Verliebt

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Kapitel 10 - Verliebt

"Und wehe du fässt sie auch nur einmal an!" sagte Izuku und sah mich dabei scharf an.

"Glaub mir, das hatte ich nicht vor." antwortete ich augenrollend.

"Die beiden schaffen das schon. Komm, ich zeig dir, wo du heute Nacht schlafen kannst."

Als Kirishima das sagte, änderte dich die Laune des Grünhaarigen sofort und er nickte grinsend. Ich sah meinen besten Freund genervt an. Dieser lächelte mich allerdings nur entschuldigend an und verschwand dann mit Izuku.

Da kam Ochako wieder auf dem Bad zurück, das direkt an mein Zimmer grenzte. Sie sah mich an.

"Dann....... schlafen wir mal, was?" fragte sie unsicher.

Ich nickte einfach nur und legte mich unter die Decke. Sie legte sich auf die andere Seite und dann machte ich das Licht aus. Wir lagen beide an den äußersten Enden des Bettes, um so viel Abstand wie möglich zwischen uns zu bringen.

Nur durch mein Fenster drang noch Licht des Mondes, was das Zimmer etwas erhellte.

Stille.... Eigentlich war ich ziemlich froh, dass sie keine Anstalten machte, sich mir zu nähern. Eigentlich hatte sie sich den ganzen Tag ganz anders verhalten, als ich es erwartet hatte. Sie war tatsächlich die ganze Zeit auf Abstand und schien immer in ihren eigenen Gedanken gefangen zu sein.

Ich hätte gedacht, dass sie sich wie jedes andere Mädchen an mich heranwerfen würde. Ich war natürlich froh darüber, dass sie das nicht getan hatte, trotzdem wunderte es mich.

Und dann war da noch dieser kleine nervige Nerd, Izuku. Wie der mich aufregte! Der hatte ja auch ein bisschen zu viel Beschützermodus in sein Müsli geschüttet, das er heute morgen gefrühstückt hatte. Ich meine, er hatte die ganze Zeit aufgepasst, dass ich Ochako auch ja nirgendwo berührte. Selbst wenn es unabsichtlich gewesen wäre. Und dass er jetzt auch noch Gefallen an Kirishima gefunden hatte.... Wieso ausgerechnet er? Musste ich ihn jetzt noch öfter sehen?!

Es war nicht so, dass ich es Kirishima nicht gönnen würde. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ihn seine Arbeit als mein 'männlicher' Beschützer ziemlich einschränkte. Immerhin musste er fast rund um die Uhr bei mir sein. Seine Familie sah er nicht oft im Jahr und Freunde hatte er auch nur als die Angestellten im Schloss. Dass er jetzt jemanden hatte, an dem er Interesse zeigte, freute mich natürlich.

Aber musste es ausgerechnet der beste Freund meiner Zwangsverlobten sein?

Kurz dachte ich an Shoto. Man konnte sich wohl nicht aussuchen, in wen man sich verliebte...... Bereuen, dass ich mich in Shoto verliebt hatte, tat ich nicht. Er war eine zu wundervolle Person, als dass ich es bereuen könnte.

Der Gedanke, dass es nicht Shoto sondern Ochako war, die neben mir in diesem Bett lag, zog meine Brust zusammen. Ich vermisste Shoto jetzt schon.... Heute musste ich schon früher zurück und morgen würde ich erst mittags zu ihm können......

"Du.....bist verliebt, oder?" hörte ich Ochako irgendwann sagen und zuckte zusammen.

Antworten tat ich nichts. Wie kam sie jetzt darauf? Woher wusste sie das?

"Du warst heute oftmals in Gedanken und sahst dabei so glücklich aus.... Ich war mir nicht sicher, aber ich dachte mir, dass du vielleicht schon verliebt bist..." erklärte sie, als ich einige Zeit geschwiegen hatte.

"Und wenn es so wäre?" fragte ich.

"Dann wäre das nicht schlimm...."

Es wäre nicht schlimm? Wir waren verlobt, wenn auch ungewollt, und sie fand es okay, dass ich in jemanden anderen verliebt war?

"Erzähl mir über die Person..."

Kurz überlegte ich, ob ich das wirklich tun sollte, doch jetzt gab es sowieso nichts mehr zu verlieren.

"Es ist ein Junge. Er ist unglaublich bezaubernd und jedesmal wenn ich ihn sehe, hab ich das Gefühl, dass ich mich neu in ihn verliebe. Weißt du, er ist ein Dorfbewohner. Wir haben uns zufällig getroffen, aber ich hab ihn nicht mehr aus dem Kopf bekommen.... Und jetzt treffen wir uns seit einem halben Jahr jeden Tag..."

"Das ist süß."

"Und du? Würde mich ja nicht wundern, wenn du mit dem grünhaarigen Nerd zusammen bist."

"Nein, Izuku ist wirklich einfach nur mein bester Freund. Wir sind Sandkastenfreunde und er hat definitiv einen ziemlichen Beschütterinstinkt, wenn es um mich geht. Also entschuldige ihn bitte, er möchte nur mein Bestes. Außerdem scheint er Gefallen an Kirishima gefunden zu haben."

"Scheint so......."

"Ich.....ich bin in ein Mädchen verliebt."

Ich hielt unbeabsichtigt die Luft an. Sie stand auf Mädchen? Also deswegen schien ihr die Verlobung nicht zu passen.

"Sie wohnt in unserer Nähe und wir kennen uns schon lange. Sie ist so unglaublich hübsch und liebevoll, dass ich mich einfach in sie verlieben musste! Zusammen gekommen sind wir aber erst kurz vor dem Zeitpunkt, wo meine Eltern mir erzählt haben, dass ich jetzt mit dem Prinzen verlobt bin."

"Wissen deine Eltern nichts davon?"

"Eigentlich hatte ich es vor, ihnen irgendwann zu erzählen, aber jetzt...... Ja, mein Vater ist ein reicher Kaufmann. Aber momentan läuft es nicht so gut... Wir haben zwar noch genug Geld, aber auf Dauer würde die Hochzeit mit dir halt viel Geld einbringen. Ich will meine Eltern nicht enttäuschen....."

Ich hörte sie leise schluchzen.

"Ich habe es meinen Eltern auch nie erzählt. Obwohl ich schon seit Jahren weiß, dass ich auf Männer stehe. Wenn herauskommt, dass der Prinz schwul ist... Das könnte alles kaputt machen. Wir würden unseren Ruf verlieren und ich will das meinen Eltern nicht antun.." meinte ich leise.

"Dann haben wir wohl ähnliche Probleme."

"Sieht so aus."

Ich holte tief Luft. Wir waren also beide gegen die Hochzeit? Bestand dann die Möglichkeit, gar nicht zu heiraten?

"Weiß Izuku von ihr?"

"Ja, und er unterstützt uns auch vollkommen. Er ist der Meinung, dass Tsuyu die richtige für mich ist und deshalb findet er diese ganze Verlobung auch totalen Schwachsinn. Deshalb kann er dich nicht wirklich leiden. Aber ich habe ihn trotzdem gebeten mitzukommen, weil meine Eltern ihn wirklich mögen..."

"Tsuyu also?"

"J-ja..... Ein wunderschöner Name, oder nicht? Wie heißt er?"

Ich musste leicht lächeln, als ich an Shoto dachte.

"Shoto."

"Schön...... Du scheinst wirklich verliebt zu sein."

"Ja, das bin ich. Bis über beide Ohren...."

Nun sagte niemand mehr etwas. Wir beide schienen unseren eigenen Gedanken nachzuhängen und das erstmal verdauen zu müssen.

Wenn wir beide gegen die Hochzeit waren, könnten wir sie vielleicht wirklich stoppen... Allerdings müssten wir unseren Eltern dann eklären, dass wir homosexuell waren. Und wie wir gerade gemerkt hatten, hatten wir das beide nicht unbedingt vor.

Schließlich vielen mir doch die Augen zu, ohne dass ich zu einer Lösung gekommen war. Ich freute mich einfach darüber, morgen wieder zu Shoto zu können und versuchte zu verdrängen, dass es noch das Problem mit der Hochzeit gab. Das würde sich schon regeln.

Hoffte ich zumindest.....

1111 Wörter

365 Tage |BakuTodo|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt