Mit den Bestimmungen in Lexandria war es wie mit einem Glücksspiel. Entweder man hatte Glück und bekam etwas bedeutendes, etwas, das gut für die Gemeinde war und hoch angesehen war oder man bekam etwas alltäglich, wie die alten Menschen versorgen und zu pflegen, was kaum jemanden interessierte. Bestimmungen waren wie Lebensaufgaben für die Dorfbewohner. Es hatte seine Tradition, wenn ein Mensch das Leben ins Erwachsenenalter antrat, dass es damit auch seine Bestimmung bekommen würde. Ein paar Frauen wurden als Näherinnen auserkoren, manch andere bekam die Bestimmung, einer der Lebensmittelversorger des Dorfes zu sein. Einige junge Männer, waren dafür bestimmt Beschützer des Dorfes zu werden. Dafür sollten sie durch die ganze Insel streifen, verschiedene Aufgaben lösen. Kamen sie wieder und hatten alle Aufgaben erledigt, so bekamen sie von Alendusa den Titel „offizieller Wächter von Lexandria", aufgestickt auf einem aus Stoff genähten Anhänger in Form eines Diamanten. Der Diamant sollte darstellen, wie wichtig dieses Dorf für den Erhalt von Natur und der Welt sei. Würde das Dorf verfallen, so würde auch die Welt untergehen. Das hatte Alendusa vorher gesehen und darum sei es auch so enorm wichtig, das sich alle an ihre Bestimmungen halten würden. Nur so sei der Erhalt der Weltordnung gesichert.
Florence versuchte sich daran zu erinnern, was geschehen war. Wie sie hier her gekommen war, an diesen düsteren Ort. Ihr Schädel brummte so stark, das sie kaum ihre eigenen Gedanken hören konnte. Aus weiter ferne entnahm sie ein paar Stimmen, die dumpf klangen.Langsam öffnete sie die Augen und sah die Umrisse ihres Vaters, der ihr half, sich wieder aufzusetzen. Er nahm sie in den Arm während er mit ihr am Boden saß, angelehnt an eine der Wände. Langsam kam sie wieder zu sich. Der Blick wurde wieder klar. Über ihrem Kopf vernahm sie ein lautes Summen, sie konnte das Rauschen des Windes noch immer vernehmen. Die Stimmen, die sie noch vor kurzem warnten, waren wieder da. Langsam schaute sie nach oben um zu sehen woher die Stimmen kamen. Da erkannte sie, dass sie an der Wand anlehnten, an dem die Bilder hingen. Ihr Kopf fing an schmerzlichst zu dröhnen, doch sie wollte wachsam sein und sich konzentrieren. Sie schaute auf ihre Arme hinab, die sich anfühlten, als bekäme sie tausend Stiche. Ihr Arm war dick und der Ellbogen schmerzte. Ihre Beine waren voll von tiefen Kratzer, die leicht bluteten. Die Stühle auf denen Alendusa und Florence saßen waren zerstört worden. Florence spürte die kleinen Holzspäne in ihrer Haut. Ihre Haare waren zerzaust.
„Was ist geschehen Vater?" fragte sie Teebert etwas verwirrt.
„Beim Ritual ist irgendwas geschehen und ihr seid von einander abgeprallt und mit voller Wucht zurück geschleudert worden. Du brauchst dringend Ruhe du bist ziemlich blass. Wir sollten nach Hause gehen."
„Wir sollten warten bis Alendusa so weit ist um uns Florence Bestimmung zu erzählen. Das ist wichtig! Sonst führt sie ein verlorenes Leben!" schrie Shiva hektisch während sie Alendusa auf die Beine half.
„So könnte man es auch nennen, nicht wahr Shiva?" zischte Alendusa hervor und warf ihr einen bösen Blick zu.
„Shiva, was meint sie damit? Ich weiß zwar nicht was hier vor sich geht, aber das Leben meiner Tochter ist mir gerade wichtiger als irgendeine Bestimmung!" brüllte Teebert nun. Sichtlich genervt von seiner Frau und besorgt um seine Tochter, die sich nun wieder auf ihren Beinen befand. Gestützt von ihrem Vater. Gerade als die beiden die Hütte verlassen wollten, wurde Florence von einem heftigen Griff am Arm gepackt und nach hinten gezogen.
„Verdammt noch mal aua, hab ich nicht schon genug durchgemacht wegen diesem Nonsense?" brüllte nun auch Florence. Sie war es leid sich ihrer Familie zu liebe zurück zu halten. War sie es doch gewesen, die nun am ganzen Körper zitterte und überall Schmerzen hatte.
„Du solltest dir lieber ganz genau überlegen wie du jetzt reagierst meine Liebe! Du willst es doch nicht noch schlimmer machen." flüsterte Alendusa ihr so leise ins Ohr, das nur sie es vernehmen konnte. Gerade als Florence ihre Augenbrauen fragend hoch zog wurde Alendusas Stimme lauter, so das jeder es hören konnte.
„Deine Bestimmung... Florence Nightingale.. ist es.."
Nun hatte sich auch Shiva neben die beiden gestellt und wartete ganz gespannt darauf, zu erfahren, welche Bestimmung ihrer Tochter zugesprochen wurde.
„..meine Assistentin auf Lebenszeit zu sein! Mir zu dienen, bis ich dieses Leben verlasse und in ein anderes hinüber gehe!"
Shiva bekam große Augen, wirkte jedoch sprachlos und wie betäubt. Florence tobte vor Wut, trotz ihrer Schmerzen „Das könnte dir so passen du alte Gewitterhexe.." mitten im Satz packte sie ihr Vater,warf sie über seine Schultern und ging in Richtung der Waldlichtung, die zu ihrem Häuschen zurück führte.
Alendusa amüsierte sich köstlich. Sie genoss es zu sehen, wie Florence außer sich war vor Wut.
„Kommst du Shiva?! Wir haben einiges zu besprechen" rief Teebert seiner Frau hinterher. Da er keine Antwort bekam, machte er halt um sich nach ihr umzuschauen. Doch es war Alendusa, die antwortete: „Shiva wird sich noch mit mir eine Weile.. unterhalten müssen!" sagte sie schroff und schaute Teeberts Frau böse von unten nach oben hin an.
Teebert wusste nicht, was zwischen den beiden vor sich ging, doch nun hatte seine Tochter, die unter Schmerzen vor Wut auf seiner Schulter tobte, vorang.
Auf der Wiese vor dem Haus der Familie angekommen ließ Teebert seine Tochter wieder hinunter. „Kannst du laufen?" fragte er seine Florence besorgt.
„Ja.. zumindest soweit um dieser alten Schruller gehörig meine Meinung zu sagen! Was denkt die eigentlich wer sie ist, einfach so über mich zu verfügen?!" Florence tobte und humpelte in Richtung Waldlichtung zurück doch ihr Vater holte sie wieder zurück.
„Du gehst nirgends hin Flo" sagte ihr Vater streng, aber doch besorgt. „Du brauchst dringend Ruhe, sonst wirst du noch länger humpeln und Schmerzen haben."
Teebert schaute nach rechts hinüber zum Feld, dass sich seitlich ihres Häuschen befand. Es war riesen groß, nahe gelegen an einen kleinen See, der sich hinter dem Feld befand. Dort pflanzte die Familie allerlei Sachen an: Tomaten, Erdbeeren, Salate, Mais, Weizen, Zuckerrüben, Karotten, Erbsen und noch einiges mehr. Seitlich des Feldes war ein kleiner Zaun angebracht um die Pferde anzuleinen. Dort standen auch Wasserbehälter und Futter für die Pferde bereit.
„Remiel!"rief Teebert in Richtung der Pferde.
Ein junger Mann, etwa in Florence Alter, schaute zu Ihnen hinüber, winkte und kam auf die beiden zu gerannt. Remiel war Florence bester Freund. Die beiden waren miteinander aufgewachsen. Einst waren sie Nachbarn. Er lebte mit seinen Eltern nur ein wenig weiter den Hügel hinunter in einem kleinen Häuschen. Doch eines Nachts, als Remiel noch ein Kind war und bei Florence übernachtete, brannte das Haus seiner Eltern vollkommen nieder. Seine Eltern wurden durch das Feuer dort eingesperrt und konnten nicht mehr gerettet werden. Seit je her nahmen ihn Teebert und Shiva auf. Sie hatten sich im Laufe der Jahre ein großes Haus erbaut. Florence war ihre jüngste Tochter. Zuvor kamen Luana, Florentina und Marbella zur Welt.
„Hallo ihr beiden, wie geht es..." sagte er, doch bei Florence Anblick brach er mitten im Satz ab.
„Was ist denn mit dir passiert?" Remiel sah sie geschockt an.
„Erkläre ich dir alles später, jetzt reite schnell los und hol Luana her. Schnell"
Remiel nickte und machte sich sofort auf dem Weg um Florence älteste Schwester zu holen. Ihre Bestimmung war es gewesen Ärztin zu sein. Also lernte sie alles über die Heilkunst der Medizin. Viele Männer hatten etwas dagegen, das eine Frau einen, in ihren Augen, Männer bestimmten Beruf ausübte, doch niemand würde es sich wagen dies öffentlich zu zeigen und sich somit Alendusas Wut auf sich zu ziehen.
Teebert brachte Florence in ihr Zimmer und half ihr, sich ins Bett zu legen. Er setzte sich an ihr Bett und wachte über sie, bis sie eingeschlafen war. Irgendwann war sie zu müde um weiter zu toben und zornig zu sein. Doch er kannte seine Tochter sehr gut, er wusste sie würde niemals nachlassen.
Nach ein paar Minuten war Florence eingeschlafen. Teebert musste an die ständigen bösen Blicke nachdenken, die die Dorfälteste seiner Frau zu warf und die merkwürdigen Sätze, die sie Shiva entgegen brachte. Und wieso war sie immer noch dort? Was konnten die beiden so lange zu besprechen haben?
Er würde schon noch heraus finden, was seine Frau Shiva und die Dorfälteste Alendusa für Geheimnisse vor ihm verbargen.
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Florence Magische Suche
PertualanganFlorence ist eine junge,aufgeweckte Frau. Sie möchte nicht den Traditionen und dem Druck des Dorfes folgen. Sie hat ihre eigenen Virstellungen doch zugleich möchte sie den Frieden wahren und hadert mit sich selber. Auf der Suche nach sich selber und...