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Jeongguk POV:


Wie sehr konnte man einen Menschen, den man noch vor ein paar Stunden gesehen hatte, vermissen? Die Antwort? Ja, die konnte ich mit einem lauten Stöhnen und jammern gepaart mit dem, ich zitiere mal Jimin: "traurigsten Hundeblick, den ich je gesehen habe." beantworten. Taehyung wurde um kurz nach 5 von seinem Vater abgeholt, und war wohl mittlerweile schon in Japan gelandet. Ich saß hingegen zusammen mit meinen beiden Freunden in der Mensa und versuchte meine Laune durch etwas zu Essen aufzubessern, was nur mäßig half.


"Du tust so, als hättet ihr euch monatelang nicht gesehen.." grinste Hoseok nur, als ich trüb in meinem Salat herum pikste. Ja, ich versuchte ein wenig mehr auf meine Ernährung zu achten, denn seitdem ich mit Taehyung zusammen wohnte, ließ ich meine Ernährung wirklich schleifen, genauso wie das normalerweise tägliche Training. "Sei leise.." murrte ich nur und nahm einen weiteren Bissen von meinem 'Hasenfutter', wie Jimin es immer nannte. "Lass ihn, Hobie. Er badet ganz gerne ein wenig im Selbstmitleid." erhob der Kleinste von uns die Stimme und fing sich somit einen bösen Blick meinerseits ein. "Und ihr schimpft euch meine besten Freunde.." schüttelte ich leicht meinen Kopf, ehe ich wieder auf mein Handy schaute.


Eigentlich wollte Tae sich direkt melden, wenn er in seinem Hotel angekommen war. Allerdings wartete ich noch immer vergeblich auf einen Text von ihm, was mich irgendwie nervös werden ließ. "Mach dir keine Sorgen, er ist vielleicht einfach noch im Verkehr oder sonst wo, aber wenn was wäre hätte er sich gemeldet.." tappte Jimin mir auf meine Schulter, bevor er mir durch die Haare wuschelte. "Jeonggukkie ist verliebt, du brauchst nicht versuchen, ihm die Sorge um seinen Mann zu nehmen." meinte Hoseok dann, bevor ich mich dazu entschloss, einfach schnell auf zu essen, und dann zu meiner nächsten Vorlesung zu gehen. "Ich geh dann mal, kommt ihr nachher vorbei?" fragte ich in die Runde, als ich mit meinem Tablett aufstand. "Klar, wir können dich doch nicht allein lassen." kam es nur von Min, ehe ich mich von den beiden verabschiedete.


Der nächste Kurs war einer, auf den ich mich wirklich gar nicht freute. Meine lieben Mitschüler waren hier wirklich das aller letzte, sie waren gefühlt die einzigen Studenten, die noch ein Problem mit meiner Person, oder eher meiner Beziehung hatten. Immer wieder kamen dumme Kommentare, dämliches Geläster oder einfach nur die Blicke, die manchmal wirklich Bände sprachen. Da ich aber versprochen hatte, mein Studium nicht schleifen zu lassen, wollte ich es einfach durchziehen. Vor allem aber, um es Taehyungs Mutter in irgendeiner Art und Weise zu zeigen. Ihr zu beweisen, dass ich eben nicht die absolute Niete und der totale Versager war, für den sie mich mit hundert prozentiger Sicherheit hielt.


"Mr. Jeon, sind sie noch anwesend?" hörte ich meinen Lehrer, der mich in dem Moment wirklich kalt erwischt hatte, denn ich hatte ihm bestimmt 5 Minuten lang nicht zugehört. "Ich... Ähm.." stotterte ich dann, bevor eine meiner Mitschülerinnen die Stimme erhob. "Er muss ja nicht aufpassen, sein Mann kann ihm sicher eine hübsche Handtasche kaufen, er selbst wird sowieso nie arbeiten gehen." lachte sie dann, und ich wäre am liebsten im Boden versunken. "Wieso? Er muss sich das alles ja auf eine ganz .. Besondere Art und Weise verdienen.." lachte das Mädchen neben ihr, und ein paar ihrer Freundinnen stimmten mit ein. Beschämt senkte ich meinen Blick, versuchte mir nicht anmerken zu lassen, wie sehr mich solche dummen Kommentare verletzten.


Unser Lehrer mahnte die Mädchen ab, doch das hatte sie die letzten Male auch nicht davon abgebracht, es immer und immer wieder zu tun. Der Rest der Stunde verlief ruhig, ich versuchte so gut es ging den Unterricht zu folgen, doch es fiel mir zunehmend schwerer. Taehyung hatte mir noch nicht geschrieben, und so langsam machte ich mir immer mehr Sorgen. War vielleicht irgendwas auf dem Flug passiert? Würde ich überhaupt in Kenntnis gesetzt werden, wenn ihm etwas zustoßen würde? Viele Fragen, die meine Aufmerksamkeit von dem Unterricht lenkten. Als die Uni endlich ein Ende fand, war ich schon fast fluchtartig von meinem Platz aufgesprungen und zum Bus gerannt, einfach nur, weil ich endlich nach Hause wollte. Jimin und Hoseok würden später noch vorbei kommen, und ich wollte noch duschen und etwas zu Essen bestellen, einfach um dann direkt den Kopf ausschalten zu können.


Die Zeit mit meinen Freunden war mir immer heilig gewesen, und vor allem jetzt wo ich mit meinen Gedanken ganz woanders war, merkte ich wie sehr ich ihre Unterstützung brauchte. Abgehetzt sah ich noch, wie mein Bus wegfuhr, und ich wie ein Meistersportler mit viel zu wenig Ausdauer trotzdem zu spät an der Haltestelle ankam. Verdammt, der nächste Bus kam erst in 15 Minuten, also hieß es für mich warten. Genervt ließ ich mich auf die Bank plumpsen und schloss kurz die Augen. Wenn ein Tag schlecht lief, konnte ich eigentlich aus Erfahrung sprechen, dass er nur noch schlimmer werden konnte. Dementsprechend hatte ich auch wirklich keine Lust, zu sehen, was der Tag noch für mich geplant hatte. Wieder schaute ich auf mein Handy, doch noch immer fehlte jegliche Nachricht von Taehyung.


Noch immer machten sich die schlimmsten Sorgen in mir breit, doch irgendwo war ich auch ein wenig böse. Wieso hatte er nicht eben ein paar Sekunden Zeit, mir ein einfaches 'Bin angekommen', zu schreiben? Naja, er war wohl einfach sehr beschäftigt. Mit dem Gedanken fand ich mich irgendwo ab und ließ meinen Blick über die vollen Straßen schweifen. Es kam mir vor wie ein Déjà-vu, als ein protziges Auto vor mir hielt, und die Scheibe der hinteren Sitzbank nach unten fuhr. "Jeongguk, mein Junge. Steig ein." lächelte mir Mrs. Kim entgegen, und ich sah kurz in den Himmel. Okay, das hatte das verdammte Schicksal also noch für mich geplant gehabt, wie zur Hölle sollte ich nur ein Gespräch mit dieser Frau aushalten?


"Na komm schon, wir haben ein kleines Gespräch zu führen." lächelte sie mich an und nahm sogar ihre Sonnenbrille ab, um mir tief in die Augen zu schauen. Kurz hob ich meine Augenbraue, entschied mich dann aber dafür, einfach zu machen, was sie von mir verlangte. "Ich fahr dich nach Hause, Junge." bot sie an, und ich nahm neben ihr Platz. Hätte ich gewusst, was diese Frau wieder alles herausgefunden und geplant hatte, wäre ich wohl lieber vor eines der vielen Autos gesprungen, bevor ich eingestiegen war.

Love, Vegas ᵗᵃᵉᵏᵒᵒᵏWo Geschichten leben. Entdecke jetzt