17 / Zeige Zuneigung

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Ich dachte, es würde anders werden, wenn ich endlich schwanger mit seinem Kind wäre. Ich dachte, ich würde meinen Platz in der Familie der Heiden gefunden haben, wenn ich endlich etwas in mir hatte, was nur der Lord und ich geschafft hatten. Ich dachte, dass es besser wäre...

Stattdessen saß ich in der kalten Kirche, eine Woche später und betete dafür, dass mein Mann mich endlich wieder ansah. Ich wusste nicht, was mit ihm geschehen war. Ein Kind war doch eine gute Nachricht. Ich dachte, dass es das wäre und doch war es das nicht. 

Yoongi redete noch viel weniger mit mir. (Ich dachte nicht, dass das noch möglich wäre, aber das war es.) Er redete nicht, sah mich nicht an. Dabei war ich doch alleine mit ihm in seinem Zimmer. Wie konnten wir uns da nicht ansehen? Ich sah meinen Lord auf jeden Fall und es schmerzte mich, dass er mich nicht mehr anfassen wollte. 

Nicht, weil ich unbedingt wollte, dass Yoongi mich anfasste, denn Gott... Das war unsittlich von mir zu denken. Ich mochte Yoongi nicht, weil er Yoongi war. Ich mochte ihn, weil er mein Alpha war. Und als ein Alpha sollte er sich um mich kümmern. Stattdessen sah er mich nicht an, legte sich in das Bett und schlief ein (oder auch nicht). Wir betteten nicht mehr. Nicht morgens, nicht abends. 

Und ich wusste irgendwo, dass das passieren würde. Niemand wollte eben eine Hure als Ehemann haben und die letzten Male hatte ich mich eben viel zu sehr gehen gelassen. Jetzt ließ mich auch dieser Verlust einsamer zurück, als ich es mir eingestehen wollte. Ich war immer noch ein Omega und wir Omegas liebten es doch zärtlich gestreichelt und getröstet zu werden. Aber jetzt war das auch vorbei. 

Ich sehnte mich nie mehr in den Süden. Dabei sagte ich mir das jedes einzelne Mal, wenn mich die Heimweh erfasste. Es lastete schwer auf meinen Schultern. Die Tage waren voller Regen, kalt, grau, hässlich und einsam. Als wenn alles schöne auf der Welt mit ihm gegangen war und jetzt hatte mir Min Yoongi nur noch das schlechte gebracht. Ich sollte glücklich sein. 

Verheiratet mit einem Lord. 
Ein Alpha und ein Omega. 
Sie erwarten zusammen ein Kind. 

Aber das war ich nicht. Ich war nicht glücklich und ich konnte mir nicht sagen, woran genau das lag. Nahm mich das so mit, dass Yoongi nicht mehr mit mir sprach, mich anfasste und sah? Aber vor der Hochzeit wollte ich doch noch genau das. Dass mich der Bastard in Ruhe ließ. 

Doch niemals hatte ich gedacht, dass mit der Ruhe auch so schnell die Trauer kommen würde. 

Mit ihm wäre doch alles viel anders... 

"Amen.", flüsterte ich leise, blinzelte die Augen auf und erhob mich auf meine Beine. Ich rieb mir meine kalten, steifen, schmerzenden Knie, bevor ich auf Taehyung sah, der aber noch am Beten war. Ich setzte mich zurück auf die hölzerne Bank, blickte wartend in den Schoß. Mit kam der Gedanke, was für Gebete die Natter wohl hatte. Vielleicht waren es bessere Gedanken, die er dem Herrn mitteilte, als ich das tat. 

"Lord Jimin?" 

Ich bekam sofort das schüchterne, kleine Lächeln, als sich der Alpha vor mir knapp verbeugte. Pastor Seokjin hatte immer dieses freundliche Gesicht, diese Ruhe und Geborgenheit. Er streckte seine Hand aus, deutete neben mich. "Darf ich?" Und natürlich nickte ich. Ich mochte es sehr, wenn der Vater sich dazu entschied sich neben mich setzen zu wollen. Er war ein guter Alpha. 

Wir saßen ganz nah. Die Schenkel pressten sich ein wenig zusammen, bevor es mir zu heiß wurde und ich sich näher zu mir nahm, mich stattdessen dem Alpha aufdrehte. Er hatte immer noch das gute Lächeln. "Ich wollte dich beglückwünschen. Zu dem Kind, das du mit dem Lord haben wirst." 

Beglückwünschen? 

Ich nickte vorsichtig. Das Kind war etwas tolles. Ich wusste das eigentlich. Alpha und Omega heiraten und bekommen dann viele Kinder zusammen. So sollte es sein. So hatte es sich Gott gedacht. Aber irgendwie sah ich das Kind nicht als etwas tolles an. Es war nur eine weitere schwere Bürde im Moment. Ohne das... wäre mein Lord mir doch nicht sauer, oder?

Blue Bird || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt