Kapitel 5 ~ Gespaltenes Willkommen ~

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Trompeten ertönten und man hörte wie sich Menschenmassen auf dem Vorplatz des Rathauses versammelten. Mein Onkel machte eine Geste mit dem Kopf und Alfrid stand auf und lugte durch die grosse Tür.
"Herr, es ist die Stadtwache, sie führen Gefangene mit sich".
Der Bürgermeister stand auf und lief, schneller als ich es von ihm erwartet hatte, zu Alfrid. Die Bediensteten öffneten nun beide Flügel der Tür und so konnte auch ich nach draussen blicken.
"Was ist das für ein Aufruhr?", fragte mein Onkel mit lauter Stimme.
"Zwerge. Herr. Wir haben sie geschnappt, als sie Waffen stehlen wollten", antwortete ihm ein Wachmann.
Bei dem Wort 'Zwerge' zuckte ich zusammen, sie hatten doch wohl nicht wirklich versucht...
"Ah also Hochverräter hmm", stellte mein Onkel mit einem süffisanten Grinsen auf dem Gesicht fest.
"Nur ein kümmerlicher Haufen söldnersicher Zwerge, wenn ihr mich fragt, Herr", Alfrid schaute angewidert auf Thorins Gemeinschaft herab.
Ich stand vom Tisch auf und trat hinter dem Bürgermeister aus der Tür, bedacht darauf, mich schnell hinter einer der hölzernen Säulen zu verstecken.
Fili hatte mich zum Glück nicht bemerkt, denn er war auf Dwalin fixiert, der durch die Worte Alfrids erzürnt schien und sich aus den Fängen der Wachen löste.
"Hütet eure Zunge, ihr wisst nicht mit wem ihr es zu tun habt. Das ist nicht irgendein Halunke. Das ist Thorin, Sohn von Thraín, Sohn von Thror", rief er aus und in der Menge machte sich ein Getuschel breit. Thorin legte Dwalin beschwichtigend eine Hand auf die Schulter und trat dann selbst hervor. Er richtete seinen Blick direkt auf meinen Onkel. "Wir sind die Zwerge Erebors und wir sind gekommen um unsere Heimat zurückzuerobern". Jetzt ging ein Raunen durch die Menge und der Bürgermeister verlor kurzzeitig seinen herablassenden Blick und gab so einen Ausdruck von Hilflosigkeit preis. Doch mir sank das Herz buchstäblich zu Boden. Glaubten sie wirklich sie könnten es schaffen? Ich hatte diese Hoffnung schon lange aufgegeben. Smaug hauste zu lange im Erebor. Sein Geist hatte sich in diesen Berg eingefressen, wie die Dunkelheit in die Nacht. Selbst wenn Smaug besiegt werden würde, wäre der Berg nie mehr wie zuvor.

Thorin erzählte weiter von seinem Vorhaben und versprach, Esgaroth wieder zu seinem alten Glanz zu verhelfen. Die Menge war aufgeregt, viele waren von der Vorstellung beflügelt, wenigen anderen stand Zweifel ins Gesicht geschrieben. Ich war eine davon. Ich seufzte und trat ein wenig ins Licht um den Gesichtsausdruck des Bürgermeisters zu lesen. Ob er Thorin half?  Doch genau in diesem Moment blickte Fili auf und sah mir direkt in die Augen.  Ich blieb starr stehen und versuchte ihm mit meinem Blick zu deuten, dass er jetzt lieber nicht zu mir stürmen sollte. Er hatte verstanden, jedoch wurde sein Blick traurig und der Glanz entwich plötzlich aus seinen Augen. Ich drehte mich um und wusste warum.
Areas kam mit einem Weinbecher in der Hand aus der Halle und legte seine freie Hand um meine Taille. Ich versuchte sie wegzustossen, aber dadurch festigte sich sein Griff nur noch mehr. Ich liess meinen Kopf sinken, konnte jedoch den traurigen Blick Filis immer noch spüren.

Die Diskussion war immer  noch im vollem Gange. Mein Onkel würdigte mich und Areas keines Blickes, sondern sah Thorin starr an. Nun trat Bard aus der Menge hervor und versuchte alle davon zu überzeugen, dass Thorin nichts Gutes über sie bringen würde, aber er wurde vom Bürgermeister nur kalt abgewiesen.
Dann kam endlich die entscheidende Frage.
"Ich spreche zum Bürgermeister der Seestadt. Wollt ihr erleben, dass sich die Prophezeiung erfüllt? Wollt ihr teilhaben an dem grossen Reichtum unseres Volkes?" Thorin sah den Bürgermeister erwartungsvoll an. Genauso wie ich, jedoch wusste ich schon, was er sagen würde. Spätestens bei dem Wort 'Reichtum' hatte er sich dafür entschieden. Just in diesem Moment erhob er mit einem lauten 'Willkommen und dreimal Willkommen' einladend die Arme. Die Menge jubelte, so taten es die Zwerge. Bard war die Enttäuschung ins Gesicht geschrieben, als er sich leise davon stahl.

Die Wachen führten die Zwerge an uns vorbei in die Halle. Beim Vorbeigehen sah mich Fili wieder mit glanzlosen Augen eindringlich an.
Wie würde ich den jetzigen Abend wohl aushalten?

Ich melde mich zurück mit einem eher kürzeren Übergangskapitel (das nächste wird wieder länger^^).
Es werden nun endlich wieder regelmäßiger Kapitel kommen^^
Danke, dass ihr trotz meiner langen Abwesenheit Kommis und Votes dagelassen habt. Auch vielen Dank an die, die meine Story in ihre Leseliste geaddet haben😊
LoniXD

Determination of the StarsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt