Mein Leben, wie ich es kannte oder besser gesagt, es mir aufgezwungen und darauffolgend ich es mir aufbaute, war vorbei.
Und dann sollten es dazu nur noch neunundzwanzig Nächte sein bis zu einer der schwierigsten Hürden meines Lebens. Und der Weg bis dahin ... Daran wollte ich gar nicht denken und doch blieb mir eigentlich nichts anderes übrig, als mich dem zustellen. Ebenso musste ich mir eingestehen, ihn ins Boot zu holen, ihn einzuweihen, zumindest in diesen Teil meines Lebens.
Er war so gütig und verständnisvoll, dass ich so gut wie nichts zu erzählen brauchte. Für ihn zählte das 'Hier und Jetzt' und dass es mir gut ging sowie ich mich wohlfühlen konnte.
Da musste ich ihm doch wenigstens das gegenüber erwähnen können, bin ich ihm das nicht schuldig gewesen? Für mich war es viele Jahre normal, danach versuchte ich es zu verdrängen, aber nun ... Warum kann einem so etwas so schwerfallen?
Es waren nur noch neunundzwanzig Nächte, ich musste den Mut aufbringen. Und das wollte ich, sobald er nach Hause kam.
»Hey«, begrüßte ich ihn leicht zurückhaltend und schob »Ich muss dir was Wichtiges erzählen ...« noch hinterher.
»Ist etwas vorgefallen? Geht es dir nicht gut?« Er ließ die Einkaufstüten vor Schreck fallen.
»Ich bin nicht existent«, platzte es aus mir heraus.
Natürlich verstand er nicht, wie sollte er auch? Aber wie sollte ich es am besten erklären? Hatte ich doch vorher auch noch nicht darüber nachgedacht, wie.
Daher beschlossen wir, dass er mir Fragen stellen durfte und ich nur antwortete, wenn es eine relevante Frage war. Sobald ich mich sicherer fühlte, würde ich mich von mir aus öffnen oder ihn mindestens gezielt zu Fragen leiten.
So hangelten wir uns den Nachmittag entlang, bis er tatsächlich verstand, was gemeint war.
Daraufhin beschlossen wir, so ausgelaugt wir waren und so erschüttert er war, eine Pause einzulegen. Wir kochten unsere gemeinsame Lieblingsspeise. Kartoffelauflauf mit Blumenkohl und Béchamelsauce, dazu gab es einen Tomaten-Zwiebelsalat. Während der Backzeit lehnten wir einfach aneinander und genossen die Stille.
Solche Momente zu genießen, das habe ich durch ihn erlernen dürfen.
Bis in die Nacht entwickelten wir unseren gemeinsamen Schlachtplan, wie wir vorgehen würden, dass ich trotz dessen neunundzwanzig Nächte später meinen Abschluss erlangen könnte. Endlich.
Aber die Zweifel ... Sie blieben dennoch ... War ich es wert?
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Entpuppung
Short Story◦𝗖𝗼𝗺𝗶𝗻𝗴𝗢𝗳𝗔𝗴𝗲-𝗗𝗿𝗮𝗺𝗮◦ Ein Prozess zur Verwandlung: Wenn du herausfindest, was 𝘓𝘌𝘉𝘌𝘕 wirklich bedeutet, kann das verdammt anstrengend und voller Hürden sein - so wie bei ihr. Sie muss sich durch alle Stadien winden wie eine Raupe...