Selbstgeknüpftes Verhängnis

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Am nächsten Tag saßen Mr. Romero und ich schon um 9 Uhr Morgens in unserem zentralen Besprechungssaal, im Gespräch mit NeroTec und lauschten den Plänen der Marktetablierung. Meine Konzentration war voll auf mein Tablet gerichtet und ich tippte jede Besonderheit die mir in der Präsentation auffiel mit. Es gehört zwar nicht zu meinen Pflichten, Protokoll zu führen, jedoch war mir schon öfter bei solchen Meetings, mit potenziellen neuen Partnern, Ungereimtheiten aufgefallen denen man Beachtung schenken sollte. Also schadete es auch nicht diesbezüglich etwas aufzupassen.

Anders als mein Chef, war ich also völlig in der Präsentation vertieft, während dieser sein Smartphone anstarrte als hätte es ihn persönlich beleidigt.

Er schien völlig abwesend zu sein, weshalb ich mit meinem Knie leicht gegen seines Stieß. Das schreckte ihn scheinbar auf, seine Augen glitten zu mir und ich nutzte die Chance um mich zu ihm zu beugen. Mit gesenkter Stimme flüsterte ich, „Ist alles in Ordnung? Sollen wir das Meeting abbrechen?"

Romero griff unter den Tisch und legte seine Hand auf die spitze meines Knies und drückte es kurz Kopfschüttelnd. Das Gefühl seiner Hand durchlief mich wie ein Blitzschlag, meine Haut erwärmte sich und mein Herz begann zu rasen.

Mir war durchaus bewusst, was er mir damit sagen wollte, doch da sein Blick wieder auf sein Smartphone landete, fing ich an mit mir zu hadern. Unschlüssig biss ich in meine Unterlippe und blickte zu den drei Vorstandsmitgliedern am Tisch, sowie dem Repräsentanten vor der Leinwand, der fleißig von den neusten Zahlen schwadronierte.

„Meine Herren. Es tut mir furchtbar leid aber ich muss das Meeting hier leider abbrechen." Meine Stimme schien selbstbewusster als ich mich tatsächlich fühlte. Die Augen meines Chefs schnellten zu mir und funkelten mich aufgebracht an, doch er sagte nichts. Langsam erhob ich mich und lächelte freundlich in die Runde. „Leider gab es einen Notfall, bei einem unserer Partner, um den sich Mr. Romero selbst kümmern muss. Ich bitte Sie vielmals um Verständnis."

Allgemeines zustimmendes Raunen erklang bis Mr. Brown, der Repräsentant, von der Leinwand an uns beide herantrat. „Aber selbstverständlich. Das ist überhaupt kein Problem."

Ich streckte ihm die Hand entgegen und lächelte ihn freundlich an. „Vielen Dank für Ihr Verständnis. Bitte senden Sie mir doch alles einmal per Mail zu. Wir sehen es uns dann noch mal genauer an."

Da dies ein deutliches Zeichen dafür war, dass es sich bei unserem Abgang nicht um eine Absage handelte, hellte sich nun auch Browns Gesicht auf. „Sehr gern, Ms. Chaise. Mr. Romero, es hat mich sehr gefreut Sie persönlich kennenzulernen. Vielen Dank für Ihre Zeit."

„Die Freude war ganz auf meiner Seite." Die Stimme meines Chefs wirkte zwar Freundlich ebenso wie das kurze Lächeln an Brown, doch der durchbohrende Blick der wieder an mich ging, lies mich schlucken.

So schnell es ging, sammelte ich alle unsere Sachen ein und lief meinem Chef voraus aus dem Besprechungssaal. Es war zu hören wie die Mitglieder von NeroTec von Lisa aus der Etage gebracht wurden, während ich augenblicklich mein Vorzimmer ansteuerte und mich sofort hinter meinen Schreibtischsetzte.

„Büro! Sofort!", knurrte mein Chef und lief an meinem Tisch vorbei in sein angrenzendes Büro. Tief durchatmend straffte ich meine Schultern und folgte ihm. Er stand in der Tür und hielt sie auf, kaum das ich weit genug eingetreten war, warf er sie voller Wucht zu. Es knallte dermaßen laut, dass ich um die Glasscheibe fürchtete und entschied definitiv eine aus Holz irgendwann einsetzten zu lassen.

Romero stand schwer atmend vor der Tür und stemmte beide Hände in die Hüfte. „Was war das?!"

„Mr. Romero, es tut mir leid. Aber es schien mir nicht vernünftig, mit dem Vorstand von NeroTec über einen Vertragsabschluss zu reden, während Sie überhaupt nicht bei der Sache sind."

Blind (Band 1 der Chaise Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt