Wahrheiten

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Kapitel 21 - Wahrheiten

Shoto POV.

Blinzelnd öffnete ich meine Augen. War ich gestern doch noch eingeschlafen? Ich hatte Kopfschmerzen und mein Gesicht war sicher total rot, immerhin hatte ich mich gestern in den Schlaf geweint.

Mein Herz verkrampfte sich, als ich daran dachte, welcher Tag heute war. Katsukis Geburtstag und somit auch sein Hochzeitstag, wie ich seit drei Tagen wusste.

Auch wenn ich ihn zu vergessen versuchte, war er momentan das Einzige, was in meinem Kopf existierte. Jede Sekunde dachte ich an ihn. Es tat weh, dass er es nie ernst mit uns gemeint hatte. Dass ich nur jemand war, mit dem er etwas Spaß haben konnte.

Wie war ich auch nur auf die Idee gekommen, er könnte wirklich etwas für mich empfinden? Er war ein Prinz, ich könnte ihm niemals bieten, was er verlangte. Ich war ein Niemand für ihn..... Niemand um den man dich gedanken machen musste. Einfach nur einer von vielen Dorfbewohnern....

Seufzend stand ich auf. Mein Blick fiel auf Katsukis Jacke, die auf meinem Schreibtisch lag.... Sie roch schon lange nicht mehr nach ihm, schließlich hatte ich sie schon seit einer Woche bei mir, doch trotzdem fühlte ich mich in ihr geborgen, wenn ich sie anhatte. Einfach, weil sie von Katsuki war. Und auch, wenn er mir das Herz gebrochen hatte, konnte und wollte mein Herz ihn nicht vergessen, egal wie sehr ich es versuchen würde.

Dafür liebte es ihn zu sehr.

Ich nahm mir also die Jacke und zog sie an. Dann machte ich mich auf den Weg nach unten. Touya war ziemlich überrascht, als ich ihm erzählte, was in dem letzten Jahr passiert war, in dem sie nicht da waren. Um so wütender war er auf Katsuki.

Er war mein großer Bruder und sah sich somit in der Pflicht, mich, seinen kleinen Bruder, zu beschützen. Auch wenn wir uns manchmal stritten und ich ihn die meiste Zeit nicht ausstehen konnte, war mir das immer klar gewesen. Und so war es auch jetzt. Jeden Morgen, den ich total verheult nach unten kam, warf er Katsuki die größten Schimpfwörter an den Kopf und schwörte ihm, auch wenn dieser das ja gar nicht mitbekam, dass er das noch bereuen würde.

Etwas anderes hatte ich von ihm auch nicht erwartet...

Als ich die Treppe zur Hälfte nach unten gegangen war, sah ich plötzlich, dass Touya an der Tür stand und mit irgendjemandem redete. Ich hockte mich auf die Treppe, sodass man mich nicht direkt sehen konnte, um zu hören, mit wem er sprach.

"Ich will, dass du sofort verschwindest! Dieser Katsuki soll ihm fern bleiben, er hat ihn schon genug verletzt!" sagte mein Bruder wütend.

"Kann ich bitte einfach mit Shoto reden? Wirklich, es ist wichtig!"

Ich kannte die Stimme der Person nicht, die mit Touya redete, aber es musste wohl eine Frau sein. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Was wollte sie denn von mir? Kannte sie Katsuki?

"Bist du Shoto?!"

Eine pinkhaarige Frau schob sich an Touya vorbei, als sie mich bemerkte. Ich stand auf und lief die letzten Treppenstufen nach unten.

"J-ja..... Und was willst du von mir?"

"Ich bin Mina, eine gute Freundin von Katsuki. Und der ist gerade dabei, den größten Fehler seines Lebens zu begehen!"

"Was hat das mit Shoto zu tun?! Dieser Typ hat doch nie was für ihn empfunden!" redete mein Bruder dazwischen, doch Mina schüttelte den Kopf.

"Nein, Katsuki liebt Shoto. Diese Hochzeit ist eine Zwangsverlobung, Ochako und Katsuki sind beide nicht einverstanden damit."

"Nein, das kann nicht sein..... Er liebt mich nicht und das hat er auch noch nie...." murmelte ich niedergeschlagen.

"Glaub mir, Katsuki liebt dich mehr als sein eigenes Leben! Seit Tagen geht es ihm schlecht, weil er weiß, dass er dich verletzt hat. Ich weiß, dass es nicht ganz richtig war, was er getan hat, aber jetzt müssen wir ihn davon abhalten, Ochako zu heiraten!"

Er liebte mich? Katsuki liebte mich? Das klang so unglaublich surreal, dass ich es fast nicht glauben konnte!

"Shoto, du willst ihr doch nicht ernsthaft glauben, oder? Am Ende stimmt das gar nicht und er bricht dir nur noch mehr das Herz." rief Touya und sah mich an.

"Ja, vielleicht..... Aber vielleicht stimmt es ja doch.... Ich muss es wenigstens versuchen!"

Katsuki POV.

Ich ließ meinen Blick durch die Gäste schweifen, dich sich gerade alle auf ihre Plätze begaben. Wenige kannte ich, der Größteil waren Bekannte meiner Eltern, die ich kaum kannte. Mein Vater begrüßte alle freundlich und meine Mutter stand lächelnd neben ihm.

Seit ich sie angeschrien hatte, waren sie ziemlich distanziert zu mir gewesen, was mir aber eigentlich nur Recht war, da ich gerade wirklich anderes im Kopf hatte.

"Hey, Katsuki!"

Ich drehte mich zu Eijiro, als dieser mich ansprach. Verwirrt sah ich ihn an, als er mir eine kleine Schachtel hin hielt. Ich öffnete diese und sah einen einfachen silbernen Ring an.

"Eijiro, was ist das? Das ist nicht der Ehering."

Doch er nickte nur mit einer Kopfbewegung zum Eingang. Ich drehte meinen Kopf dorthin und erstarrte. Mina winkte mir grinsend zu, als sie mit Shoto, Izuku und einem Mädchen, das ich nicht kannte, den Raum betrat.

Shoto! Er war hier! Aber warum?!

"Ich seh mir nicht mit an, wie du Ochako heiratest, wenn du unglücklich damit bist." erklärte mein bester Freund.

"Du willst doch nicht etwa, dass ich.... Aber meine Eltern!"

"Dein Eltern sind scheiß egal. Nur Shoto zählt."

Ich schluckte.... Na das konnte ja was werden...

-

Plötzlich war ich doch extrem nervös. Aber nicht wegen der Hochzeit. Während Ochako von ihrem Vater zu mir geführt wurde, konnte ich die ganze Zeit nur Shoto anstarren. Mina und die anderen hatten ihn in irgendwelche Klamotten gesteckt, sodass er unter den ganzen schick gekleideten Leuten nicht zu sehr auffiel.

Und er sah unglaublich gut aus....

Ich lächelte Ochakos Vater an, als er mir seine Tochter übergab. Wir standen uns nun gegenüber und irgendein älterer Herr stellte sich vor uns und räusperte sich.

"Wir sind heute hierher gekommen, um das Band dieser beiden jungen Leute mit dem Ehebündnis zu verstärken."

Mir wurde schlecht.... Die Schachtel mit dem Ring spürte ich in meiner Tasche ganz deutlich, so als würde sie glühen und mich auf sich aufmerksam machen.

Ochako sah mich verzweifelt an, während sie ihr lächelndes Gesicht aufrechtzuhalten versuchte.

"Ihr kennt euch noch nicht lange, wurdet von euren Eltern verlobt und nun ist es Zeit, diese Hochzeit zu feiern. Katsuki Bakugou, was wollen Sie ihrer zukünftigen Frau nun noch sagen?"

Der Mann sah mich gespannt an, doch mein Mund war staubtrocken. Alle Blicke waren auf mich gerichtet, doch ich brachte kein Wort heraus.

Ich hatte keine Rede geplant, hatte mir einfach vorgenommen, ihr irgendetwas zu erzählen, vonwegen ich würde sie lieben und so weiter.... Aber die Situation, die ich im Kopf immer wieder durchgegangen war, war anders als die jetztige. Nun saß Shoto in diesem Raum. Genau jetzt war es an der Zeit, allen die Wahrheit zu erzählen.

Eijiro, Mina und Izuku hatten genau für diesen Moment alles arrangiert.

"Denk nicht so viel darüber nach, handel einfach! Ich doch egal, was die Leute von dir denken. Willst du wirklich Ochako heiraten und dafür niemals glücklich werden, wenn du mit Shoto zusammen das Leben deiner Träume leben könntest?"

"Dein Eltern sind scheiß egal. Nur Shoto zählt."

"Tatsächlich gibt es etwas, das ich sagen muss.... Ich muss das schon sehr lange sagen, doch bisher war ich immer zu feige dazu, habe mich nicht getraut. Aber jetzt...."

Ich sah kurz zu Shoto und dann zu meinen Eltern. Mein Vater hob eine Augenbraue und schien abzuwarten, was ich nun sagen würde. Meine Mutter sah mich eher besorgt an.

"Vater, Mutter..... Ich bin schwul."

1271 Wörter

365 Tage |BakuTodo|Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt