ELF Flecke

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Für den Tag der verpassten Nachrichten von A-L, der zehn nicht mitbekommenden Nachrichten, hatte ich Konsequenzen zu tragen. Nicht nur äußerlich. Ebenso bröckelte es Stück für Stück in mir drin. Die sonst so – zumindest manchen gegenüber wirkende – lockere-egal-toughe-Haltung konnte ich nicht mehr so als diese aufrecht erhalten. 

Es schmerzte mich, wenn er mir gegenüber von meiner Mutter sprach und mir die Schuld gab, dass er dieses hässliche Miststück an der Backe hatte, womit auch ich gemeint war. Er sollte nicht von ihr sprechen. Doch immer weniger konnte ich mich auflehnen. 

Dafür, dass ich seine Nachrichten nicht mitbekam, musste ich ihm die ganze Nacht zuhören und wehe, ich knickte weg, dann gab es die nächste. 

Jedoch wollte mein Körper der Erschöpfung nachgeben, auch wenn ich mir der Konsequenzen bewusst war, konnte ich dem nicht die ganze Zeit Widerstand leisten und so kam es schließlich zu elf Flecken. Die Stellen wählte er mit Bedacht aus, wie ich später anerkennend zugeben musste. 

Er erzählte, schrie, laberte, ich kann mich nur noch an Wortfetzen erinnern. 

Als die Nacht vorüber war, war mir völlig klar, dass ich ihm Frühstück machen darf und freute mich dann auf eine Runde Schlaf. 

Doch so kam es nicht. Ich durfte nicht, so bescheuert es auch klingen möge, ich durfte ihm kein Frühstück machen. Nachdem er fertig war mit seinem Nachtmonolog, musste ich die Wohnung verlassen und durfte nicht vor 22:00 Uhr zurück sein. 

Der Gang durch die Tür, das Treppenhaus sowie hinaus vor die Haustür fühlte sich dieses Mal anders an. Nicht befreiend, sondern bestrafend. 

Wie routiniert und in Trance ging ich zur Bücherhalle, um dort meine Sachen vorne dankend entgegen zu nehmen. Ich schaute mich um, fühlte mich unbeobachtet, hielt mein Fleck am unteren Arm bedeckt, alle anderen waren ohnehin nicht zu sehen und nahm einen bequemen Sessel etwas abseits ein, wo ich direkt in einen Schlaf sackte. 

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