.«, knurrte Chip. »Shlomo, wir brauchen dringend deine Hilfe.« Nachdem Clowni fertig gesungen hatte, lud er seine Gäste zu sich ins Zelt ein. »Habt ihr Lust auf Bratwurst, meine Freunde?«, fragte er voller Euphorie. »Nee danke.«, lehnte Krys ab. »Wir haben erst gegessen.« »Das macht doch gar nichts!«, behauptete Clowni. »Wie sagt unsere geschätzte Führerin so schön: jeder hat einen zweiten Magen für Bratwurst!« »Das gilt nur für Facharbeiter.«, entgegnete Krys und erntete einen bösen Blick von Chip. Clowni stolzierte fröhlich in seine Küche, um den Herd anzufeuern, auf dem er seine Bratwürste grillen wollte. »Du Chip, was hat es eigentlich mit den Bratwüsten auf sich?«, fragte Kasper leise. »Was es mit den Bratwürsten auf sich hat?« Clowni hupte zweimal. »Durch ihren hohen Eiweiß- und Fettgehalt versetzen Bratwürste deinen Stoffwechsel in Ketose. Bei einer Ketose steigt die Konzentration von sauren Ketonkörpern im Blut und Extrazellularraum. Dabei lösen die Ketonkörper die Glucose als primäre Energiequelle des Organismus ab. Folglich steigt nach dem Verzehr von Bratwürsten nicht nur deine Gehirnaktivität, du wirst auch glücklicher, Wunden heilen ab sofort in Windeseile und du bist immun gegen alle Krankheiten, insbesondere gegen den C.O.R.O.N.« Kasper runzelte die Stirn. »Ich bezweifle, dass das wissenschaftlich korrekt ist.« »Zweifelst du etwa die Wissenschaft an, Kasper?« Clowni zog wütend die Augenbrauen zusammen und seine Augen begannen, rot zu glühen. »Kasper ist nur ein Einhorn!«, wollte Chip ihn besänftigen. »Im Zauberwald sind die Leute nicht so gebildet wie hier, Clowni. Wie soll das auch gehen ohne eine starke Anführerin wie Maite Lobo?« Daraufhin schien sein Freund sich wieder zu beruhigen. »Maite hat immer recht.«, flüsterte Clowni zu sich selbst. »Ja, die Maite hat recht und dabei bleibt es, Genossen. Also, wer von euch möchte eine Bratwurst haben?« »Nee, sorry!« Shlomo schüttelte den Kopf. »Ich bin Vegetarier.« »Vegetarier!« Clowni schlug die Hände über dem Kopf zusammen. »Du elender Hund, willst du uns alle umbringen?« »Äh, was?« Shlomo kicherte verwirrt. »Raus aus meinem Zelt, du Blinddarm der Gesellschaft!« »Okaaaay...« Shlomo begriff nicht, was den Clown so wütend machte, doch er ließ sich ohne Protest von Krys aus dem Zelt führen, der ihm zuflüsterte: »Ich sagte doch, unser Freund ist etwas komisch in letzter Zeit.« Währenddessen überlegte Kasper, ob er Clownis Angebot annehmen sollte, obwohl Chip ihm davon abriet, Bratwurst zu essen. »Du Chip, ich hab echt Hunger.«, gab Kasper zurück. »Außerdem riecht die Bratwurst richtig geil, Alter!« »Na ja...« Chip zwirbelte nachdenklich seinen Bart. »Was soll schon eine Bratwurst anrichten?« »Glaubst du, ich verwandle mich danach in einen SJW?« Darauf lachten sie beide. Clownis Freude war groß, als Kasper sich schließlich bereit erklärte, eine Bratwurst mit ihm zu verspeisen. Währenddessen besprachen Krys und Shlomo draußen vor dem Zelt das weitere Vorgehen. »Es muss mit der Bratwurst zu tun haben.«, vermutete Krys. »Seit es in den Linken Bergen nichts anderes mehr zu essen gibt, führt sich nicht nur Clowni so auf. Auch Holger ist völlig gehirngewaschen, seit er das Zeug probiert hat.« »Ach komm!« Shlomo schüttelte ungläubig den Kopf. »Bratwurst ist doch keine neue Erfindung. Auch im Rechten Rand wird die gegessen und dort ist niemand so gecuckt wie hier.« »Ich kann es mir nicht anders erklären, Shlomo!« Krys sah nachdenklich in den Himmel. »Ganz ehrlich, die Facharbeiter waren schon immer ein Haufen Spinner, aber dass sie jetzt unseren Clowni haben, das macht mich fertig.« Shlomo nickte. »Früher waren einige Facharbeiter noch halbwegs vernünftig, wie man an Chip oder Feroz sieht. Ich glaube, es hängt alles mit Maite Lobo zusammen.« »Und was sollen wir dagegen tun, Shlomo?« »Na wir schalten Maite aus, ganz einfach.«

Shlomo und Kasper auf hoher SeeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt