Wer braucht schon gute Vorsätze ?

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Mühselig versuchte ich meine Augen aufzumachen. Wie spät war es? Wo war ich? Meine Kopfschmerzen hinderten mich daran, einigermaßen effektiv zu sehen. Als ich es dann doch endlich schaffte, mich im Raum umzusehen, musste ich erleichtert aufatmen. Ich war bei mir zuhause. In meinem Bett. Ganz alleine. Irgendwie hatte ich mich noch immer nicht ganz an diesen Raum gewöhnt.

Ich griff nach der Wasserflasche, die auf meinem Nachtschrank stand und trank beinahe den gesamten Inhalt auf Ex. Wäre ich doch bloß gestern zuhause geblieben. So langsam kamen die Erinnerungen an die Nacht zurück und es machte sich direkt ein flaues Gefühl in meinem Magen breit.

Ich erinnerte mich, wie ich mit verquollenen Augen die Straße entlang gehechtet war und der Schneeregen meine Kleidung fast komplett durchnässt hatte. Wie ich am ganzen Körper zitterte und ich mich verdammt dreckig gefühlt hatte. Wie ich einfach nur zu ihm wollte. Und schließlich seine Nummer gewählt hatte. Aber niemand ging ran. Leider. Oder zum Glück?

Ich griff nach meinem Handy, das auf dem Nachtschrank lag. Zwei Anrufe in Abwesenheit. Beide von Nico, gegen 6 Uhr morgens. Da hatte ich schon geschlafen. War er da schon wach gewesen? Oder war er noch wach? Ich warf einen Blick auf meine Anrufliste. Um 4:56 Uhr hatte ich ihn angerufen. Ich sah noch mal bei WhatsApp, aber keine Nachrichten von ihm. Und ich hatte ihm scheinbar auch keine geschickt. Zum Glück.

Tatsächlich hatte Tarek mich gestern überreden können diese Frau anzuquatschen. Jade hieß sie, was ich mir direkt merken konnte, da ich sofort dachte, dass ich mein Kind niemals so nennen würde.
Ich hatte ihr ein Getränk ausgegeben und danach sie mir eins, denn sie stünde nicht auf diese Klischeebilder, dass ein Mann einer Frau etwas zu Trinken ausgeben müsse.
Soweit so gut. Ich wusste gar nicht, wie lange ich mich mit Jade unterhalten hatte, doch als ich wieder zu dem Platz sah, an dem Tarek und ich gesessen hatten, war dieser nicht mehr da. Wahrscheinlich war er abgehauen, oder er hatte sich selber wen klargemacht.

Wir unterhielten uns gut, diese Frau war wirklich super sympathisch, war auf jeden Fall nicht auf den Mund gefallen und außerdem extrem gut aussehend. Trotzdem wollte ich eigentlich nein sagen, als sie mich fragte, ob ich noch mit zu ihr kommen wolle. Trotzdem hatte ich ja gesagt. Erst draußen, als wir in der Kälte standen, hatte ich sie das erste mal geküsst. Und war geschockt gewesen, wie anders es sich angefühlt hatte. Es war nicht schlecht. Es war einfach fremd. Aber nicht aufregend fremd. Sondern einfach nur fremd. Warum hatte ich mir auch vorgestellt, dass es sich so wie bei Nico anfühlen würde? Das war komplett unsinnig.

"Ich wohn hier gleich um die Ecke.", hatte sie gesagt und ich war ihr gefolgt. Ich war mit ihr die unzähligen Treppen hinaufgestiegen und hatte bei jeder Stufe gedacht, dass jetzt der perfekte Zeitpunkt wäre, umzudrehen. Vor ihrer Tür hatte sie mich nochmal zu ihr herangezogen und mich intensiv geküsst. Und in dem Moment, hatte ich mich dann doch einfach fallen gelassen und war ihr ins Schlafzimmer gefolgt.

Als sie danach ins Bad gegangen war, hatte ich mich so schnell es eben ging angezogen und sofort aus dem Staub gemacht. Es war wie ein böses Erwachen. Ich wollte einfach weg. So fühlte sich also der Walk of Shame an. Dass ich es überhaupt hinbekommen hatte, mit ihr zu schlafen, grenzte an ein Wunder. Naja, meine Leistung war auch nicht allzu berauschend gewesen. Auch, wenn wir beide besoffen waren, hatte man doch eindeutig merken können, dass keiner von uns so richtig Spaß hatte.
Auf dem Heimweg kamen plötzlich alle Emotionen hoch. Die Tränen liefen mir nur so herunter, aber es kam kein Ton aus mir heraus. Die heißen Tränen vermischten sich mit dem kalten Schneeregen auf meinen Wangen. Ich wählte seine Nummer.

An mehr konnte ich mich nicht mehr erinnern. Dann war ich aufgewacht. Ich beschloss erstmal ihn nicht mehr zurück zu rufen. In der Küche angekommen, machte ich mir erstmal einen Smoothie aus dem restlichen Obst, was ich noch in meiner Küche herum flog. Vielleicht waren ein paar Vitamine ganz gut gegen meinen Kater. Kaffee war auch schnell gekocht. Ich beschloss Tarek eine Nachricht zu schreiben.

Couchsurfing mit Folgen (Nico und Maxim K.I.Z) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt