☁ 6 - Lea ☁

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Und plötzlich küsste Marcel mich. Ich hatte keinen Plan, wieso er das tat und wie er überhaupt auf die Idee kam, mich zu küssen, aber um ehrlich zu sein, es gefiel mir. Generell, er gefiel mir. Viel besser als ich zugeben wollte. Er löste seine Lippen von meinen. "Lea, es tut mir leid..." Ich schüttelte nur den Kopf. Ich war erschrocken, verwirrt und begeistert zugleich. "Schon...ok...", stotterte ich und hoffte inständig, dass er meinen Herzschlag nicht hören konnte. (Awwww, so was steht auch immer in diesen kitschigen und miserabel geschriebenen Girlieromanen.... Moment. Das hier ist ein kitschiger und miserabel geschriebener Girlieroman, HA!) Marcel nahm meine Hand, und redete irgendwas, aber ich hörte gar nicht mehr richtig hin. Und ohne wirklich zu wissen, was ich tat, küsste ich ihn. Marcel sah erschrocken aus, aber dann lächelte er und erwiderte er meinen Kuss. Ich schlang meine Arme um seinen Nacken, während er seine Hände an meine Hüfte legte. Marcel küsste verdammt gut, musste ich feststellen. Seine Hand glitt zu meinem Oberschenkel hinunter. Wooooooah, stopp. Soweit war ich dann doch nicht. Ich drückte seine Hand sanft, aber bestimmt weg. Was Marcel nicht störte, er schob einfach dreist mit der anderen Hand mein Kleid meinen Oberschenkel hoch. Mein Herz schlug verdammt schnell, aber nicht mehr vor (keine Ahnung wie man das sagt) Liebe und.... Romantik........ , als ich ihn ein wenig unsanft von mir wegschubste. "Lea?" Marcel keuchte und sah mich verwirrt an. "Hab ich was falsch gemacht?" Ich schüttelte den Kopf. Dann nickte ich. Dann schüttelte ich wieder den Kopf. Marcel zog die Augenbrauen hoch. "Okay....", sagte er, lachte aber dabei. Meine Fresse, konnte er mich nicht einmal ernst nehmen? Ich sah ihn ernst an. "Marcel, ich bin keine Frau für eine Nacht. Und ich werde auch nie eine Frau für eine Nacht sein. Auch nicht für dich."

Marcel sah mich irritiert an und stand ebenfalls auf. "Moment." Er legte eine kurze Pause ein. "Wer hat denn gesagt, dass ich dich nur für eine Nacht will?" Wieder stoppte er. "Oder ob ich dich... überhaupt will...." AHA. Der Kerl wollte mich also eigentlich gar nicht. Aber warum zur Hölle hatte er mich dann gleich zwei Mal geküsst? Langsam wurde ich wütend. Er war also doch wie alle anderen Männer. Eine Nummer und dann... aus war's. Um ehrlich zu sein, übel nehmen konnte ich es ihm nicht. Ich hatte mich auch wie ein Flittchen verhalten. Wer sich so an den Hals eines Mannes schmeißt, braucht sich auch nicht wundern. "Warum küsst du mich denn dann? Also ich meine... Warum küsst du mich denn dann?" Marcel grinste kurz. Aber nur ganz kurz. "Lea. Was denkst du von mir?" Hm. Gute Frage. Was dachte ich von ihm? Dass er absolut umwerfend, attraktiv und heiß war. Dass er nett, sympathisch und sehr humorvoll war. Dass ich ihn wirklich sehr gerne mochte. Und dass er mich gerade leicht aus der Fassung brachte. "Ja.. ähm... also... Du wolltest mich ausziehen!" Marcel lachte süffisant. "Ich habe meine Hand auf deinen Oberschenkel gelegt!" Ich blinzelte nervös. Tatsächlich hatte er nur seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt. Und diese dann hoch geschoben. Aber was heißt schon 'nur'. "Ja.. aber... du... aber....", stotterte ich. Marcel nahm meine Hand in seine Hände und strich mit seinem Daumen über meine Handinnenfläche. Er lächelte. "Du bist wahnsinnig süß." Das brachte mich endgültig aus der Fassung. Wie konnte er mich erst küssen, dann mich versuchen auszuziehen, dann sagen dass er mich nicht wollte und nur mit mir spielte, und dann sagen dass ich "wahnsinnig süß" sei? "Ich verstehe nicht..." Marcel sah mich leicht genervt an. "Lass mich doch mal ausreden." Ich schaubte, entriss ihm meine Hand und verschränkte meine Arme. Theatralisch sank ich aufs Bett. "Na gut, rede." Marcel seufzte und setzte sich neben mich. "Lea, ich mag dich wirklich..." Ich hob meine Hand. "Stopp. Marcel, wenn du mit mir befreundet sein willst.. dann sag mir das direkt und mach mir keine... ", ich zögerte kurz, "anderweitigen Hoffnungen." Marcel schnaubte. "Lässt du mich verdammt nochmal ausreden?" Hups. Ich ließ unaufällig meine Hand sinken und lächelte unschuldig. "Sorry..." Erneut setzte er an und sah mir tief in die Augen. "Lea ich mag dich wirklich gerne. Du bist ein umwerfendes Mädchen, aber seien wir ehrlich, du kämst nicht mit unserem Altersunterschied klar... Alle deine Freunde, alle aus deiner Schule würden über dich reden..." (Taten sie jetzt auch, na und?) "Deine Eltern würden es nicht akzeptieren und außerdem... Du hast einen Freund." Ich machte eine wegwerfende Handbewegung. "Mir ist egal was die anderen sagen. Marcel, du... Du machst mich glücklich. Jedesmal wenn ich mit dir zusammen bin, fühle ich mich so wohl... Und geborgen... Und als würde ich dir was bedeuten. Mir ist dein Alter egal, solange wir uns lie... Gerne haben... Glücklich miteinander sind, ist dein Alter egal. Genau wie meins. Würde ich jetzt sagen." Wow. Soviele Gefühle hätte ich mir gar nicht zugetraut. "Marcel, ich trenne mich von Dominik." Marcel sah mich an: "Lea, ich will keine Beziehung kaputt machen. Wenn du glücklich mit Dominik bi.." Ich unterbrach ihn. Glücklich? Dominik tat mir weh, jedesmal wenn ich ihn sah, jedesmal wenn er mich auch nur anfasste. Ich wollte nicht mehr. Nicht mehr Dominiks Hure sein. Ich hatte ein Recht darauf, frei zu leben, mit wem ich wollte... Und endlich mal sexuelle Erfahrungen ohne Panik, Paranoia und Schmerzen machen. Ich wollte mich gegen ihn wehren. Aber ich wusste genau, dass ich es alleine nicht schaffen würde. Alleine konnte ich mir nicht helfen. Vielleicht stimmt es ja, was man sagt. Dass man sich bei solchen Symptomen professionelle Hilfe suchen sollte. Aber.. Ich war doch nicht krank? Ich konnte doch lachen, Spaß haben... War ich krank? Oder war das nur eine Einbildung? Ich merkte, dass ich kurz vorm Heulen war. Marcel auch. Er nahm mich in den Arm. "Lea, wir kriegen das hin... Zusammen. Okay?" Ich unterdrückte ein Schluchzen. "Ja." Ich schwieg kurz. "Ich bin nicht glücklich mit Dominik. Ich war nie glücklich mit ihm, ich werde nie glücklich mit ihm sein." Er sah mich an. "Egal was es ist, du solltest es jemandem sagen.. Lea, ich bin für dich da."

Diese 6 Worte bedeuteten mir unglaublich viel. Zu wissen, dass jemand da ist, der jemandem zuhört, der jemanden in den Arm nimmt.... Das fühlt sich schön an. Richtig.

"Marcel, du machst dich trotzdem strafbar", stellte ich fest. Marcel seufzte. Was er wohl grade dachte? "Gesetze sind da um gebrochen zu werden", murmelte er mir ins Ohr. Dann küssten wir uns zärtlich. Ich genoss den Kuss wirklich, es fühlte sich einfach so schön an. Ich löste mich von ihm. "Aber nicht von dir. Und nicht für mich." Er wiedersprach mir. Natürlich. "Doch."  "Nein."

Marcel seufzte und strich über meinen Arm. "Bald hab ich Geburtstag...", murmelte ich und versuchte ein Lächeln. "Du meinst... Wir warten bis dahin?" Ich nickte und zuckte die Schultern gleichzeitig. Marcel sah mich traurig an. "So lange noch." Ich seufzte. So lange noch. "Aber... Dann machst du dich nicht strafbar.. Dann kann dir rein rechtlich niemand was vorwerfen." "Ich wäre auch jetzt mit dir zus..." Ich legte meine Hand auf seine durchtrainierte Brust. "Bis zu meinem Geburtstag. Falls wir uns dann noch... Egal." Er nickte. Er wusste, was ich meinte. "Aber...", sagte er. "Aber...?", wiederholte ich verwirrt. "Diese Nacht.. Können wir ja noch zusammen verbringen." Als er meinen entsetzten Blick sah, wich er schnell aus. "Kein Sex, nur ... Im Bett liegen und kuscheln." Ich nickte. "Hört sich gut an." Und lächelte glücklich.

Im Bett lag ich dicht neben ihm. Er hatte seinen Arm um mich geschlungen und seinen Kopf in meine Haare gesteckt. Ich spürte seinen warmen Atem an meiner Kopfhaut. "Marcel...", unterbrach ich die Stille, "was ist mit Graham?" Er sah auf. Seufzte. Fuhr sich durch die Haare. Seufzte wieder. "Trennung." Jetzt seufzte ich. "Ich mache eure Beziehung kaputt. Ihr seid so ein tolles Paar.."  "Oh sorry", fügte ich hinzu, als ich seinen Blick sah.

"Tolles Paar hin oder her, wenn da keine Gefühle mehr im Spiel sind, bringt das relativ wenig." Stimmte. Ich nickte zustimmend. "Du trägst keine Schuld", versuchte er mich zu beruhigen. "Es ist einfach so. Wir waren sehr lange zusammen. Vielleicht zu lange. Er war einfach nicht der Richtige. So ist das im Leben. Mal fällt einem das Glück in den Schoß, mal muss man um das Glück kämpfen." "... Oder um den Partner", lachte ich. "Stimmt", murmelte er und küsste mich. (Wobei ich den Zusammenhang zwischen Graham, mir, dem Glück und Liebe nicht klar war. Hm.)


Kurzes, emotionales Kapitel zu passendem Anlass. Starlighters will know. Danke für jeden Read und jedes Like. Fühlt euch alle geknuddelt, ihr seid super, wie ihr seid! Love you all! ❤

Wie eine DrogeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt