Aussprache?

348 11 0
                                    

Nikolaj verbrachte die Nacht bei mir, ließ sich am Sonntagmorgen von seinem Assistenten einige Taschen bringen und somit verbrachten wir auch den gesamten Tag zusammen. Den Vormittag nur redend im Bett, zum Mittag gingen wir aus und am Abend sahen wir uns im Internet einige Wohnungen in New York an, die er sich nun am Montag ansehen wollte. Zu meiner positiven Überraschung meinte er das vorübergehende Bleiben in New York sehr ernst und war nun sogar bereit eine Wohnung für diese Zeit anzumieten.

Umso beschwingter startete ich am Montag in den Tag. Er brachte mich noch bis zu R-Industries, küsste mich vor dem Eingang ein letztes Mal und versprach mich später auch wieder abzuholen. Kaum war ich durch die schleusen unserer Lobby getreten, rannte mich auch schon Lisa beinahe von hinten um. „Oh mein Gott! Wer war das denn?!"

Kichernd drehte ich mich zu ihr und nahm sie fest in den Arm. „Wen meinst du denn?", fragte ich unschuldig und wurde sofort von zwei durchbohrenden Augen getroffen.

„Ach tu doch nicht so. Der heiße Typ im Anzug, der dir eine Mandeluntersuchung zukommen lassen hat!"

Ich begann tatsächlich wie ein Teeny an zu kichern und ergriff ihre Hand. „Das meine liebe war Nikolaj.", begann ich im schwärmerischen Ton.

Augenblicklich war Lisa Feuer und Flamme. Sie wollte natürlich alles über ihn und unser Kennenlernen wissen. Nachdem ich ihr eine etwas abgewandelte Version unseres Kennenlernens erzählte und auch von den letzten Tagen schwärmte, erhaschte ich einen gewissen Neid in ihren Augen.

„Oh man das klingt ja toll!", seufzte sie leise, während wir bereits an ihrem Tresen standen.

Grinsend nickend stimmte ich ihr zu. „Ja, ich muss zugeben das ich ein wenig verknallt bin..."

„Ein wenig?! Mädchen schnapp ihn dir! Er scheint ja völlig vernarrt in dich zu sein!"

Erneut begann ich zu kichern, doch mein Frohsinn hatte ein eher mieses Ende gefunden.

„In mein Büro! Sofort!" Dante tauchte plötzlich hinter mir auf und knurrte seinen Befehl in so scharfen Ton, dass selbst Lisa etwas von ihrem Tresen zurückwich.

Ich blickte ein letztes Mal in ihre Richtung und lief dann schnurstracks in die von ihm gewünschte Richtung. Stellte meine Handtasche, an meinem Schreibtisch ab und betrat dann hinter Dante das Büro. Kaum war die Tür geschlossen, wurde ich auch bereits von ihm mit einer Hand an die Tür gedrückt und seine Hände zogen unruhig an meiner Bluse und meinem Rock.

Vor Schock stand ich für einige Sekunden nur still da, bevor ich ihn mit einem festen Stoß von mir weg schubste. „Was soll der Blödsinn?!", fauchte ich ernsthaft wütend.

„Hat er dich verletzt?!", stieß Dante leicht panisch aus und scannte mich noch immer von Kopf bis Fuß.

„Was...zum...?" Doch da sah ich Dante das erste Mal richtig an. Er stand ja völlig neben sich. Das war nicht der typische Dante wie ich ihn bei der Arbeit kannte. Seine Haare waren nicht wie sonst frisiert, sie wirkten eher lieblos und chaotisch nach hinten gestrichen. Sein Hemd hatte einige knicke und hing ihm seitlich etwas aus der Hose. Auch sein drei Tage Bart war eine Überraschung für mich, ebenso wie die tiefen Augenringe.

Schluckend streckte ich die Hand aus und berührte leicht seinen Oberarm. „Dante? Geht es dir gut?"

Doch er ignorierte meine Frage musterte mich noch immer, bevor er mir endlich wieder in die Augen sah. „Geht es DIR gut?"

Lächelnd nickte ich. „Ja, mir geht es gut. Wieso sollte es das nicht?"

„Wieso?!", stieß er nun laut aus und trat einen Schritt von mir zurück. Mit dem Finger wies er nun auf die Tür. „Weil du vielleicht mit diesem verschissenen Psychopathen schläfst?!"

Blind (Band 1 der Chaise Reihe)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt