19 / Sei dir deiner Schuld stets bewusst

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Ich wurde am Morgen sehr unsanft geweckt. Aber nicht von Yoongi, sondern von einer aufgeregten Natter, die in mein Zimmer geplatzt kam. Ich öffnete erschrocken meine Augen und sah auf den leeren Platz, wo die Nacht aber noch mein Mann lag.

Ich wollte Taehyung ausschimpfen und zurechtweise, aber ich hatte dafür keine Zeit, so schnell war die Natter in meinem Bett, rüttelte mich lachend an den Schultern und zog mich dann an meinen Federn hoch. Wenn ich die Natter nicht so gerne hätte, dann würde ich ihn schon lange einfach auf die Straße werfen.

Mein Kopf war noch schwindelig und das Licht war zu hell, als er mich kichernd vor das Fenster zog. Ich blinzelte heftig gegen das Weiß an, versuchte aufzuwachen. Was passierte hier mit mir? Und die Natter sprang ganz aufgeregt auf der Stelle herum. "Siehst du es!? Jimin! Siehst du das!?" Ich sah nichts! Es war zu hell und weiß.

Seit wann war die Welt so grell und weiß? Er kicherte lauter und dann gewöhnten meine Augen sich an die Helle und ich riss sie erschrocken auf. Es war weiß. Alles war weiß. Die Welt sah aus, als wäre Mehl auf sie gefallen! Ich keuchte auf, dann lachte ich vielleicht und schon ließ ich einen Freudenschrei raus.

Deswegen war die Natter also so aufgeregt!

Ich sprang mit ihm eine Weile kichernd auf der Stelle, während wir unsere Hände fest hielten. Ich hatte das ja noch nie gesehen! Das war einfach verrückt. Es sah ganz verrückt aus, wie das grüne Gras plötzlich weiß war. Und die kahlen Bäume waren auch weiß und die Straßen und die Dächer der Häuser. Alles war einfach so plötzlich weiß!

"Taehyung! Oh, das ist Schnee!"

Wir hatten natürlich davon gehört. Wir wussten, dass es im Norden so kalt war, dass der Regen kalt wurde. Uns wurden Geschichten erzählt, dass der Schnee ganz kalt und weiß war. Aber niemals in meinem Leben habe ich gedacht, dass der Schnee so weiß war! Ich wusste das nicht und ich war aufgeregt, das mit meinen eigenen Augen sehen zu dürfen.

"Lord! Na los, Lord. Ziehen wir dich an. Los, lass uns in den Schnee! Ich will runter in den Schnee!"

Das Kichern war laut und es war noch so früh am Morgen, sodass mir Taehyung versicherte, es waren nur wenige Menschen draußen. Es reichte mir zu wissen und deswegen zog ich mir schlampig das dicke neue Kleid an, welches ich hier genäht hatte. Der dunkle Stoffe passte sich meiner Haut an, die langen Ärmel hingen meine Federn runter.

Es interessierte mich auch nicht, dass meine Haare nicht gebürstet waren. Es interessierte mich nicht, dass ich meine Federn nach dem Schlaf nicht gerichtet hatte. Und als ich dann die Hose anhatte und die Schuhe versuchte eilig anzuziehen, schmiss ich sie trotzig wieder auf den Boden. "Ich brauche keine Schuhe! Lass uns lieber endlich gehen!"

Ich war so aufgeregt wie schon lange nicht mehr und das erste Mal seit Wochen wollte ich aus dem Bett aufstehen. Ich zog mir noch den Mantel über, bevor ich Taehyung einen von mir lieh. "Na los! Wir haben keine Zeit!", schrie ich fast schon. Ich hatte Angst, der Schnee wäre weg, wenn wir endlich unten wären.

Ich war noch nie so aufgeregt hier im Norden.

Taehyungs trockene Hand hatte ich fest zwischen meinen, während wir kichernd und nervös die Treppen hinunterrannten. Meine Schritte immer noch federnd leise, Taehyungs in seinen Schuhen laut und donnernd. Aber mir war das im Moment nicht wichtig. Ich zog die Natter weiter vorwärts. Ich musste das mit meinen eigenen Augen sehen!

Wieso hatte ich vergessen, dass sie im Norden hier so etwas wie den merkwürdigen Schnee hatten?

Ein lautes Lachen verließ meinen Mund, das Zischen Taehyungs. Ich- und ich- Wir sprangen die letzten drei Stufen runter, sammelten uns schnell und sprinteten Richtung Ausgang. Ich hatte vergessen, eigentlich Angst haben zu müssen, bis ich Yoongi mit Jungkook und weiteren Kriegern an der Tür sah.

Blue Bird || YoonminWo Geschichten leben. Entdecke jetzt