☁ 2 - Marcel ☁

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Kapitel 2

Erst als sie sich räusperte, merkte ich wie lange sie schon ihre Arme von mir genommen hatte. "Ähmmmm sorry..." Lea zwinkerte mir zu und grinste. Ich legte ihr den Arm um die Hüfte und wir machten ein Bild. Erst jetzt bemerkte ich, wie kalt sie war. Kein Wunder bei dem Regen und den nassen Klamotten.

*

"Du musst sofort unter die Dusche und dir was anderes anziehen!", sagte ich und sah sie besorgt an. "Passt schon." Grinsend schaute  Lea mich an. Sie war kleiner als ich (LEBENSZIEL ERREICHT; JEMAND IST KLEINER ALS ICH!) , aber trotzdem konnte ich ihr fast genau in die Augen schauen. "Nein ", bestimmte ich. Ich öffnete die Tür zur Stage Door und zog Lea hinter mir in meine Garderobe. (Gott sei Dank war niemand anderes in der Garderobe. Phew.) "Machst du so was bei jedem Fan?", fragte Lea mich erschrocken. Ich schüttelte den Kopf und zuckte die Schultern. Nur bei Fans, in die ich mich anfing zu vergucken. Und das war bisher ja auch noch nie passiert. "Nur bei ganz besonderen Fans." Lea errötete. Nach einem kurzem, peinlichem Schweigen zog ich kurzerhand meinen Cast-Pulli aus und drückte ihn Lea in die Hand.

*

Lea

Ich wusste gar nicht wie mir geschah, als er vor meinen Augen seinen Pulli auszog und ihn mir hinhielt.  Entgeistert starrte ich ihn an. Auffordernd grinste er mich an. "Na los, zieh an."

Ich bewunderte seinen durchtrainierten, ungewöhnlich perfekten Oberkörper und musste mich davon abhalten, ihm nicht um den Hals zu fallen und über sein Sixpack zu streicheln. (Okay Lea. Okay.) Dabei war er nicht einmal sooooo trainiert, nicht zu untrainiert aber auch nicht zu trainiert. Ihr wisst schon.  Marcel räusperte sich lachend: "Noch nie 'nen Mann oben ohne gesehen?" Natürlich hatte ich das. Aber kein Oberkörper war so perfekt gewesen wie seiner. "Doch. Aber die anderen Typen sahen nicht so verboten gut aus." Huch. Erschrocken schlug ich mir die Hand vor der Mund. Das hatte ich jetzt nicht wirklich gesagt oder. Bitte bitte, lass ihn das überhört haben.

Verlegen lächelte er mich an. "Naja, wenn du meinst.. Und jetzt zieh den Pulli an, oder soll ich dir helfen?"

Oh mein Gott, ja bitte hilf mir! Kannst mich auch gerne ganz ausziehen, den Pulli brauch ich nicht! Mein Herz schlug schneller, als Marcel näher an mich herantrat und meinen Hoodie öffnete. Sanft schubste ich ihn zurück: "Heh! Was wenn ich da nichts drunter hätte?" Marcel lachte und sah mich erwartungsvoll an, aber ich wollte mich nicht vor ihm ausziehen.

*

Nicht dass ihr denkt, dass ich eins dieser "Ich bin so fett, so hässlich Mimimimi"-Mädchen bin, aber... ich bin nicht so zufrieden mit meinem Körper. Meine Brüste sind riesig. Und mit riesig meine ich nicht 85 C oder D oder E. Ich kann nirgendwo gescheite BHs kaufen, die nicht aussehen als seien sie für meine Oma. Ja Leute, Spitze und Muster und sowas gibt es kaum für mich. In einer 30 km entfernten Stadt von mir gibt es einen Laden, wo es echt schöne BHs gibt, aber 'ne 3/4 Stunde mit dem Zug durch die Landschaft zu gurken... Auch nur ein Mal im Monat. Oder alle viertel Jahre. Jeder sagt "Oh, Lea, deine Boobs sind so schön!" "Ich bin so neidisch auf deine Brüste!" "Geile Brüste!" ,

Mit dünner Stimme (immer auf cool tun und wenn sein Crush vor einem steht, nichts sagen. Gr8.) fragte ich ihn:  "Kannst du vielleicht kurz. .." Ich deutete in Richtung Tür. Aber Marcel grinste nur: "Glaub mir, ich habe schonmal Brüste gesehen."

In mir kochte es (Junge, hör auf das was eine Frau dir sagt! ), aber äusserlich blieb ich ruhig. "Darum geht es mir nicht." Verwirrt blickte er zu mir auf: "Worum dann? " Bei seinem Blick schmolz ich dahin, Marcel war einfach umwerfend. Ich schwieg, drehte mich schnell um, zog mein nasses Shirt aus und warf es hinter mich.


-Marcel

Blitzartig kehrte Lea mir den Rücken zu, zog sich das Shirt über den Kopf und warf es nach hinten. Mit einer minimalen Bewegung fing ich es auf, und inhalierte Leas betörenden Duft, der an ihrem Shirt klebte wie  Kaugummi. Nur dass Kaugummi an Shirts echt kacke ist. Und das war ihr Geruch nicht. Ich warf das T-Shirt über die Heizung und drehte mich wieder Lea zu. Mehr als ihren Rücken und einen Teil ihrer Seite sah ich nicht, aber mehr brauchte ich auch nicht um zu erschrecken. Ihre Arme zierten einige Narben. Ich nahm an, dass ihr anderer Arm genauso aussah. Mein Herz raste und in meinem Kopf hämmerte es. Wie konnte sie sich nur selber so verletzen? Was für ein scheiß Typ war daran Schuld? Sowas können echt nur Männer Schuld sein! Sie durfte sich nicht weiter verletzen. Die Narben waren grösstenteils schon älter und somit fast verheilt, aber einige waren noch relativ frisch , maximal von vor ein bis zwei Wochen.

Ich ging einige Schritte näher zu ihr , wollte ihr meine Hand auf die Schulter legen und sie in den Arm nehmen , aber sie kam mir zuvor und drehte sich ruckartig um. Mein Pulli war ihr viel zu gross, davon liess sie sich aber nicht irritieren und kuschelte sie in ihn hinein. "Hups!" Sie lächelte mich verlegen an. Diese Nähe schien sie zu irritieren, wir standen maximal 10 Zentimeter auseinander. Soviel wollte ich ihr sagen. 'Du brauchst dir nicht wehzutun' . 'Hör auf bevor es zu spät ist' . Wer auch immer es ist, er hat dich nicht verdient'.

Aber ich schwieg. Ich konnte ihr das nicht sagen.  Also schwieg ich, so feige wie ich war und starrte sie nachdenklich ab. Mein Blick war wohl etwas zu intensiv gewesen , denn Lea errötete und räusperte sich. Ich zuckte zusammen und murmelte verlegen eine Entschuldigung. "Sehen wir uns nach der Show? ", fügte ich hinzu und schaute sie fragend an. Sie lächelte glücklich und nickte wild mit dem Kopf: "Klar, soll ich einfach an die Stage Door kommen?" "Ja. Ich freu mich! " Sie grinste mir zu und drehte sich in Richtung Tür. "Bis gleich!", rief ich ihr zu. Lea drehte sich noch einmal kurz um. "Ach, Marcel?" "Ja?" Verwundert blinzelte ich. Lea fiel mir um den Hals. "Dankeschön." "Kein Ding", murmelte ich und liess sie los. "Wenn du willst, kannst du in der Pause hierhin kommen und wir können ein Bild machen. Im Kostüm, du weisst." "Ohne Witz jetzt?" "Ohne Witz." Lea nickte glücklich, ich begleitete sie nach draußen und fing an mein Make-Up zu machen und mein Kostüm anzuziehen.

Wie eine DrogeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt