Die Schritte vor meinem Zimmer weckten mich unsanft auf, dank meiner Albträume war ich neuerdings ziemlich schreckhaft. Ich lag zwischen Sarah und Caroline in meinem Bett und belauschte den Störenfried beim Versuch im Dunkeln sein Zimmer zu finden, hin- und hergerissen zwischen der Versuchung in Jacksons Nähe zu sein und der Sorge, dass er womöglich nicht allein sein könnte. Nach einer weiteren Minute kam ich zu dem Schluss, dass es sich definitiv nur nach einer Person anhörte und ich einen Versuch wagen könnte. Leise stieg ich zum Fußende aus dem Bett und schlich aus dem Zimmer.
Ich fand Jackson auf der Couch in seinem Schlafzimmer, wo er sich gerade seine Schuhe aufschnürte. Im Türrahmen lehnend beobachtete ich ihn, so wie er das sonst oft bei uns anderen machte. Auch wenn seine Haare etwas verstrubbelt und das Hemd zerknittert waren wirkte er nüchtern. Alles andere hätte mich auch gewundert. In den letzten Jahren hatte Jackson sich stark gewandelt, von einem privilegierten Jungen, der seine Wut nicht unter Kontrolle hatte und sich sinnlos prügelte, zu dem beherrschten und zuverlässigen Mann, der seinem versoffen Onkel das Unternehmen abnahm, um das Vermächtnis seiner Eltern zu retten.
Leider erinnerte ich mich noch zu gut an den Jugendlichen Jackson. Seine Eltern hatten nur wenig Zeit für ihn und damals kompensierte er das mit Drogen, Alkohol und gelegentlich auch einer Schlägerei. Es ging so weit, dass Jackson beinahe in den Jugendknast musste.
Da sieht man einmal, wie sehr der Tod seiner Eltern ihn beeinflusst hat. Er hat sie viel zu früh verloren, genau wie ich. Schnell schüttelte ich den Gedanken an und ging auf Jackson zu.
"Und? Wie war dein Abend?", fragte ich ihn betont lässig, als ich mich neben ihm auf die Couch sinken ließ.
Jackson sah überrascht zu mir auf und als seine grünen Augen meine fanden fühlte ich ein angenehmes Kribbeln in meinem Bauch.
"Solltest du nicht längst schlafen?", erwiderte er und streifte sich die Schuhe von den Füßen. Ich verdrehte die Augen, als Reaktion auf seinen Kommentar.
"Ehrlich gesagt wär ich lieber zu Hause geblieben, aber ich hab mich Mal wieder überreden lassen.", er stöhnte um zu zeigen wie anstrengend der Abend für ihn gewesen war. "Ich hab bei der Arbeit so viel Stress, dass ein ruhiger Abend auf der Couch viel verlockender klingt als irgendwelche vollen Nachtclubs in denen es viel zu laut ist und dumme Schlampen die nur das Geld auf meinem Konto sehen."
"Tja, Jackson.. du wirst wohl langsam alt!", neckte ich ihn und erntete dafür einen vernichtenden Blick, auch wenn er sich das Lächeln nicht vollkommen verkneifen konnte. Um ihn noch ein wenig anzustacheln fügte ich noch hinzu: "Aber wenn es dir damit besser geht lade ich dich gerne nächstes Mal zu meinem Mädelsabend ein, der ist schön ruhig." und fand mich im nächsten Moment in Jacksons Armen wieder, als er mich spielerisch in den Schwitzkasten zog und meine Haare verstrubbelte. Leise lachend ließ ich es über mich ergehen.
Ich hatte erwartet, dass Jackson ebenfalls lachen würde, doch als ich mich wieder aufsetzte war sein Blick ernst.
"Jackson, ist alles okay?"
"Ja. Mach dir keine Sorgen Kleines.", erwiderte Jackson und setzte ein gespieltes Grinsen auf.
Ich zog eine Augenbraue hoch. "Versuchs nochmal!"
Er stöhnte leise und zog mich in seine Arme. Ich lehnte mich mit dem Rücken an seine Brust und fühlte sofort seine Wärme, überall wo wir uns berührten. Sein Kopf lag auf meinem und er hatte die Arme um mich geschlungen. So saßen wir da, bis er bereit war, mit mir zu sprechen.
"Das heute im Büro...", begann er zögernd. "Ich hätte dich nicht so lange allein lassen sollen. Wenn ich gewusst hätte, dass Vernon kommt, dann hätte ich dich nie..."
"Es ist nichts passiert Jackson.", unterbrach ich ihn und legte meine Hand beruhigend auf seinen Arm.
"Ich weiß.", seufzte er an meinem Haaransatz.
Am nächsten Morgen erwachte ich, eingezwängt zwischen meinen beiden besten Freundinnen, in meinem Bett. Vorsichtig kletterte ich zum Fußende raus und schlich mich aus dem Zimmer. Es war Sonntag und irre heiß, somit zog ich nach dem Duschen einfach bequeme Shorts und ein bauchfreies Shirt an und lief nach unten in die Küche, wo Dan und Melissa gerade an die Kücheninsel gelehnt standen und sich küssten.
Ich kicherte.
"Sofort aufhören.", rief ich gespielt angeekelt und hielt mir die Hände vor die Augen. "Kleine Schwester im Raum!"Dan wich schnell einen Schritt zurück und kratzte sich peinlich berührt am Hinterkopf. "Sorry Kleine."
Ich lachte und klopfte ihm im Vorbeigehen auf die Schulter. "Entspann dich Bruderherz!" Die Kaffeemaschine war noch an, ich ließ mir einen Kaffee raus und setzte mich auf die Arbeitsplatte.
"Na was habt ihr beiden Turteltauben heute vor?""Wir gehen zum Canyon, ein bisschen wandern und abends wollen wir im Rimini essen gehen.", erzählte Melissa voller Vorfreude. Ich wünschte den beiden viel Spaß und begann Frühstück für mich und meine Freundinnen auf der Terrasse her zu richten. Dann setzte ich mich in die Sonne und las mein Buch weiter.
Es dauerte noch fast eine Stunde bis meine Freundinnen zu sich kamen. Als sie runter kamen war es schon nach 12 und wir machten uns direkt über das Essen her. Durch die riesigen Fenster zwischen Terrasse und Küche beobachteten wir Jackson, der oberkörperfrei in die Küche schlurfte und sich eine Aspirin einwarf. Caroline kicherte nervös beim Anblick von Jacksons nackten Oberkörper.
Ich rollte mit den Augen. "Care, reiß dich zusammen! Sein Ego ist sowieso schon viel zu groß."
"Das sagt die Richtige! Ruby du ziehst ihn ja förmlich mit den Augen aus!"
"Oh man du hast Recht!", sagte ich ertappt und fügte verträumt etwas leiser hinzu. "Aber er sieht einfach so gut aus!"
Sarah kicherte und schlang ihre langen Arme um mich. "Ach Süße, dich hat's ja voll erwischt!"
Weil ich meinen hochroten Kopf an Sarahs Schulter verbarg während meine Freundinnen lachten, bemerkte ich Jacksons Anwesenheit erst, als er sich mir gegenüber auf den Stuhl fallen ließ.
"Worüber kichert ihr Mädels denn?", hörte ich ihn in seiner tiefen Stimme fragen und setzte mich ertappt wieder gerade hin.
Sarah tat es als Mädelskram ab und ich war erleichtert, dass er nicht weiter nachfragte.
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Little One
ChickLitRuby hat gerade die Schule beendet. Seit ihre Eltern bei einem Unfall starben wohnt sie bei ihrem älteren Bruder Daniel und dessen Freunden Josh und Jackson, in den sie heimlich verliebt ist. Als Jackson sie bittet für ihn zu arbeiten, beginnt Rubys...