an die Fanatiker

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Ihr wisst nicht, wie es ist morgens aufzuwachen und in ein tiefes Loch gezogen zu werden. Wissend, sie wollen mich nicht haben, sie schauen auf mich herab, sie kennen meine Gründe nicht, sie wollen sie nicht hören. Es ist nicht das erste Mal. Ich bin es gewohnt in Schulgängen zu laufen, angeschaut, ausgelacht, verhöhnt zu werden. Ob ich nun die Schlampe bin oder mit einem anderen Titel versehen werde, es macht keinen Unterschied. Es tut nicht weniger weh, als die Abwertungen oder Ohrfeigen der Eltern. Es tut nicht weniger weh als die sexuellen Belästigungen und Nötigungen derer, die mich im gleichen Zug für meine Sexualität beleidigen. Es tut nicht weniger weh, als einzige auf einem Bildschirm an den Pranger gestellt zu werden, wegen eines Titels, den die Gesellschaft mir gegeben hat. Es tut nicht weniger weh für andere, anstatt die einen Ideale verurteilt zu werden. Die Ergebnisse sind die gleichen. Schmerzen, Tränen, falls mein Körper sie erlaubt. Die Pläne für meinen Tod sind ähnlich, nur heute etwas härter. Ihr versteht diesen Krieg nicht. Weder den der Gesellschaft, der Politik, noch meinen Inneren. Ihr fragt nicht. Menschen wie mich, fragt man nicht. Und wenn doch, ignoriert man ihre Antwort. Oder verlacht sie. Stellt sich mit narzisstisch, arroganter Besserwisserheit über sie und denkt: Gott sei Dank hab ich diese Nachteile nicht. Wenn ich nach Hilfe frage, sagen sie: "Warten Sie ein halbes Jahr. Mindestens." Wenn ich mich öffne, mein Leid ehrlich kundtue sagen sie: "Stell dich nicht als Opfer dar!" "Steh einfach auf und mach was!" Nun ich gebe dir eine Aufgabe. Wenn du dich wirklich dafür interessierst wie es ist, dann nimm eine MDMA Überdosis und stell dir vor, dass der Kater ein Gefühl ist mit dem ich oft morgens aufwache. Ganz ohne Drogen. Ich wünschte ich hätte einmal diese Macht über euch, die ihr über mich habt. Ich möchte euch ausperren, euch ausschließen, hämisch von oben herab angrinsen, weil ihr Nachteile habt und sagen: "Selber Schuld." So scheinheilig will ich gar nicht tun zu sagen: "Sowas wünscht man keinem." Doch ich wünsche mir, dass ihr es nur ein halbes Jahr ertragen müsstet. Wenn man es sein ganzes Leben lang erträgt, erkennt man die Strukturen. Vater Staat erzieht seine Kinder. Er ist toxisch, dominant und narzisstisch. Hat Lieblingskinder und Schwarze Schafe. Die Lieben bekommen Vorzüge, die Bösen werden ausgesperrt vom sozialen Geschehen, mürbe gemacht, bis sie sich beugen, klein sind, zu seinen Füßen kriechen. Und doch sind alle sein Ziel der Manipulation und Schikane. Selbst wenn sie auf seiner Seite stehen, werden sie es früher oder später zu spüren bekommen. Ihr beschäftigt euch mit Studien, den ganzen Tag. Ihr findet Psychologie super interessant. Die wichtigen Studien ignoriert ihr. Den Kern des Leidens überseht ihr. Verkauft euch als die Besseren, gebildet und intelligent, doch habt ihr keine Ahnung vom Leben.
What you know about rolling down in the deep
When your brain goes numb you can call that mental freeze
Ihr hört die Lieder der Rapper, verwendet sie in euren Reels. Feiert sie und findet es cool. Die Bedeutung? Ist euch völlig fremd. Was weißt du schon übers Runterrollen in die dunkelsten Ecken der Menschlichkeit? Ich kenn dich nicht. Alles was ich weiß ist: Jeder der es akzeptiert und selber hinterherrennt ist ein enabler. Ein Mittäter auf Deutsch, wobei die Bedeutung hier nicht deckungsgleich ist und ich sie deshalb nicht mag. Sag, was weißt du über den Schmerz, der nur weggeht wenn man sich Tranquillizer reinhaut, oder etwas spitzes in die Haut drückt. Was weißt du über die Planung des eigenen Todes, wenn man nicht einmal sterben will. Wahrscheinlich nicht viel, außer du bist einer derer die zusammen mit mir untergehen.

Daizey's MoonWhere stories live. Discover now