4 - Von Tränen und Gesprächen

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Eine Stille legte sich über Tim und Vanessa während sie im Fahrstuhl standen und nach unten fuhren. Tims Blick lag eindringlich auf seiner besten Freundin. Er hatte sie wahnsinnig vermisst. Anfänglich hatten beide noch Kontakt, aber irgendwann hatten sie sich voneinander entfernt. Die Distanz hatte keinem gut getan und der Stress des Lebens auch nicht. Der Kontakt war immer seltener geworden, bis man irgendwann einfach nicht mehr miteinander geschrieben oder telefoniert hatte. Tim bereute es im Nachhinein extrem, dass er die Freundschaft so leicht aufgegeben hatte. Aber er war ja nicht alleine Schuld. Vanessa hatte den selben Fehler gemacht. An einem Punkt hatte sie sich nicht einmal mehr getraut sich bei ihm zu melden, obwohl sie es unbedingt wollte. Je länger man voneinander entfernt war, desto mehr dachte sie sich, sie würde ihn am Ende nur nerven.

Der Fahrstuhl war unten angekommen. Tim ging vor Vanessa raus und hielt ihr galant die Eingangstür auf. "Nach dir!" sagte er und lächelte. Nessi lächelte kurz leicht zurück, ehe sie hinaustrat. "Danke!" sagte sie leise und sah wieder zu Boden während sie langsam neben Tim ging in Richtung der Agentur. Tim wurde diese Stile unangenehm. Er blieb irgendwann stehen und schnappte sich das Handgelenk der jungen Frau. Somit wurde sie vom weitergehen aufgehalten. "Warte bitte mal!" sagte er und sah sie eindringlich an, ehe er sie einfach in seine Arme zog und fest an sich drückte. Er sog ihren Duft ein und hielt sie einfach nur fest. Vanessas Gefühle spielten verrückt. Tränen schossen ihr in die Augen, weil das Geschehene gerade etwas zu viel für sie wurde. Unerwartet hatte sie Tim wiedergesehen, sie hatte halt einfach gar nicht damit gerechnet. Dann diese Pflichtaufgaben. welche sie ganz wirr im Kopf gemacht hatte. Der Kuss mit Jacob. Der Knutschfleck von Tim, der nun ihr unter ihrem Ohr zu sehen war.

Stumm liefen ihr die ersten Tränen die Wangen runter und nässten Tims Shirt. Ihre Arme, welche gerade noch schlaff an ihrem Körper entlang gefallen waren, legten sich nun um Tims Oberkörper. Sie drückte ihn fester an sich. Ein leises Schluchzen verließ ihre Lippen, was Tim dazu brachte sie leicht von sich zu drücken, damit er sie anschauen konnte. Seine Daumen legten sich unter ihre Augen, damit er die Tränen weg wischen konnte. "Hey, Nessi... Bitte hör auf!" sagte er leise uns sah sie an. Es tat ihm im Herzen weh sie so zu sehen. Er wollte sie wieder lachen und glücklich sehen wie früher. "Ich hab dich so vermisst!" schluchzte die Blondine und versuchte die Tränen wegzudrücken. Tims Augen fingen auch langsam an zu glänzen. "Ich dich doch auch Kleines! So sehr!" Er lächelte sie leicht an, ehe er ihr Gesicht wieder an seine Brust drückte und sie leicht hin und her schwang.

Eine ganze Weile standen die beiden dort, bevor Nessi sich etwas beruhigt hatten und weitergingen. Tims Arm lag um Vanessas Schultern, während sie sich seitlich an ihn drückte. Sie konnte es immer noch nicht glauben. Sie hatte ihren besten Freund zurück. "Wie ist es dir so ergangen, seit du in Berlin wohnst? Wie geht es deiner Mutter? Hast du noch etwas von deinem Vater gehört?" Tim wollte die verpasste Zeit etwas aufholen. Er wollte so viel wie möglich von Nessi erfahren. In 10 Jahren konnte sich viel ändern. Er war auch nicht mehr ganz der gleiche wie damals. "Meiner Mutter geht et soweit gut. Sie hat endlich wieder einen Freund. Mein Vater hat sich seit unserem Umzug nicht mehr gemeldet. Ich geh ihm wortwörtlich am Arsch vorbei, aber er mir auch, also kein Drama... Und sonst ja, eingelebt ne, Leben soweit gemeistert, wie es ging. Und sonst bei dir so?" Irgendwie fühlte es sich für Vanessa komisch an jetzt Small-Talk mit Tim zu führen. Zehn Jahre waren vergangen, seit die beiden sich zum letzten Mal wirklich gesehen hatten. Beide waren mehr oder weniger erwachsen geworden. Sie hatten ihr Leben aufgebaut und lebten es. Ihre Leben sind in andere Richtungen gegangen. Ihre Interessen hatten sich mit Sicherheit verändert. Sie kannten sich nicht mehr so gut, wie damals. "Bei uns ist eigentlich alles gut. Meine Eltern freuen sich für mich und die Jungs, das wir nun Teil eines so großen Projektes sind, aber sie sind traurig, dass ich jetzt so weit weg von ihnen wohne. Ich verstehs auch, mir ging es damals nicht anders, als du gegangen bist..." Den letzten Satz sagte Tim leiser. Genervt stöhnte Vanessa auf. Sie blieb stehen und stampfte mit dem Fuß auf. "Wieso muss jeder das ständig erwähnen?!" sagte sie laut und wütend. "Man es tut mir verfickt noch mal Leid, dass ich wegziehen musste. Es tut mir verdammt nochmal Leid und Weh dass ich dich verlassen habe! Ich hasse es, dass wir uns verloren haben! Aber welche Wahl hatte ich Tim?! Welche?" Rief sie wütend aus. Tim war sichtlich geschockt von diesem Ausbruch. Er hatte ihr mit seiner Aussage keine Standpauke hinlegen wollen. Er wusste genau, dass sie keine Wahl hatte. Immerhin war sie gerade mal 12 Jahre alt gewesen. Sie hätte nicht alleine zurückbleiben können, besonders da er genau mitbekommen hatte, dass ihr Vater sie nicht bei sich haben wollte. Tim schmerzte die Brust, als er seine beste Freundin betrachtete. Er musste fest schlucken. "Ich hätte jeden beschissenen Scheiß gemacht, damit ich nicht gehen hätte müssen! Alles hätte ich gemacht! Alles Tim! Aber ich hatte keine Wahl. Meine Mum wollte weg und ich musste mit ihr gehen. Könnte ich die Zeit umkehren, ich würde es sofort tun! Ich würde schauen, dass wir die Fehler nicht gemacht hätten, die wir gemacht haben und somit der Kontakt geblieben wäre! Fuck ich habe dich jeden einzelnen Tag meines Lebens vermisst!" Die Tränen liefen langsam aus Nessas Augen während sie alles ausspuckte.

"Hey... Hey... Nessi!" Tim kam zu ihr und packte ihre Hände und drückte sie an seine Brust. "Hör auf zu weinen, bitte! Ich will dir doch keine Schuld geben. Ich war ebenso schuldig. Ich liebe dich, du bist meine beste Freundin und ich war einfach nur traurig so wie du auch! Ich hätte auch alles getan, um bei dir zu bleiben. Ich habe meine Eltern sogar überreden wollen, dass wir umziehen! Bitte Nessi hör auf zu weinen!" Er ließ ihre Hände los und zog sie fest an seine Brust. Fest krallte sich die Blondine in seinem Shirt fest. Sie sog seinen Duft ein. "Ich will dich wieder an meiner Seite haben. Ich will vergessen, die Jahre wo wir einander nicht hatten!" Er drückte sie leicht von sich weg! "Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass wir uns endlich wiederhaben! Wir sollten uns darauf konzentrieren unsere Freundschaft wieder ins Laufen zu bringen und den nächsten Scheiß zum Lachen gemeinsam verbringen!" Vanessa sah zu ihm auf. Er lächelte sie an. "Ich hab dich so lieb kleines!" Er beugte sich runter und drückte ihr einen leichten Kuss auf die Schläfe. "Wir schauen jetzt, dass du nach Hause kommst und wenn Ju es uns erlaubt, gehen wir morgen zusammen essen und reden über Gott und die Welt und genießen einfach den Moment ok?" Er wischte ihr die Tränen aus dem Gesicht. "Hör auf zu weinen, du bist zu schön um Tränen zu vergießen! Bist ein richtig heißer Feger geworden. Die Pubertät hat dir gut getan!" Er grinste sie an. Nessa lachte auf und schlug ihm gegen die Schulter. "Sagt der richtige ne!" Sie grinste nun auch, ehe sie ihn wieder umarmte. "Ja, so heiß, dass man mich sogar strippen sehen wollte!" Er lachte nun auch auf und löste die Umarmung auf. Mit einem Arm auf der Schulter seiner besten Freundin drückte er sie voran. Sie gingen die letzten Meter bis zu ihrem Audi A1. "Komm gut nach Hause kleines, ach und moment, gib mir deine Nummer noch!" Er nahm sein Handy, entsperrte es und reichte es ihr. Sie nickte kurz und speicherte die neue Nummer ein. "Da!" Sie drückte ihm das Handy wieder in die Hand. Er nahm es und schrieb ihr ne kleine Nachricht, damit sie seine Nummer auch hatte. "Schreib mir, wenn du zuhause angekommen bist, ja?" Sie nickte. Die beiden umarmten sich erneut, ehe Vanessa ihren Wagen aufsperrte und einstieg. Sie fuhr schnell nach Hause und freute sich mittlerweile schon echt auf ihr Bett.

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Hallo zusammen,

Ich möchte mich für eure Reads und Votes bedanken. Es freut mich, wenn euch die Geschichte soweit gefällt.

Ich hoffe dieses Kapitel ebenso?

Bald wird es mit der Tension losgehen, die darf doch in keiner Story fehlen und mal ehrlich schaut euch die Jungs an, das muss sein xD

Bis Bald
RL1998

Maybe one day - Tim SCHÄCKERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt