Kapitel 9

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Während sie sich unterhalten, begeben sie sich in den nahegelegenen Wald. Weiterhin folge ich ihnen so leise es geht. ,,Unsere Welten sind aber nicht komplett identisch. Euer 'Kingdom' nennt sich bei uns 'Eureka' und befassen sich zwar auch mit Energie, aber mit erneuerbarer Energie. Unsere Organisation ist gutartig, nicht so wie eure Organisation. Wenn wir uns zusammenschließen würden, könnten wir Kingdom gemeinsam besiegen und das Gleichgewicht wieder herstellen. Was denkst du?", fragt mein anderes Ich Yoru. Er bleibt stehen. Sein Gesichtsausdruck wechselt zum Ernsten und Nachdenklichen und er antwortet: ,,An sich will ich Kingdom auch stürzen, ich muss nur nochmal mit Brimstone darüber sprechen. Er wird es sicher für gut halten, wenn ich ihm die Situation erkläre." Er dreht sich ihr zu und legt seine Hand auf ihre Schulter. ,,Mach dir nicht zu viele Sorgen, wir werden Kingdom aufhalten", beruhigt er sie und möchte sich mit ihr zusammen auf den Rückweg machen. Ein seltsames Gefühl steigt plötzlich in mir hoch. Während er sie beruhigte, fängt mein Blut in mir zu kochen an. Warum ist er so nett zu ihr? Ich meine, sie ist zwar wie ich, aber trotzdem nicht ich. Damit sie mich nicht entdecken, laufe ich schnell zurück. Ich verstecke mich in der Nähe vom Eingang des Kellers und warte darauf bis er wieder hoch kommt, um ihn zu konfrontieren. Ich lehne an der Wand, als er die Treppen hochgelaufen kommt. Nachdem er die letzte Stufe bestiegen hat, läuft er gelassen mit den Händen in den Hosentaschen, ohne mich ein Mal anzuschauen, an mir vorbei. ,,Wann hattest du vorgehabt, es mir zu erzählen?", frage ich ihn. Er bleibt stehen und dreht sich nicht um. ,,Was  soll der vorwürfige Ton?", gibt er leicht gereizt von sich. Auf die Frage gehe ich nicht ein und hake weiter nach: ,,Warum behältst du so etwas wichtiges für dich?" Ich bewege mich von der Wand weg und stelle mich aufrecht vor seinen Rücken. ,,Was ist los mit dir? Warum benimmst du dich so seltsam?", frage ich ihn besorgt. Für einen kurzen Augenblick zweifele ich daran, den Yoru aus dieser Dimension vor mir stehen zu haben. ,,Ich habe nur das getan, was ich für richtig hielt", er dreht seinen Kopf zu mir, ,,Du solltest vielleicht was gegen dein Misstrauen mir gegenüber tun." Seine Worte verletzen mich, aber er hat recht, ich habe ihm misstraut, aber wer würde jemanden nicht verfolgen, der verdächtig wirkte? ,,Was soll ich deiner Meinung nach tun, wenn ich jemanden sehe, der suspekt handelt? Es einfach ignorieren?", äußere ich mit einfallendem Zorn. ,,Wie du in der Situation gehandelt hast, war völlig verständlich und richtig. Vielleicht solltest du beim nächsten Mal netter fragen", merkt er wütend an. Meine Fäuste ballen sich. ,,Warum bist du eigentlich zur anderen Jane so nett und bringst mir immer dumme Sachen entgegen?" Er ist kurz still. ,,Hör mal. Als ich das erfuhr, wollte ich mir erstmal selbst Gedanken darüber machen und abwiegen, wie wahr es ist. Ich möchte euch nichts falsches vorlegen", erklärt er nun etwas ruhiger, ,,Dir und Brimstone haben wir noch nichts erzählt, weil wir davon ausgingen, dass ihr uns sowieso nicht glauben würdet." Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. Mit meinen Gefühlen hin und her gerissen, merke ich, dass ich Zeit für mich brauche. Ohne noch etwas einzuwenden, lasse ich ihn dort stehen und gehe in mein Zimmer. Dort angekommen schmeiße ich mich auf meine Bett und versuche, mich abzuregen. Er sagte, wir hätten ihm wahrscheinlich nicht geglaubt, aber wie kann er sich da so sicher sein. Es könnte ja auch sein, dass das, was Yoru ihm auf Icebox erzählte, auch nicht wahr ist. Aber mein Gefühl sagt mir, dass er nicht gelogen hat. Wenn Yoru ihnen vertraut, dann kann ich ihnen auch vertrauen und wenn es stimmt, was sie uns offenbarten, dann müssen wir erst recht zusammenarbeiten. Wenn Yoru verstand, warum ich sie verfolgte, warum war er dann gereizt? Ich denke nochmal über seine Worte nach. ,,Wie du in der Situation gehandelt hast, war völlig verständlich und richtig. Vielleicht solltest du beim nächsten Mal netter fragen." Das ist was er sagte. Plötzlich fühle ich mich schlecht. Ich habe ihn etwas zu sehr angefahren. Ich hätte ihn netter fragen sollen, anstatt ihm Vorwürfe an den Kopf zu schmeißen. Ich sollte mich bei ihm entschuldigen. Diese ganze Situation erschöpfte mich und meine Augen fallen langsam zu. Ich schlafe ein.

Etwas warmes auf meinem Kopf weckt mich. Ich öffne meine Augen verschlafen und sehe, dass jemand an meinem Bett sitzt und die Hand zurück nimmt. Dann realisiere ich, dass es Yoru ist und meine Augen weiten sich vor Überraschung. ,,Was... was machst du hier?", bringe ich heraus und setze mich auf. Nach kurzem Schweigen antwortet er: ,,Ich wollte nochmal mit dir reden." Ich schaue ihn ernst an und warte auf das, was er sagen möchte. ,,Ich hätte dir schon früher sagen sollen, was los war, aber ich war mir selbst nicht sicher, ob es wahr ist. Jetzt bin ich mir darüber sicher und würde ihnen meine Hilfe anbieten, bist du dabei?", erklärt er mir und wartet auf meine Antwort. Irgendwie fühle ich mich etwas schlecht. ,,Bevor ich dir eine Antwort darauf gebe, möchte ich mich für mein Verhalten vorhin entschuldigen. Es war nicht richtig von mir, dich so vorwurfsvoll zu fragen. Ich werde es beim nächsten Mal anders machen", entschuldige ich mich und senke den Kopf. Er führt seine Hand an mein Kinn und hebt mein Gesicht hoch. ,,Es ist in Ordnung", nimmt er die Entschuldigung an und lächelt sanft. Ich glaube, das ist das erste Mal, dass er mir ein so warmes Lächeln schenkt. Verblüfft schaue ich ihn an und ich merke, dass mein Herz schneller zu schlagen beginnt. Was ist das für ein Gefühl? Yoru setzt sich vom Stuhl auf mein Bett neben mich. Ich spüre seine Wärme, doch es strömt ganz schön viel Wärme aus ihm aus. Das ist seltsam. Ich stelle mich auf, bewege meinen Arm und lege meine Hand auf seine Stirn. Sie ist kochend heiß! Warum ist mir das nicht früher aufgefallen? ,,Du hast ja noch Fieber!", stelle ich fest und blicke in sein überraschtes Gesicht. ,,Spiel nicht den Starken und ruh dich gefälligst richtig aus!", schimpfe ich. Oh, ich werde schon wieder laut. Ich beruhige mich und rede einfühlsam weiter: ,,Yoru, bitte spiel nicht den Starken, es ist nicht gut, wenn du dich mit Fieber überanstrengst..." Plötzlich sieht er ziemlich müde und fertig aus. Er legt sich auf mein Bett und schläft innerhalb von Sekunden ein. Ich decke ihn zu und lasse ihn in meinem Bett ausruhen. Ich gehe in die Küche, hole ein Glas Wasser und stelle es auf dem Nachttisch neben meinem Bett ab. Bevor ich mich an mein Schreibtisch setze, blicke ich unbewusst ein letztes Mal in sein Gesicht. Warum kann er nicht immer so rücksichtsvoll und nett sein? Aber ich muss sagen er ist süß, wenn er schläft- Moment. Was denke ich da?

A Yoru Lovestory [ger]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt