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"Hey..." kam es zöglich von dem Jungen, wenn man ihn überhaupt so nennen konnte, mit den grünen Schuppen und als er sprach konnte ich scharfe, weiße Zähne in seinem Mund erkennen. Wenn diese Zähne sich nur ansatzweise in meine Nähe kommen würde, hätte ich mehr Löcher als ein Schweizer Käse.
Unbewusst setzte ich einen Schritt nach hinten, blickte ihm jedoch weiter direkt in die Augen. Ich wusste absolut nicht mit dieser Situation umzugehen. Er könnte mir sonst was antun mit diesen rasiermesserscharfen Dinger im Mund, aber er könnte mich auch einfach unter Wasser ziehen und somit ertränken, denn kräftig sah er auf jeden Fall aus und ich wollte nicht wissen, wie sich ein Schlag mit dieser Monsterflosse/ Fischschwanz anfühlen würde.

Warum habe ich nur nicht auf meinen Cousin gehört. Oder auf die Plakate im Dorf. Sie sagten doch alle eindeutig, dass das Meer gefährlich ist und man Abstand halten sollte, da ein Monster hier in der Gegend sein Unwesen trieb. Aber nein, ich musste mal wieder meinem innerlichen Drang nachgehen und nun hatte ich den Salat.

Doch seine nächsten Worte ließen mich erstaunt inne halten und meine Gedanken noch mal überdenken. "Du hast auch Angst vor mir... wie alle anderen", betrübt hatte er den Kopf gesenkt, seine ganze Haltung war in sich zusammen gesunken. Wenn ich mir ihn recht anschaute sah er genau so gefährlich aus, wie ein Plüschkuscheltier mit großen Kulleraugen und weichen Fell.

Ich zögerte, wusste nicht, was ich darauf antworten sollte. Klar hatte ich Angst vor ihm, wie könnte ich auch nicht. Ich mein, er ist ein Seemonster mit großer muskulösen Flosse und hatte scharfe Zähne, die seine Beute in Sekunden zerfleischen könnte, aber andererseits hatte er weiche Gesichtszüge und eine eher schüchterne Haltung. Oder täuschte er das nur vor und es war eine Falle? Doch konnte man so unschuldig aussehen? Ich war mir sehr unschlüssig.

"Beomgyuuu! Da bist du ja." Erschrocken drehte ich mich um und sah meinen Cousin aus der Ferne auf mich zu laufen. Schnell drehte ich mich wieder zu dem fremden Meerwesen und deute ihm schnell, dass er verschwinden sollte. Schließlich wusste ich nicht, was Kai dazusagen würde... Er würde bestimmt in Panik verfallen und die Fischer rufen. Und das wollte ich auf keinen Fall. "Los, schnell! Hau ab, bevor er dich sieht!", mit zusammen gepressten Zähnen scheuchte ich ihn zurück, er sollte endlich verschwinden bevor Kai hier ist.

Erleichtert, als es schließlich - mit betrübten Gesichtsausdruck - abgetaucht war, drehte ich mich wieder in die andere Richtung." Beomgyu, was machst du denn da?", geschockt blickte er mich an. "Warst du etwas im Meer? Du weißt doch, dass das gefährlich ist. Zum Glück ist dir nichts passiert. Wie kannst du nur einfach verschwinden und schwimmen gehen?!", redete sich mein Cousin im rage und fuchtelte erst aufgeregt im der Luft herum, nur um mich dann erleichtert in eine ausgiebige Umarmung zu ziehen.
"Mach das nie wieder! Ich hatte so Angst um dich." Mit einem sehnsüchtigen Blick schaute ich noch einmal zum Meer, "ist es denn wirklich so gefährlich?" "Ja..."

Die nächsten vier Tage machte Beomgyu wieder heimlich Spaziergängen spät Abends zum Meer in der Hoffnung, dieses wunderhübsche Meerwesen wiederzusehen. In diese unschuldigen braunen Augen zu blicken und diese faszinierende blau glänzende Flosse näherer zu betrachten und wenn er durfte, sie auch mal zu berühren. Den Schock, dass es solche Wesen wirklich existierten, hatte er schnell verarbeitet gehabt und er wollte ihn wiedersehen. Er hatte keine Angst, zur Not konnte er immer noch Abstand halten, also würde ihm nichts passieren können, schließlich konnte der Fremde nicht ans Land, oder zumindest nur sehr schwer und unter enormen Kraftaufwand, Beine hatte er ja nicht. Die Neugier hatte ihn gepackt und ließ ihn nicht mehr los. Am Tag dachte er an ihn und tausende Fragen bildeten sich in seinem Kopf. Wie es wohl so unter Wasser war, was er aß, ob er Freunde an Land hatte, wie die weite Welt aussah, schließlich konnte er überall hinschwimmen. In der Nacht träumte er von wunderschönen Meerwesen, die flink in dem Wasser im Riff schwammen und wie er selbst auch das Meer entdeckte, weiter und tiefer schwamm, als er es je zuvor konnte.

Anderseits kamen auch in ihm Zweifel auf. Hatte er wirklich so ein Wesen gesehen oder spielte seine Fantasie einfach nur verrückt? Mit jedem Abend verschwamm die Erinnerung mehr und er war sich nicht mehr sicher. Meermann, ein Fantasiewesen, welches für Kinder erfunden worden war, welches in so vielen Geschichten vorkam, aber es waren eben nur Geschichten, sie waren alle nicht wahr. Und doch schien er eines dieser Wesen gesehen zu haben.

Am fünften Tag nach dem Aufeinandertreffen mit dem Seemonster setzte sich Beomgyu nur gemütlich auf den Felsen und lauschte den Wellen. Er hatte es schon aufgeben, noch einmal würde er ihn nicht treffen. Vielleicht hatte er auch Angst vor ihm also würde er nicht hierher zurückkehren, schließlich jagten ihn die Dorfbewohner ja. Woher wollte er denn wissen, dass er nicht verraten wurde und er keine Angst vor Beomgyu haben brauchte.

Mit den Gedanken ganz woanders hörte er auf einmal ein lautes Platschen. Erst dachte er sich dabei nichts und schloss wieder die Augen, die er geöffnet hatte, um zu schauen, woher das Geräusch kam, da hörte er ein zweites und ein drittes mal ein Platschen. Nun war er sich sicher, da war etwas. Also stand er auf und trat einen Schritt nach vorn, um von der Klippe hinabblicken zu können, doch war das Mondlicht nicht ausreichend, um in dieser Dunkelheit etwas sehen zu können. Ein weiteres, diesmal lauteres Platsch ließ ihn von dem Fels klettern und auf den Sand treten, um den Wellen entgegen zu gehen.

Entweder träumte er gerade, war auf der Wiese eingeschlafen, oder er hatte sich das Wesen mit dem Fischschwanz doch nicht ausgedacht gehabt. Vor ihm, noch in einiger Entfernung, schwamm der Junge, den er unbedingt wiedersehen wollte, von dem er so fasziniert war, dass er nur noch an ihn denken konnte. "Hey", kam es zögerlich von Richtung Meer. Gut, das Wesen ergriff nicht die Flucht und er sprach ihn sogar an, dass heißt, er möchte auch Kontakt...oder? "Hey", was anderes fand in dem Kopf von Taehyun gerade keinen Platz, viel zu sehr bewunderte er das Glänzen der Wassertropfen in dem Mondschein und die schillernde Schwanzflosse, welche immer wieder von vorn nach hinten bewegt wurde, damit der Meerjunge im Wasser nicht unterging.

So entstand eine Stille, welche für das Meerwesen sehr unangenehm wurde und er peinlich berührt den Kopf abwand. "Wirst du die Fischer rufen?" , Taehyun löste sich aus seiner Starre, "Nein, natürlich nicht!" Wie könnte er auch, schließlich war dieses Wesen doch kein Monster. Und hätte er ihm was tun wollen, dann hatte er seine Change; nein Taehyun war sich in der Zeit nach ihrem ersten Aufeinandertreffen klar geworden, dass er mehr über diesen Meerjungen erfahren musste und das ginge auch nur, wenn dieser frei war. Zudem wollte er sich nicht ausdenken, was grausames die Dorfleute mit ihm vorhatten, wenn sie ihn fangen würden. Ein Schauer lief dem braunhaarigen über den Rücken bei dem Gedanken.

Die ganze Haltung des Meerwesens entspannte sich, er atmete die Luft aus, die er angehalten hatte und ein kleines Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. Er war dankbar, dass der Junge niemandem Bescheid geben würde und ihn somit verriet und in Gefahr brachte. Auch Taehyun verlor ein wenig seiner Anspannung und traute sich somit unbewusst einen Schritt näher an den Jungen mit dem schillernden Fischschwanz.

"Wie heißt du eigentlich?", neugierig funkelnde Augen blickten seinen Gegenüber entgegen, fasziniert von seiner Erscheinung. "Beomgyu. Und du?" "Taehyun."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 16, 2022 ⏰

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Seemonster - oder doch nur BeomgyuWo Geschichten leben. Entdecke jetzt