Kapitel 3

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(Mandys P.O.V) Ein paar Tage zuvor

Müde schlürfte ich in die Küche und griff nach der Kaffeekanne, woraufhin ich feststellte, dass diese leer war. Genervt trat ich gegen die Küchenzeile, was dazu führte, dass ein Glas, welches zu nah am Rand stand, runterfiel und in tausend Scherben auf dem Boden zerbrach. Ich atmete einmal tief ein und aus. Toll. Der Tag fing ja schon super an. Angespannt holte ich Besen und Handfeger, um den Scherbenhaufen zu beseitigen. Fehlte nur noch, dass ich mich an einer der Scherben schnitt. Das würde super zu dem heutigen Tag passen. Nachdem ich die Scherben in den Müll geschmissen hatte, wandte ich mich wieder der leeren Kaffeekanne zu. Brandon hatte jeden Morgen den Kaffee gekocht. Da er nun nicht mehr da war, füllte sich die Kanne natürlich nicht mehr magisch mit heißem Kaffee auf. Ich kochte mir neuen Kaffee, da ich ohne kaum klar denken konnte, lehnte mich gegen die Küchenzeile und starrte auf das Tropfen der braunen Flüssigkeit in die Kaffeekanne. Der Geruch des flüssigen Golds erfüllte den Raum und nahm mir die Anspannung auf das bevorstehende Treffen. Ein Blick auf die Küchenuhr verriet mir, dass Brandon in weniger als zwei Stunden vorbeikommen würde, um seine Sachen aus meiner Wohnung abzuholen. Alle seine Habseligkeiten lagen in einem Karton im Flur. Hoffentlich würde er kein Drama verursachen, seine Sachen nehmen und endgültig aus meinem Leben verschwinden. Seit dem Tag, an dem ich ihn mit Lara beim Fremdgehen erwischt hatte, hatte ich ihn nur einmal gesehen und es war nicht gut verlaufen. Deshalb machte mir die heutige Begegnung Angst. Ich wollte ihn weder sehen, noch von ihm hören müssen. Bilder von Brandon und Lara, wie ich die beiden im Bett erwischt hatte, machten sich zum wiederholten Mal in meinen Gedanken breit und ich atmete einmal tief ein und aus, um nicht erneut los zu weinen. Das bekam mal also davon, wenn man jemanden zwei Jahre seines Lebens schenkte. Ich hätte doch wissen müssen, dass das in Schmerz enden würde. Aber so wie es aussah, hatte ich aus meinen Fehlern mit Jason nichts gelernt. Über 3 Jahre hatte ich ihm noch nachgetrauert. Jeden Abend spielte ich mit dem Gedanken ihn anzurufen, aber die Angst vor dem Ungewissen war einfach zu groß gewesen. Auch wenn es mittlerweile 8 Jahre her war, so hatte er die Messlatte sehr hoch gesetzt und wenn ich ehrlich war, war Brandon nie an ihn herangekommen. Aber er hatte mich wieder fühlen und leben lassen; und zu sehr hatte ich mir für Cassie gewünscht, dass es funktionieren würde. Seufzend wurde mir bewusst, dass ich den schlimmsten Teil noch hinter mich bringen musste. Cassie zu sagen, dass die Vaterfigur in ihrem Leben, nicht wiederkommen würde. Dass er gegangen war, ohne sich von ihr zu verabschieden. Wieso musste das Leben auch so schwer sein? Bevor ich Cassie diese Nachricht überbringen konnte, würde ich mich jedoch Brandon stellen müssen. Ich goss mir eine Tasse Kaffee ein, nahm einen Schluck und seufzte zufrieden auf, als das flüssige Gold sich in meinem Mund verteilte. Daraufhin setzte ich mich vor den Fernseher und schaltete Friends ein; meine absolute Lieblingsserie. Auch in den schwierigsten Situationen brachte sie mich stets zum Grinsen. Dies war eine der wenigen Filme oder Serien, die ich mir anschaute. Viel lieber vertiefe ich mich in ein gutes Buch, statt Stundenlang vor dem Fernseher zu sitzen. Aber das war mir gerade zu anstrengend. Meinen Kaffee trinkend starrte ich ungefähr eine halbe Stunde auf den Bildschirm, bevor ich ihn ausmachte und duschen ging. Wenn Brandon hier auftauchte musste er nicht unbedingt mitbekommen, was für ein Wrack ich gerade war. Ich wollte ihm zeigen, dass ich ihn nicht brauchte; dass ich auch ohne ihn klarkommen würde. Und dass er etwas Wertvolles verloren hatte. Nach dem Duschen schminkte ich mich und zog eine Leggins und ein enganliegendes Top an. Meine Haare band ich zu einem Messy Dutt, als es auch schon an der Haustür klingelte. Zögerlich ging ich zur Haustür, atmete durch, stand etwa zwei Sekunden vor der geschlossenen Haustür, bevor ich die Türklinke runterdrückte - in der Hoffnung einfach alles schnell hinter mich zu bringen. Was ich dort vor mir sah, brachte mich jedoch total aus dem Konzept. Brandon stand mit einem Strauß Blumen in der Hand vor mir. »Können wir reden?«, fragte er zögerlich, was mich zur Weißglut brachte. Mehr als es eigentlich sollte. Reden? Er wollte reden? Wütend starrte ich ihn an und war kurz davor, ihm die Tür vor der Nase zuzuschlagen. »Bitte?«, fragte er erneut und am liebsten hätte ich ihm sein charmantes Grinsen aus dem Gesicht geprügelt. »Du kannst deine Sachen abholen, die stehen im Flur und dann kannst du auch wieder gehen. Ich habe dir nichts zu sagen«, zischte ich und öffnete die Tür, damit er eintreten konnte. Er ging an mir vorbei und der Geruch seines Parfüms, das ich so gerne mochte, streifte meine Nase. Machte all dies noch viel schwieriger.
Ich schloss die Tür hinter mir und drehte mich zu ihm um. Er stand im Flur mit den Blumen in der einen Hand, während er sich mit der anderen seine Mütze vom Kopf zog, sie auf die Kommode legte und sich durch seine sanften braunen Haare fuhr. Den Blick zu der Mütze auf der Kommode schielend sah ich ihn genervt an. »Ich weiß echt nicht, warum du deine Mütze da jetzt hingelegt hast. Keine Ahnung, was du erwartet hast, aber du brauchst es dir hier gar nicht erst bequem machen.« Ein leises Seufzten entwich seinen Lippen. Lippen die Bekanntschaft mit Laras gemacht hatten. »Ich möchte doch nur mit dir reden. Mehr nicht.« »Ich habe dir aber nichts zu sagen.« Meine Haltung blieb eiskalt. Konnte er bitte einfach seine Sachen nehmen und verschwinden? »Hast du vielleicht auch nur eine Sekunde daran gedacht, dass ich dir was zu sagen habe? Gott, warum musst du auch immer so selbstbezogen und stur sein?« Fassungslos öffnete ich meinen Mund über das was er gerade gesagt hatte. Selbstbezogen? Ich? Er schien zu merken, dass er mit seinem Kommentar etwas zu weit gegangen war, da er die Blumen neben die Mütze auf die Kommode legte und langsam auf mich zu kam. Ich wich ein paar Schritte zurück, da ich vermutlich nachgeben würde, wenn er mir zu nah kam. Er hatte schon immer gewusst, wie er mich rumkriegen konnte; begriff genau, wie er seinen Charme bei mir einsetzen musste. Aber nicht heute! Ich würde nicht nachgeben. »Es ist mir gerade scheiß egal, was du mir zu sagen hast«, rief ich frustriert aus. »Du hast mich betrogen!« »Es tut mir ja leid«, sagte er und es schien, als könnte ich tatsächlich Reue in den Schatten seiner grünen Augen erkennen. Nein. Lass dich nicht beeinflussen. Es ist vorbei. »Das freut mich, dass es dir leidtut. Aber das macht es nicht direkt wieder gut.« »Dann sag mir, was es wieder gut machen wird? Egal was. Ich tue alles, bitte. Ich brauche dich«, flüsterte er und kam noch einen Schritt näher. Mittlerweile war er so nah, dass mir der Duft seines Parfüms immer mehr in die Nase stieg. Bleib stark. »Da gibt es nichts zum Wiedergutmachen. Es ist vorbei«, sagte ich mit zittriger Stimme in der Hoffnung, dass er es einfach sein lassen würde. Sein Anblick vor mir verwirrte mich. Ich merkte mehr und mehr, wie ich ihm einfach in den Arm fallen wollte, wenn ich doch wütend auf ihn sein sollte. Er seufzte genervt auf. »Kim, jetzt stell dich doch nicht so an.« Es war der Name, welcher mich wieder klar denken ließ und mich auf Hochtour brachte. Ich hasste diesen Namen! Das war verdammt nochmal nicht mein Name! Aber das wusste er ja nicht. »Ich schwöre Brandon, du nimmst jetzt deine Sachen und verschwindest von hier. Ich will dich nie wieder sehen.« Er schien zu merken, dass ich es dieses Mal ernst meinte, denn seine Miene verdüsterte sich. »Das wars also? Du wirfst uns einfach so weg? All die Momente, die wir gemeinsam hatten? Waren sie dir denn nichts wert?« »Der einzige Moment, den ich gerade mit dir verbinde, ist, wie ich dich mit Lara im Bett erwischt habe«, schrie ich beinahe schon. »Come on, Babe. Das ist doch nichts, worüber man nicht reden und das klären kann. Das hat doch alles nichts bedeutet.« Ich fragte mich, wie er um alles in der Welt denken konnte, dass diese Worte alles wieder gut machen würden? »Du kannst mich mal. Nichts bedeutet? Ein Jahr. Ein fucking Jahr ging das. Du kannst mir doch nicht erzählen, dass das nur ein Ausrutscher war«, rief ich aus. »Nimm jetzt deine Sachen und verschwinde.« Er lachte höhnisch auf. »Hätte ich mir denken können. Nichts verstehst du. Es geht immer nur um dich. Du kümmerst dich einen Dreck um andere. Dir war unsere Beziehung doch sowieso egal. Und ständig diese Geheimniskrämerei. Erzähl mir doch nicht, dass du keinen anderen hattest.« Sein abfälliger Blick traf mich hart.
Was wollte er gerade von mir? War er einfach nur auf Streit aus? »Was redest du da? Du warst mir überhaupt nicht egal!« Er schnaubte auf. »Ist klar. Dann erklär mir doch mal, wer Nate Henrikson ist?« Sein Wütender Blick vermischte sich mit Ablehnung und alles in mir versteifte sich. »Woher kennst du diesen Namen?« Panik wuchs in mir, mein Herz raste und schlug schnell gegen meine Brust. Was wusste er? Woher kannte er diesen Namen? Er sollte diesen Namen nicht kennen!
»Woher? Aus deinem Handy natürlich!« Er zog sein Handy aus seiner Hosentasche, tippte darauf herum und hielt mir ein Bild vor die Augen. Ein Bild von meinem und Nates Chatverlauf sprang mir entgegen. Wie um alles in der Welt war er an das Bild herangekommen? Hatte er allen Ernstes mein Handy durchsucht? Was um alles in der Welt gab ihm das Recht, dies zu tun? »Hast du Schwierigkeiten, den Text zu lesen?« Spott schwang in seiner Stimme mit, als er weitersprach: »Ich kann ihn dir gerne vorlesen: Also sind wir sicher? Er wird es nicht herausfinden? Wer wird was nicht herausfinden Kim?« Schweigend starrte ich ihn an, unfähig Worte zu finden, die meine Wut zusammenfassen konnten. »Ich kann gerne weiterlesen: Vorerst ja. Denk daran, dass es keiner erfahren darf. Ich bin demnächst in der Stadt, dann können wir uns treffen, um die Lage zu analysieren.« Das stimmte. Vor etwa zwei Monaten hatte ich mich mit Nate getroffen um unsere nächsten Schritte zu planen. Dort hatte er mir versichert, dass wir hier für den jetzigen Moment sicher waren. Dass wir nicht im nächsten Jahr erneut umziehen mussten. In diesen acht Jahren hatte ich eine gute Beziehung zu Nate aufgebaut. Er war einer der wenigen die mich verstehen konnten. Der wusste, was ich durchging und mir helfen konnte. »Hast du dich mit diesem Nate getroffen?«, fragte Brandon wütend, während ich immer noch perplex dastand, unfähig meiner Wut freien Lauf zu lassen, die sich in mir ansammelte. »Ja«, gab zu. »Ja?«, wiederholte er, während er immer wütender wurde. Wie waren wir an den Punkt gelangt, dass er wütend auf mich war? »Und wann hattest du vor mir davon zu erzählen?«, provozierte er mich. »Gar nicht. Das geht dich nämlich nichts an. Du hast weder ein Recht dazu, meine Nachrichten zu lesen noch zu bestimmen, mit wem ich mich treffe und mit wem nicht! Ich will jetzt, dass du deine Sachen nimmst und von hier verschwindest, bevor ich noch komplett ausraste. Ich will dich nie wieder sehen. Hast du verstanden, nie wieder!« Meine Stimme war ruhig und bestimmt, während ich innerlich am Kochen war. Ihn anzuschreien würde keinem von uns helfen. Ich wollte ihn einfach nur so schnell wie möglich loswerden. »Ich wusste doch, dass du nicht anders bist als alle anderen. Du hast keine Ahnung, was du dir entgehen lässt. Dieser Nate wird dich doch auch fallen lassen, nachdem er bemerkt, was für eine verlogene Bitch du eigentlich bist«, rief er aus. Das wars. Ich wollte ihn raus aus meinem Apartment. Ich nahm die Box mit seinen Sachen, öffnete die Haustür und schmiss sie hochkant in den Flur. Ein klirrendes Geräusch deutete an, dass etwas darin zerbrach und ich hoffte inständig, dass es sich um etwas Wertvolles handelte. »Verpiss dich!«, schrie ich nun. Langsam bewegte er sich zur Tür. »Wir wissen doch beide, dass du in den nächsten Tagen wieder bei mir angekrochen kommst«, sagte er und sammelte einige Gegenstände auf, die im sich im Flur verteilt hatten. »Hoff mal nicht«, schrie ich, schlug die Tür hinter ihm zu und sackte dann weinend vor der Tür zusammen. 

Don't break me againWo Geschichten leben. Entdecke jetzt