Kapitel 6

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-Tag 7-

Wir sind heute schon eine Woche auf dieser Insel und ich habe jetzt schon das Gefühl meinen Verstand zu verlieren. Seit der Nacht in der Natasha und ich uns so nah waren ignorierte sie mich. Gestern und auch heute hat sie keine vernünftige Unterhaltung mit mir geführt geschweige denn mich länger als eine Sekunde überhaupt angeschaut.
Sie wich mir aus und mied meine Anwesenheit, dabei habe ich doch nichts falsches gemacht, oder? Ich weiß nicht was ich über diesen nahen Moment mit ihr denken sollte, doch zu gerne würde ich wissen was diesbezüglich in ihrem hübschen Kopf herum schwirrte.

Als ich heute Morgen wach wurde, durch die einzelnen Sonnenstrahlen die an meiner Nase kitzelten, streckte ich mich erst einmal und ging dann nach unten. Leise tapste ich mit nackten Füßen über den Boden und bemerkte, dass ich die Rothaarige nirgends finden konnte. Sie lag nicht auf der Couch wo sie üblicherweise schlief und war auch nicht in der Küche.

„Natasha?", rief ich durch die großen Räume doch bekam keine Antwort. Die einzigen Geräusche die ich hörte kamen aus der Garage eine Etage tiefer. Ich musst jetzt einfach mit ihr über die Nacht am Strand reden und ich wollte keine weitere Zeit verschwenden. Ich ging also erneut die Treppen runter und irrte durch den Keller herum, bis ich die halb offen stehende Tür fand die in die Garage führte. Ich steckte meinen Kopf durch die Tür und fand die Rothaarige hinter einem alten Motorrad knien. Sie schraubte irgendetwas fest, zu meiner Verteidigung; ich kenne mich mit Maschinen nicht aus deswegen bewunderte ich sie, dass sie so viel Ahnung davon hatte.

Als sie aufstand blieb mir wortwörtlich der Atem weg. Sie sah unglaublich gut aus obwohl sie nur ein weißes Top und eine blaue Latzhose trug, bei der sie die Träger unten runterhängen ließ.

Ich konnte mich nicht länger selbst belügen, die Wahrheit ist, dass ich sie nie wirklich gehasst habe. Es war einfacher so zu tun, als ihr meine komplizierten Gefühle zu erklären und zudem fühlte sie in hundert Jahren nicht das selbe für mich. Warum auch? Sie hatte immer schon das Bild von mir; reiches, verwöhntes Mädchen das alles von ihrem Vater bekommt was ihr lieb ist. So war ich nie, doch man kann schließlich nicht jede Person von der Wahrheit überzeugen.

„Kann ich dir irgendwie helfen oder möchtest du noch weiter dahinten rum sabbern?", fragte die Rothaarige plötzlich und riss mich damit aus meinen Gedanken. Ich räusperte mich und trat dann vollständig in die Garage.

„Ich- Nein, also ich habe mich eigentlich nur gewundert wo du bist.", babbelte ich vor mich hin und rieb mir den Arm.

„Du hast mich offensichtlich gefunden und weißt jetzt wo ich bin. Sonst noch was?", fragte sie und wischte sich mit ihrem Top den Schweiß von der Stirn, was dazu führte das man ihre definierten Bauchmuskeln sehen konnte. „Nein! Nein, ich- Ich gehe wieder nach oben.", deutete ich hinter mich und drehte mich um. Nach ein paar Schritten blieb ich stehen. Ich wollte nicht dort oben alleine sitzen. Ich genoss ihre Gesellschaft. Sehr sogar, also kehrte ich wieder um und ging auf sie zu. Ich nahm mir einen Hocker vom Rand und setzte mich auf die gegenüberliegende Seite auf der sie stand, vor das Motorrad.

„Was wird das?", fragte sie verwirrt.

„Ich langweile mich oben eh nur, also zeig mir was du hier machst. Wo hast du das Motorrad überhaupt gefunden?"

„Es stand hier und ich dachte so könnte ich mir ein bisschen die Zeit vertreiben.", zuckte sie mit den Schultern und fing wieder an es zu reparieren. Da sie nichts sagte vernahm ich es so, als würde sie meine Anwesenheit nicht stören, was ein gutes Zeichen war, oder nicht?

Etliche Minuten, höchstwahrscheinlich sogar ein oder zwei Stunden, verstrichen und wir fanden uns in einer angenehmen Unterhaltung wieder. Sie erzählte mir ein bisschen was darüber was sie da gerade macht und ich hörte die meiste Zeit aufmerksam zu.

„Gut, eigentlich müsste es das jetzt gewesen sein.", sprach sie und legte den Schraubenschlüssel weg. Ich zuckte ein wenig zusammen da ich so auf ihre Stimme konzentriert war, die mir eben leidenschaftlich von ihrer Liebe zu Motorrädern erzählte.

„Du meinst, dass es jetzt fahrbereit ist?", fragte ich und sie nickte.

Sie schwang sich auf den Sattel und schaute mich lächelnd an.
„Hoffen wir es.", sprach sie und drehte dann den Zündschlüssel. Es brauchte ein paar Versuche, bis der Motor richtig am laufen war doch kurz darauf fuhr sie den Ständer ein und ließ den Motor aufheulen, bevor sie auch schon aus dem offenen Garagentor fuhr.
Staunend ließ sie mich zurück.

Ich setzte mich wieder auf meinen Hocker und spielte mit meinen Fingern während ich in meinen Gedanken versank. Ich hatte die Nacht am Strand immer noch nicht angesprochen. Vielleicht würde ich damit wieder alles ruinieren und erneut ihre Ignoranz zu spüren bekommen, warum nicht dann lieber auf der sicheren Seite bleiben und das Thema einfach fallen lassen?

Als ich das Geräusch des heulenden Motorrads wieder lauter vernahm, schaute ich auf und konnte eine übers ganze Gesicht grinsende Natasha vernehmen.
„Ein wunderbares Modell.", schwärmte die Rothaarige und fuhr mit der Handfläche über den schwarzen Lack des Rades.
„Schon mal gefahren?"

„Hm?", erwiderte ich da ich nicht zu hundert Prozent zugehört hatte. Sie deutete auf das Motorrad und ich verstand. Schnell schüttelte ich den Kopf.

„Dann mal los.", sprach sie, rutschte mehr nach vorne auf dem Sattel und lächelte mich an.

„W-was? Nein, nein, nein...", winkte ich schnell ab doch sie schaute mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.

„Komm schon.", versuchte der Rotschopf mich zu überreden und schaffte es auch ganz vielleicht. Ich schwang ein Bein über den Sattel und ließ mich nieder.

„Du musst dich an mir festhalten.", grinste sie mich über ihre Schulter hinweg an. Ich legte meine Hände auf ihre Hüfte doch sie nahm sie dort runter und legte sie so hin, dass meine Arme richtig um ihre Taille geschlungen waren und mein Kopf an ihrem Rücken lehnte.„Bereit?", fragte sie und ich nickte mit leicht rosa gefärbten Wangen bei dem plötzlichen Körperkontakt. Erneut ließ sie den Motor aufheulen und fuhr mit einer, meiner Meinung nach zu schnellen Geschwindigkeit los. Ich klammerte mich enger an den Körper von Natasha und vergrub mein Gesicht in ihrem Rücken.

„Öffne deine Augen.", rief die Rothaarige und ich schüttelte schnell mit dem Kopf.
„Komm schon, vertraue mir. Du wirst es nicht bereuen."
Ich nahm einen tiefen Atemzug und öffnete dann langsam meine Augen, nur um zu sehen, dass wir auf einer Straße fuhren die am Strand entlang verlief. Die blauen Wellen in weiter Entfernung wurden durch die Sonne reflektiert und somit sah der Ozean aus, als würde er funkeln und glitzern.
Ich hob meinen Kopf und ließ den Wind durch meine Haare wehen wobei ich mir ein breites Lächeln nicht verkneifen konnte.
Natasha schenkte mir ein Grinsen über die Schulter und schaute dann wieder nach vorne um noch mehr Tempo aufzunehmen. Vorsichtig löste ich meine Arme von ihrem schmalen Körper und streckte sie links und rechts von meinem Körper aus. Ein wunderbares Gefühl der Freiheit überkam mich und ich habe mich noch nie besser gefühlt.

Wir fuhren noch eine Weile und es war unfassbar wie viel wir doch gemeinsam gelacht haben.
„Ich hatte seit einer Ewigkeit nicht mehr so einen Spaß.", sprach ich und ließ einen zufriedenen Seufzer aus, als ich vom Bike stieg.

„Ich auch nicht.", lachte die Rothaarige leicht und ich glaube ich habe sie noch nie so vom Herzen lächeln sehen.

„Du Natasha?"

„Hm?"

„Denkst du wir werden hier wieder wegkommen?", fragte ich leise und kam damit wieder auf den Boden der Realität.
Sie seufzte und rieb sich die Stirn.

„Ich hoffe es."
Ich nickte leicht und schaute nach unten, bis ich zwei Finger unter meinem Kinn spürte die mich dazu brachten nach oben zu schauen.

„Kopf hoch, zerbrich dir nicht deinen hübschen Kopf. Wir kommen hier schon runter.", lächelte die Rothaarige sanft was mir ebenfalls ein kleines Lächeln entlockte.

21 Days - Trapped with you [N.R Enemies to lovers]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt